In Den Armen Des Normannen
Bohne fand, war die Antwort ja. Nun ja, Morag würde es ihr sagen können.
Morag war nicht in ihrer Hütte sondern sie war bei einer Bauersfrau, die in den Wehen lag. Eine Entbindung hatte für eine Frau immer etwas morbide Faszinierendes, also ging Adela zu Elfridas Hütte. Die Hütte war voller Frauen. Elfridas Tochter lag auf einer Binsenmatratze auf dem Boden, ihr Leib war von dem Kind gewölbt. Offensichtlich lag sie schon seit zwei Tagen in den Wehen, und als letzte Rettung hatte man schließlich nach Morag geschickt. Morag war in einer Zwickmühle gefangen. Sie nahm an, dass das Mädchen schon viel zu viel gelitten hatte und sowieso sterben würde, also fürchtete sie sich davor, sie zu berühren. Sie wollte nicht dafür verantwortlich gemacht werden, wenn das Mädchen starb, und wie die menschliche Natur nun einmal war, wusste sie, dass genau das eintreten würde, wenn sie es versuchte und das Leben des Mädchens dennoch nicht zu retten war. Sie sah sich die Frauen genauer an. Die jüngeren Frauen, die sich wahrscheinlich irgendwann einmal im gleichen Zustand befinden würden, baten für das Mädchen um Hilfe. Die älteren Frauen, die aus dem Alter heraus waren, in dem sie Kinder bekamen, waren grober und behaupteten, dass es in der Natur der Frau lag, im Kindbett zu leiden.
Schließlich fühlte sich Morag herausgefordert, denn ihre Stellung in der Hackordnung des Dorfes stand auf dem Spiel. Ohne die junge Frau zu berühren, befahl sie den anderen Frauen, eine leere Eierschale mit Hopfen und Malz zu füllen, sie im Feuer zu erwärmen und die zukünftige Mutter dazu zu bringen, das Ganze zu trinken.
Adela sah voller Entsetzen zu, als sie die Frau, die sich in den Wehen wand, dazu brachten, den Inhalt der Eierschale zu schlucken. Das arme Geschöpf musste sich in der Folge erbrechen und fing dann an zu schreien. Das Gerede in der Hütte war makaber. Eine Frau behauptete, dass das Kind zu groß war, um herauszukommen, dass es die Eingeweide des Mädchens zerstören und dieses verbluten würde. Eine andere stimmte ihr zu. »Es sind immer die Köpfe!«, behauptete sie. »Alle Kinder, die in dieser Familie geboren werden, haben große Köpfe. Die Geburt wird das arme Mädchen zerreißen.«
Adela verließ die stinkende Hütte und lief so schnell sie konnte zurück zur Halle.
»Lady Alison, Ihr müsst schnell kommen! Elfridas Tochter liegt schon seit Tagen in den Wehen, und sie nehmen in ihrer Ignoranz schon zu Zaubersprüchen Zuflucht. In dieser Hütte ist es wie in einem Alptraum. Ich hasse es, dorthin zurückzugehen, aber wir müssen versuchen, der armen Seele zu helfen.«
Als Alison das Mädchen sah, das in ihrem eigenen Schweiß lag und dessen geisterhafte Blässe zeigte, dass der Tod schon auf sie wartete, übernahm sie sofort die Führung.
»Räumt diese Hütte!«, befahl sie. »Verschwindet alle, du auch, Elfrida - raus.«
Sie sah Morag an. »Ihr solltet es besser wissen, Frau, schämt Euch! Geht zur Halle zu Adela. Sie wird Euch saubere Laken geben. Und geht zur Vorratskammer und holt mir etwas Polei. Ihr erkennt es an der blassroten Farbe.«
Als Alison allein mit der jungen Frau war, untersuchte sie diese und stellte fest, dass das Kind mit dem Po zuerst kommen wollte. Sanft und langsam schob sie den kleinen Körper zurück durch den Geburtskanal, so weit sie konnte und brachte ihn in die richtige Lage für die Geburt. Das Mädchen stieß ein paar bemitleidenswerte Schreie aus, doch sie hatte schon so viele Stunden geschrien, dass sie keine Kraft mehr hatte. Als die beiden Frauen zurückkamen, gab Alison ihnen ihre Befehle. Sie legten das Mädchen auf saubere Laken und mischten das Kraut mit warmem Wasser. Es schmeckte scharf und aromatisch, sofort hörte sie auf, sich zu übergeben. Das Kraut würde helfen, das Kind auszutreiben, ob es nun tot war oder noch lebte. Es war wie ein Wunder. Ganz plötzlich erschienen zwei Füße, dann glitt der Po heraus und schließlich kamen auch noch mit ein wenig Hilfe von Alison die Schultern und der Kopf heraus. Alison seufzte erleichtert auf, genau wie Adela und Morag, die neben ihr standen.
Die junge Mutter war gnädigerweise in Ohnmacht gefallen und würde sich sehr wahrscheinlich wieder erholen, wenn die Blutungen aufhörten. Alison lehnte sich zurück. »Wir Frauen haben tausend Dinge in unserem Leben, die wir nicht ertragen können, aber irgendwie schaffen wir es doch immer wieder. Wir schaffen es!« Die anderen Frauen stimmten ihr schweigend
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