In Den Armen Des Normannen
die Lippen kamen, verzauberten sie. Sie hätte ihm die ganze Nacht zuhören können. Esme wusste, dass Worte eine Frau viel schneller zur Verzückung bringen konnten als der leidenschaftlichste körperliche Einsatz. Als er kurz vor der Morgendämmerung aufstand, um sich anzukleiden, war sie verzweifelt. Sie wollte ihn anflehen, nach Einbruch der Nacht zu ihr zurückzukommen, doch dann dankte sie allen Heiligen im Himmel, dass sie nicht mit ihrem Wunsch herausgeplatzt war, als er murmelte: »Je suis desole, dass ich dich jetzt verlassen muss, ma petite. Sobald das Licht des Tages schwindet, werde ich in deine Arme zurückkehren.«
Emma wollte ihn für immer. Sie wünschte sich keinen anderen Mann zum Ehemann. Wie sie ihn dazu bringen konnte, sie zu heiraten, erfüllte ihre Gedanken. Sie packte einen alten, warmen Schal ein, den sie gut entbehren konnte und nahm ihn mit zu Morag.
Morag seufzte. »Also beginnt alles wieder von vorn. Wo immer es Männer gibt, gibt es auch die Angst vor einer Schwangerschaft.«
»Morag, ich wünsche mir jetzt verzweifelt ein Kind. Gib mir etwas, das mich fruchtbar macht.«
»Du hast so viel gekochten Farn getrunken, dass du fürchtest, unfruchtbar zu sein?« Morag lachte leise.
»Ist es das, was du mir gegeben hast?«, fragte Emma.
Morag ignorierte ihre Frage. »Melde ist die Heilung für Unfruchtbarkeit. Mach einen Sirup aus Meldekraut mit Honig.«
»Wo finde ich dieses Kraut?«
»Das gibt es überall. Es wächst auf jedem Dunghaufen«, lachte Morag, die wusste, wie empfindlich Emma war.
Für Guy schien der Tag hundert Stunden zu haben. Es gab so viele Vorbereitungen, die erledigt werden mussten, ehe sie aufbrachen, um zu Williams Armee zu stoßen. Er wusste, dass er nicht viele Männer zurücklassen konnte, um all das zu bewachen, was ihm lieb geworden war, denn William hatte ihm befohlen, mit seiner ganzen Streitmacht nach London zu kommen. Obwohl er wusste, dass Rolf es vorziehen würde, an seiner Seite zu reiten, bat er ihn, in Godstone zu bleiben, weil er der Einzige war, dem Guy vollkommen vertraute. Er machte sich keinerlei Sorgen über das, was vor ihm lag, seine einzige Sorge galt seiner Liebsten, die er nicht mehr mit seiner eigenen Anwesenheit schützen könnte. Es hatte keine Angriffe mehr in den Nächten gegeben, und er hoffte verzweifelt, dass es ein einmaliger Vorfall gewesen war. Wenn er zurückkehrte, so hatte er beschlossen, würde er seinen Besitz ausbauen und befestigen, damit er sich nie wieder fürchten musste. Die Angelsachsen waren große Dummköpfe, wenn es darum ging, ihr Land zu verteidigen. Normannen waren bessere Baumeister, stärkere Führer, größere Kämpfer und Verteidiger. Guy fand, dass es eine große Verschwendung war, dass die Lehnsmänner, die als Schafhirten und Schweinehirten arbeiteten, nicht dazu ausgebildet waren, ihr Land zu verteidigen. Und noch etwas wollte er ändern. Er glaubte, dass ein Lord sich nicht vor einem Aufstand fürchten musste, wenn seine Bauern bewaffnet waren, vorausgesetzt sie hatten einen fairen Herrn, der ihren Familien auf dem Schlosshügel und im Schlosshof Schutz bot, wenn Angreifer sie bedrohten. Er ließ Aedward als Verantwortlichen in Oxstead zurück, weil er sich dort auskannte, außerdem konnte er ihn wohl kaum nach London mitnehmen. Jeder Ritter war für seine eigene Rüstung, seine Waffen und für den Schutz seines Pferdes verantwortlich. Guy hatte vielen Kämpfern die Aufnahme in seine Streitmacht verweigert, weil sie kein eigenes Pferd besaßen. Aus offensichtlichen Gründen wollte er keine Fußsoldaten haben. Die Schmiede lief Tag und Nacht, es wurde repariert, gesäubert und geschärft. Lanzen wurden aus frisch geschlagenem Lärchenholz hergestellt, und überall sah man bewaffnete Männer, die sich auf Speere stützten oder auf die Griffe ihrer Schwerter, die mit der Spitze zum Boden zeigten. Lebensmittel für die Männer und Futter für die Pferde mussten auf Wagen geladen werden, und die Beute, die sorgfältig eingepackt und bewacht wurde, musste zu William gebracht werden. Es war November, und er hatte William versprochen, um diese Zeit aufzubrechen. Jetzt konnte er die Abreise nicht länger verschieben. Morgen früh mussten sie aufbrechen. Er konnte es kaum erwarten, bei Lillyth zu sein, und als er den Männern sagte, dass es bald Zeit zum Abendessen sei, lächelten sie hinter vorgehaltenen Händen, denn der Tag war noch lange nicht vorüber.
In der Halle sah er sich nach Lillyth um, doch er
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