In Den Armen Des Normannen
bekommen, aber nicht eher!«, erklärte er.
Er lehnte sich zurück, bereit, die Szene zu genießen.
Lillyth wurde beinahe ohnmächtig vom Gewicht des Helms und des Kettenhemdes, und die Aufgabe, die jetzt vor ihr lag, war ungeheuer. Sie quälte sich mit einigen der Dinge ab, aber sie schaffte es nicht. Sie zog den Helm ab und wischte sich die Stirn. Sie wusste, dass der Augenblick gekommen war, an dem sie Guy gegenübertreten musste. Doch dann kam ihr die Erleuchtung. Wenn er nun weiß, dass ich es bin?, überlegte sie. Sicher würde er Nicholas die Aufgabe nicht allein überlassen, während er unter einem Baum saß und Bier trank. Wenn er nun nur darauf wartet, dass ich ihn um Verzeihung bitte? Sie holte einen Ballen Wolle vom Wagen, legte sich auf den Weg und zog den Ballen über sich. Dann schrie sie auf, schloss die Augen und wartete. Ehe sie noch zweimal Luft geholt hatte, kniete Guy bereits neben ihr.
»Lieber Gott«, betete er. »Lass sie bitte nicht verletzt sein.«
Sie blinzelte zwischen halb geöffneten Lidern hervor und sah, dass sein Gesicht so kreidebleich war, dass es ihr Leid tat. »Oh, Liebling, mach dir keine Sorgen, ich bin nicht verletzt.«
Sie mussten ein so lächerliches Bild abgegeben haben, dass Guy zu lachen begann. Sie setzte sich halb auf. »Hol diese verdammte stinkende Wolle von mir herunter, wahrscheinlich sind sogar Läuse darin«, sagte sie.
»Du kleines Luder.« Er lachte. »Ich werde mir für dich eine lange Rute besorgen.«
»Du hast eine lange Rute für mich«, antwortete sie schelmisch.
»Lillyth, manchmal schockierst du mich wirklich«, meinte Guy
»Hilf mir aus diesem Kettenhemd, ich habe keine Ahnung, wie du es ertragen kannst, in so etwas zu reiten.«
»Wir haben nur ein Zelt bei uns, meine Liebe, du wirst heute Nacht nicht allein sein können.«
»Aber du auch nicht«, antwortete sie neckend.
»Ich habe nichts dagegen, wenn ich Zuschauer habe«, drohte er.
»Oh, nein, das würdest du nicht tun!«, rief sie, doch dann sah sie, dass er sie nur aufzog.
Als sie in London ankamen, suchte Guy einen bequemen Gasthof für sie und mietete dort zwei Schlafzimmer. Ihr Zimmer war geräumig, mit einem hübschen Kamin und einem Fenster, von dem aus man auf den geschäftigen Hof des Gasthauses blicken konnte. Guy ließ Lillyth allein, während er mit seinen Männern zu Williams Hof ritt. Er war entschlossen, die Wolle noch heute zu verkaufen, damit niemand die ganze Nacht Wache halten musste. Er fragte seine Männer, ob sie die bestellten Stoffe zu Robert nach Berkhamstead bringen wollten, denn so hätte er ein paar Tage frei, um Lillyth London zu zeigen. Die Männer stimmten gern zu, und er übergab das Kommando an Hugh Montrose, weil dieser den Weg kannte, immerhin war er auf der letzten Reise zusammen mit Guy dorthin geritten.
21
Als Hugh von Godstone weggeritten war, war es ihm schwer gefallen, Adela zurückzulassen. Je weiter er ritt, desto mehr war er in Gedanken bei ihr. Er machte sich Sorgen, dass man sie in seiner Abwesenheit belästigen könnte, obwohl er sie wieder und wieder gewarnt hatte, kein Risiko einzugehen, indem sie allein umherlief, nicht einmal bei Tage. Er hatte sich schon beinahe entschieden, Adela zu bitten, seine Frau zu werden. Sein ganzes Leben lang war er ein überzeugter Junggeselle gewesen, hauptsächlich, weil er noch nie eine Ehe erlebt hatte, die glücklich war, doch wenn er Guy und Lillyth beobachtete, begriff er, dass er seine Jahre verschwendete, dass es Zeit war, sein Glück mit beiden Händen zu packen, ehe es zu spät war.
In Godstone sang Adela vor sich hin, während sie ihre Tagesarbeit verrichtete. Ihre Gedanken gingen wieder und wieder zu Hugh Montrose, und sie war sich klar darüber, dass sie sich auf die Rückkehr ihres Mannes freute und sich nicht wie in der Vergangenheit davor fürchtete. Sie lachte vor sich hin, als sie an den Tag dachte, an dem sie die Matratze geöffnet hatte, um das geknotete Band daraus zu entfernen. Sie wollte Morag gegenüber sehr großzügig sein und entschied sich, ihr ein wenig Marmelade zu bringen. Sie wollte Morag nach der uralten Sitte ausfragen, die junge Frauen einhielten, wenn sie einen Heiratsantrag bekommen wollten. Wenn sie sich recht daran erinnerte, musste man dafür einen Kuchen mit Mehl und Asche backen, musste eine Hälfte davon essen und die andere unter das Kopfkissen legen. Oder war es so, dass man einen
Kuchen mit schwarzen und weißen Bohnen darin backen musste? Wenn man eine weiße
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