In den Armen des Fremden
kannst sie jetzt nicht allein lassen.
Während er nach der Klinke griff, hoffte er, die Tür wäre abgesperrt. Das wäre die beste Entschuldigung … Vorsichtig drückte er sie nach unten, und … die Tür ging einen Spaltbreit auf.
Als er sie öffnete, sah er Kitty, die sich gerade den Mund gespült hatte. Strähnen ihres dunklen Haares fielen ihr ins Gesicht. Mit zornig blitzenden Augen sah sie ihn an.
„Ich habe gesagt, du sollst gehen!“ Aber ihre Hände zitterten, als sie sich auf einen Korbstuhl im Badezimmer sinken ließ.
Ford war sich sicher, dass er richtig gehandelt hatte. Er verschloss die Tür, damit niemand ungebeten hereinkommen konnte, und sagte: „Dein Stolz sollte dich nicht daran hindern, um Hilfe zu bitten.“
„Vielen Dank für die Belehrung!“ Sie legte die Wange gegen die kühlen Wandfliesen. „Nächstes Mal, wenn dir schlecht ist, fliege ich sofort nach Kalifornien, um dir gute Ratschläge zu geben.“
„Okay, ich rufe dich rechtzeitig an.“ Er lachte. Dann nahm er einen Waschlappen aus dem Rattanregal, hielt ihn unter das kalte Wasser und gab ihn Kitty. „Hier.“
„Danke.“ Sie legte den Waschlappen auf ihre Stirn und seufzte erleichtert.
Dieses Seufzen berührte Ford zutiefst. Unvermittelt wuchs der Wunsch in ihm, sie zu beschützen, für sie zu sorgen – und sie zu besitzen.
Seltsam war nur, dass er Kitty sogar in dieser Situation unglaublich sexy fand …
Als er sich etwas in dem Badezimmer umsah, entdeckte er eine Tasse auf dem Waschtisch, spülte sie aus und füllte sie mit Wasser. Dann kniete er sich neben den Stuhl, auf dem Kitty mit geschlossenen Augen saß, und hielt ihr die Tasse hin.
Kurz darauf schlug Kitty die Augen auf und sah Ford an. Ob sie die Glut in seinen Augen gesehen hatte oder nicht, ließ sie sich nicht anmerken. Aber zwischen ihnen schien die Luft zu knistern, als Kitty das Wasser in kleinen Schlucken trank.
Fast rechnete Ford mit einem ihrer bissigen Kommentare, doch sie sagte einfach nur: „Danke.“
„Gern geschehen. Kann ich sonst noch etwas für dich tun?“
„Ja, du kannst mir einen von meinen Lollis holen. In der rechten Schreibtischschublade.“
Ford, der froh war, dass er helfen konnte, ging sofort ins Büro. Das Erste, was er sah, war ein Zeichenblock mit einer großen Bleistiftzeichnung auf dem obersten Blatt. In der linken unteren Ecke befand sich ein kleines Mädchen in einem niedlichen Kleid und mit entsetztem Gesichtsausdruck. Die Kleine hatte dunkle Locken und große Augen, wie ein Kinderstar, doch die Ähnlichkeit mit Kitty Biedermann war unverkennbar.
Auf die Kleine hatte es ein hässliches Monster mit gefletschten Zähnen abgesehen, das bereits die Krallen nach ihr ausstreckte. Auf dem Körper des Untieres prangten unübersehbar die Buchstaben F, M und J. – Eine ebenso packende wie humorvolle Zeichnung.
Also zeichnete Kitty! Mit einem Lächeln blätterte Ford die Seite um.
Die anderen Bilder waren keine Cartoons, sondern Schmuckentwürfe, die im selben witzigen Stil angefertigt waren und fein verzierte Ohrringe und Halsketten zeigten.
„Einen von den gelben, wenn es geht“, rief Kitty aus dem Bad.
In der Schublade fand Ford die Tüte mit den Lutschern und nahm einen gelben heraus. Dann blätterte er noch einmal die Zeichnungen durch.
Als er zurück zu Kitty ging, klemmte er sich den Block unter den Arm, um den Lolli auszuwickeln. „Und die Dinger helfen?“, fragte Ford.
Kitty steckte den Lutscher in den Mund und begann, genüsslich daran zu saugen, ein Bild, das Ford unglaublich erotisch fand.
Mit vollem Mund antwortete sie: „Ja, es sind keine gewöhnlichen Süßigkeiten. Sie enthalten Vitamin C und schmecken leicht säuerlich – gut gegen morgendliche Übelkeit.“
Morgendliche Übelkeit, überlegte Ford, ist immer ein Zeichen dafür, dass ein Baby unterwegs ist. Ob es nun von mir ist? … Oder nicht? …
Auf jeden Fall fasste Kitty allmählich Vertrauen zu ihm. Eine Welle der Fürsorglichkeit ergriff Ford, und ihm wurde seltsam warm ums Herz.
Kitty schwankte ein wenig, offensichtlich fühlte sie sich noch immer etwas wacklig auf den Beinen. Sogleich stützte Ford sie. Als er dabei ihren Arm berührte, merkte er, dass sie sogar leicht zitterte. Die warme Empfindung in seiner Brust verstärkte sich.
Ehe sie widersprechen konnte, legte er einen Arm um sie und führte sie zum Sofa in ihrem Büro.
Gerade als sie das Bad verließen, ging die Bürotür auf und Marty kam herein. Wie angewurzelt blieb er
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