In Den Armen Des Normannen
Menschen gibt.«
»Mein Lord, sie verstecken sich in ihren Hütten. Sie fürchten sich«, berichtete Aedward.
»Dann werden wir sie holen müssen«, entschied Guy Er betrat die erste Hütte und jagte die Bewohner nach draußen, dann leerte er noch fünf weitere Hütten.
»Holt die Männer aus jeweils sechs Hütten zusammen. Das sollte genügen, um weiterzumachen.«
Die Bauern murmelten laut, sie griffen nach den magischen Amuletten, die sie um ihren Hals trugen und hielten sie fest. Aus Neugier zog Rolf einem Mann einen kleinen ledernen Beutel vom Hals und untersuchte den Inhalt.
»Bah! Was auch immer da drinnen ist, es stinkt zum Himmel!«, rief Rolf und hielt den Beutel auf Armeslänge von sich.
»Lass mich sehen«, befahl Guy Er leerte den Inhalt des Beutels und suchte neugierig darin herum.
»Das sieht aus wie eine tote Fledermaus!«, meinte er ungläubig. »Hol mir einen weiteren Beutel«, befahl er Rolf.
Der Leibeigene versuchte verzweifelt, Rolf daran zu hindern, ihm sein Amulett vom Hals zu ziehen, doch Rolf gelang es trotzdem. Sie untersuchten den Inhalt.
»Das sieht aus wie die Knochen von Hühnern oder Tauben«, meinte Rolf.
»Es sieht aus wie Hexerei!«, rief Guy heftig. Er wandte sich an Aedward. »Wo ist die Quelle dieser Scheußlichkeiten?«, wollte er wissen.
Aedward tat so, als wisse er es nicht, aber Edgarson, der gleich neben ihm stand, um sich das Schauspiel nicht entgehen zu lassen, wie die Männer geschoren wurden, meldete sich voller Eifer. »Morag, die Hexe!«, rief er und deutete auf ihre Hütte. Mit dem lebhaften Verstand, den Kinder besitzen, hatte er bereits einige normannische Wörter aufgeschnappt. Gemischt mit Guys wenigem Wissen über die angelsächsische Sprache, unterhielten sie sich entsprechend. Guy fuhr Edgarson durchs Haar, als Zeichen der Anerkennung, dann ging er mit grimmigem Gesicht zurück in die Halle, so schnell, dass Aedward und Rolf nicht mit ihm Schritt halten konnten.
»Alison!«, rief er, so laut er konnte.
Sie kam schnell angelaufen, voller Schreck darüber, was ihn dazu gebracht haben mochte, so zu schreien.
»Mein Lord, was ist geschehen?«
»Madame, ist Euch bewusst, dass diese Leute sich unter Eurer Nase der Hexerei hingeben?«, verlangte er zu wissen.
»Hexerei?«, protestierte sie.
»Die Leute im Dorf werden von dem Gewicht all der magischen Amulette und Talismane so niedergedrückt, dass sie kaum noch laufen können«, warf er ihr vor.
»Oh, Ihr meint die Sachen, die sie von Morag bekommen, mein Lord«, meinte sie erleichtert. »Die sind doch harmlos.«
»Besuchen diese Leute eigent lich die Kirche, wie gute, got tesfürchtige Christen?«, fragte er ungläubig.
»Nun ja, niemand hält sie davon ab, die Kirche zu besuchen. Wir alle gehen natürlich hin, aber die Bauern besuchen die Kirche nicht regelmäßig.«
»Von jetzt an werden sie das tun. Alle! Selbst, wenn wir die Kirche vergrößern müssen«, donnerte er.
Sie senkte den Kopf. »Ganz, wie Ihr wollt, mein Lord.«
»Lady Alison, ich bin schockiert. Ich kann Euer Benehmen kaum dulden!«, rief er aus.
Sie lächelte reumütig. »Die Engländer sind nicht so frömmlerisch wie wir Franzosen.«
»Frömmlerisch?«, brüllte er. »Rolf, such diese Morag und hänge sie!«, befahl er.
Alison wurde ganz blass. »Nein, mein Lord, ich flehe Euch an. Was können denn ihre Liebestränke und Horoskope schon für einen Schaden anrichten?«
»Horoskope? Liebestränke?« Er lachte. »Das kann doch nicht Euer Ernst sein!«
Schnell erkannte sie ihren Vorteil, als er lachte. »Als sie erfahren haben, dass die Normannen kommen, sind sie alle zu Morag gelaufen und wollten von ihr Amulette haben, die sie beschützen. Ihr seht ja, dass es geholfen hat - das Schicksal hat uns einen Mann geschickt, der Erbarmen mit uns hat!«
»Ihr glaubt wohl, wenn Ihr mir schmeichelt, werde ich die alte Hexe nicht aufhängen«, warf er ihr vor.
»Glaube ich etwa das Falsche, mein Lord?«, fragte sie voller Wagemut.
Er hielt inne, dann kam er ihr auf halbem Weg entgegen. »Ich werde sie mir selbst ansehen, ehe ich eine Entscheidung treffe.«
Guy betrat Morags Hütte ohne weitere Umstände. Aedward blieb am Eingang stehen, ihm war bewusst, dass er zwischen zwei Parteien stand. Während Greediguts von seinem Platz in der Nähe des Daches krächzte, begegnete Morag dem eindringlichen Blick des Normannen, ohne mit der Wimper zu zucken.
»Aedward wird für uns übersetzen«, erklärte Guy »Wort für Wort«, warnte er
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