In Den Armen Des Normannen
von London erreichten, wogten sie mit der Menschenmenge hindurch, nur um dann festzustellen, dass jede Straße und jeder Weg verstopft war. Ihre Pferde wurden sehr aufgeregt, und im Sattel zu bleiben erforderte ihr ganzes Können, das sie sich in den Zeiten des Krieges angeeignet hatten.
Jedes Gasthaus schien von Menschen überzuquellen, die Leute in der Stadt ergaben eine kunterbunte Mischung, bunter als alles, was sie bis jetzt auf den Straßen gesehen hatten. Überall gab es schwarze Männer, Männer mit Turbanen und Juden. Es schien, als ob Menschen aus jeder Ecke der Welt sich an diesem Ort und zu dieser Zeit versammelt hatten. Es war beinahe unmöglich für Guy, seine Männer zusammenzuhalten, während sie nach einer Unterkunft suchten, ihre Bemühungen schienen hoffnungslos, bis Guy in der Menschenmenge Richard de Rules entdeckte und ihn zu sich winkte, wie ein Ertrinkender, der nach einem Strohhalm greift. Richard de Rules war noch sehr jung, erst achtzehn Jahre alt, doch er hatte sich in der Schlacht von Senlac ruhmreich geschlagen und herrschte gekonnt über eine Streitmacht von ungefähr hundert Rittern.
»Montgomery! Gut, dass wir uns treffen!«, rief er fröhlich.
»Wir haben versprochen zu kommen, aber jetzt, wo wir hier sind, wohin zum Teufel sollen wir gehen?«, fragte Guy
»Folgt mir. Wir haben ein paar Häuser am Strand besetzt. Wir werden schon Platz schaffen für Euch, keine Sorge.«
Sie kamen nur sehr langsam voran, und es dauerte eine Stunde, ehe sie vor einem großen Herrenhaus mit riesigen Ställen hinter dem Haus ankamen. Trotz der Kälte schwitzten sie und brauchten dringend ein Bad und einen Kleiderwechsel, ehe sie sich in den Speisesaal wagen konnten. Aufregung lag in der Luft wegen Weihnachten und auch wegen der Krönung. Es gab viele Frauenzimmer, die die Männer bedienten, und Guy bemerkte nachsichtig, dass Nick und die anderen seiner jungen Ritter bereits ihre Auswahl unter ihnen trafen, um einen unterhaltsamen Abend zu garantieren.
»Genießt den heutigen Abend«, erklärte er ihnen ernst. »Denn morgen werdet ihr den ganzen Tag damit beschäftigt sein, eure Waffen und eure Rüstung zu polieren. Ich möchte, dass ihr bei der Krönung ein gutes Bild abgebt.«
Nach dem Essen überließ er sie ihrem Vergnügen, und Richard de Rules machte sich an Williams Hof auf die Suche nach Robert de Mortain.
Der Weihnachtstag 1066 brach kalt und klar an. Guy hatte den Befehl bekommen, seine Männer zusammen mit vielen anderen Gruppen von Normannen vor der Westminster Abtei zu versammeln, um die Abtei gegen jegliche Vorfälle zu schützen, weil die Krönung in den geheiligten Mauern stattfinden sollte. Sie drängten die Menschenmenge zurück und erlaubten William und seinen adligen Begleitern ungehinderten Zugang.
Die höchsten Adligen Angelsachsens waren auch anwesend. Im Inneren saßen sie auf der einen und die Franzosen auf der anderen Seite. Williams Halbbruder Odo war auch da, in seiner Robe als Bischof sah er herrlich aus, doch es war der Erzbischof Eldred von York, der die Zeremonie durchführte. Sie schien endlos zu sein, doch schließlich erreichte sie ihren Höhepunkt, als der Erzbischof fragte: »Seid ihr damit einverstanden, dass er als euer Herrscher gekrönt wird?« Er fragte zuerst die Engländer und dann die Franzosen. Es erhob sich ein solcher Tumult im Inneren der Westminster Abtei, dass die normannischen Soldaten draußen glaubten, dass man William angegriffen hatte. Sofort steckten sie die Gebäude gegenüber in Brand. Die Soldaten, die in der Nähe der Tür gestanden hatten, wussten, dass alles in Ordnung war und begannen, die Ritter, die draußen ein solches Durcheinander anrichteten, zurückzurufen, doch in wenigen Minuten war das Chaos draußen noch größer als das im Inneren der Abtei. Alle liefen nach draußen, um zu sehen, was geschehen war, und William wurde ganz alleine in Westminster gekrönt.
Es dauerte Stunden, um alles wieder zu beruhigen, und als Guy endlich wieder im Palast war, hatte das Bankett schon begonnen. Es gab so viele Mäuler zu stopfen, und sie mussten zwischen den Gängen so lange warten, dass ein älterer Ritter meinte: »Diese Bänke sind so hart, dass mein Hintern schon wund ist wie die Scheide eines Frauenzimmers in ihrer Hochzeitsnacht.«
William, der für einen Herrscher sehr bescheiden lebte, erlaubte normalerweise keine Trunkenheit an seinem Hof, doch heute Abend ließ er in seiner Wachsamkeit nach und tat so, als bemerkte er die
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