In den Armen des Freibeuters: Erst wies sie ihn ab - doch dann entflammte seine Leidenschaft ihr Herz (German Edition)
behindert gewisse meiner Geschäfte. Und ist dabei, noch mehr zu stören.«
»Und was sind das für Geschäfte?«
Harding schlug mit dem Stockende auf den Tisch, so dass der andere zusammenzuckte. »Das geht Sie nichts an. Sie brauchen nur zu wissen, dass Sie Ihre Freiheit bekommen, wenn Sie dafür O’Connor beseitigen.«
»Ich dachte schon, dass Sie mich nicht aus uneigennützigen Gründen aufsuchen. Aber meine Freiheit habe ich ohnehin. Ich habe als Captain mein Wort gegeben, nicht zu flüchten. Ich darf mich frei bewegen, nur nicht das Land verlassen. Und irgendwann lassen sie mich gehen.« Rochard trank schlürfend den Krug aus, dann schob er ihn mit einer auffordernden Geste zu Harding hinüber.
Harding bedeutete seinem Ersten Maat mit einer Kopfbewegung, Nachschub zu holen. »Freiheit? Ihr Wort?«, sagte er, als ein voller Krug vor Rochard abgesetzt wurde. »Können Sie sich von der Freiheit etwas kaufen? Oder von Ihrem Wort? Vielleicht noch mehrere solcher Krüge? Oder wollen Sie sich ohnehin zu Tode saufen?«
Rochard murmelte etwas Obszönes und starrte Harding wütend an.
»Bekommen Sie von Ihrem Ehrenwort ein Schiff?«, fragte Harding weiter.
Der Mann lachte. »Ein Schiff? Bekomme ich etwa von Ihnen meines zurück?«
Harding musterte den Mann verächtlich. »Hätten Sie es sich nicht abjagen lassen.«
Rochards gerötete Augen wurden schmal. »Wenn Sie …«
Harding hob die Hand. »Ich habe ein Schiff für Sie. Und einen Auftrag. Der Mann, für den ich arbeite, will eine Flotte aufbauen. Eine private Flotte, die in Ostindien stationiert sein soll. Er sucht Leute, die etwas von Schiffsführung verstehen und nicht zimperlich sind.«
Rochard pfiff leise durch die Zähne.
»Das Geschäft dort«, fuhr Harding fort, »ist interessant. Auch für die Amerikaner. Sie sind dabei, einen Konvoi zusammenzustellen, der nach Madras und Kalkutta reisen soll. Es handelt sich um eine Gruppe von Kaufleuten, die teils auf eigene Rechnung, teils im Auftrag von Handelshäusern unterwegs ist. Und wie es sich ergibt, kenne ich zufällig die Strecke, die sie nehmen wollen.«
Rochard schob den Krug von sich weg und lehnte sich zurück. »Ein Schiff?«, fragte er nach einer Weile, in der er sich die Sache durch den Kopf hatte gehen lassen.
»Ein Schiff. Leute. Und Sie sorgen dafür, dass Jack O’Connor verschwindet.«
Der Franzose schüttelte den Kopf. »Nur dafür, dass ich diesen Dreckskerl verschwinden lasse? Soll ich ihn auf die Reise mitnehmen?«
»Wenn Sie so an ihm hängen?« Harding lachte spöttisch auf. »Das überlasse ich Ihnen. Vielleicht erscheinen Ihnen andere Maßnahmen geeigneter, um Ihren Rachedurst zu befriedigen. Man wird nicht lange nachforschen – der Kerl hat hier nicht unbedingt einen guten Ruf, und es gibt etliche, die ihn lieber tot als lebendig sehen würden. Falls man der Angelegenheit doch nachgeht, sind Sie mit Ihrem neuen Schiff schon etliche Seemeilen weit fort.«
»Die Sache stinkt irgendwie«, sagte Rochard misstrauisch.
»Sie werden Papiere mitnehmen, die man bei mir nicht finden darf. Ich erwarte Sie in Port Royal«, fuhr Harding kalt fort. »Aber dieses Mal«, er lehnte sich vor, »werden Sie sich nicht ins Bockshorn jagen lassen, sondern dafür sorgen, dass die Papiere auch wirklich dort ankommen, wo sie sollen. Und jetzt erzählen Sie mir genau, was damals passiert ist.«
Als sie die Spelunke verließen, bemerkte Hardings Erster Maat: »Meinen Sie, der Kerl ist zuverlässig, Sir?«
»Das ist in diesem Fall gleichgültig. Wir brauchen einen Sündenbock. Es sind uns zu viele auf den Fersen, wir müssen sie ablenken. Besonders dieser Miller ist lästig, obwohl ich ihm O’Connor in die Hände spielen wollte. Der Tipp, dass O’Connor Charbal die Unterlagen abgenommen hat, kam von einem meiner Männer, der ihn geschickt an Miller weitergegeben hat, nachdem ich herausgefunden habe, dass die Pläne nutzlos waren. Aber irgendetwas scheint schiefgegangen zu sein, andernfalls wäre O’Connor jetzt schon beseitigt. Dafür haben sich einige Kerle auf meine Fährte gesetzt. Also werde ich Rochard irgendwelche Papiere übergeben, und zwar so, dass Miller und seine Leute vermuten, ich würde Rochard als Boten verwenden. Auf diese Weise legen wir nicht nur eine falsche Fährte, sondern werden auch endlich diesen O’Connor los. El Capitano wollte zwar, dass wir ihn nach Ostindien lotsen, aber der Kerl wird zu gefährlich und zu lästig. Und er steht – was der Capitano noch nicht
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