In Den Armen Des Normannen
sie insgeheim.
Ihre Ablehnung traf ihn hart. Er hielt ihr seinen Armstumpf entgegen. »Ist das der Grund dafür?«, rief er.
»Die Frage ist deiner nicht wert, Aedward«, antwortete sie leise.
Er sah sie an und erkannte die Wahrheit in ihren Worten.
Lady Hilda lebte noch einige wenige Tage, in einer Nacht, in der Lillyth an ihrem Bett Wache hielt, machte Aedwards Mutter ihren letzten, angestrengten Atemzug. Lillyth ging zu dem Zimmer nebenan, in dem ihre Mutter schlief und überlegte, ob sie zuerst Rolf aufwecken sollte, damit dieser einen Mann nach Oxstead schickte, um Aedward zu holen. Sie betrat das Zimmer ihrer Mutter, ohne anzuklopfen, dann blieb sie wie angewurzelt auf der Schwelle stehen. Alison und Rolf hielten einander nackt in den Armen, in der leidenschaftlichsten Umarmung, die Lillyth je gesehen hatte. Mit offenem Mund stand sie da, sie wurde ganz blass und murmelte dann endlich: »Lady Hilda ...«
Alison griff nach ihrem Morgenmantel. »Ich komme sofort«, sagte sie.
»Ich werde jemanden nach Oxstead schicken«, erklärte Rolf.
Lady Hilda wurde aufgebahrt und gewaschen, das Bett wurde frisch bezogen, und während der ganzen Zeit sprachen Lillyth und ihre Mutter nicht miteinander. Als dann Weihrauch verbrannt worden war, um die Luft im Raum zu erfrischen, winkte Lady Alison Lillyth zu, damit diese ihr folgte. Sie gingen in Lillyths Zimmer, und Lady Alison schloss die Tür hinter ihnen.
»Ich bin eine leidenschaftliche Frau, Lillyth, und Rolf ist ein ganzer Mann. Was hast du denn erwartet? Denkst du, dass du und Guy die Einzigen sind, die nackt in ihrem Zimmer ein wenig Sport treiben? Sei keine Heuchlerin, Lillyth!«
»Es tut mir Leid, Mutter«, erklärte sie demütig.
Aedward brachte seine Mutter nach der Messe in der Kirche von Godstone zur Beerdigung nach Oxstead. Nachdem der Priester die heiligen Worte über dem kleinen Sarg gesprochen hatte und die Erde in das Grab fiel, betrachtete Lillyth Aedwards verhärmtes Gesicht und fühlte eine schreckliche Reue wegen der grausamen Worte, die sie ihm gesagt hatte. Während sie ihn beobachtete, wurde ihr klar, dass er nicht länger ein Junge war, wie sie es ihm in ihrem Herzen vorgeworfen hatte. Er war in der Tat ein Mann geworden. Ihre Aufmerksamkeit wurde unerklärlicherweise von einem der Fenster im Haus angezogen. Was hatte sie dort gesehen? Hatte sie die Gestalt eines Mannes erkannt, der sie beobachtete, jemand, der nicht hierher gehörte, der eigenartig und unnatürlich war? Ein Schauer rann durch ihren Körper, und sie bekam eine Gänsehaut. Genau das gleiche Gefühl hatte sie auch damals gehabt, als sie Oxstead besucht hatte, plötzlich konnte sie es nicht ertragen, auch nur einen Augenblick länger hier zu bleiben. Geister, das Haus war voller Geister, und sie bedrohten ihren Seelenfrieden. Schnell wandte sie sich ab, die anderen folgten ihr langsamer, weg von dem Grab, weg von Oxstead und seinen Toten, hin nach Godstone, nach Hause, zum Leben!
Edwina hatte zugesehen, wie der Sarg von Lady Hilda auf einen Wagen geladen wurde und sich die Trauergesellschaft auf den Weg nach Oxstead gemacht hatte. Sie folgte den Reitern in einigem Abstand zu Fuß. Sie hatte keine Ahnung, warum sie das tat, sie wusste nur, dass sie es tun musste. Aedward brauchte Trost. Wenn niemand anderer ihm diesen Trost schenken würde, dann würde sie es tun. Sie kam gerade noch rechtzeitig an, um zu sehen, wie er ein Gebet für die Seele der Lady sprach. Sie sah, wie Aedward die Gesellschaft aus Godstone in die große Halle einlud. Sie sah auch, wie Lillyth den Kopf schüttelte und sich heftig abwandte. Sie sah ihnen allen nach, wie sie zurück nach Godstone ritten, doch diesmal folgte sie ihnen nicht. Aedward hielt Wache neben dem Grab, bis die Dämmerung anbrach. Edwina wusste, dass er die ganze Nacht dort bleiben würde, wenn sie nicht einschritt. Zögernd ging sie auf ihn zu und sprach leise seinen Namen aus.
»Edwina, was tust du hier?«
»Ich wollte nicht, dass du heute Nacht allein bist«, erklärte sie schlicht.
Er sah ihr tief in die Augen und erkannte, dass sie seinen Schmerz teilte. Aus ihren Augen leuchtete ihm eine so große Liebe entgegen, dass er sie weder ablehnen noch leugnen konnte.
»Lass mich heute Nacht bei dir bleiben«, bat sie.
»Ich möchte gern, dass du eine Weile bei mir bleibst. Aber dann muss ich dich nach Hause bringen.«
Sie lächelte ihn an und sagte ihm damit, was auch immer er entschied, sie wäre einverstanden.
»Komm, ich
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