In Den Armen Des Normannen
fröhlichen Festlichkeiten nicht. Guy war überrascht, dass so viele Ladys des Hofes aus der Normandie gekommen waren und erwähnte das auch gegenüber Robert.
»Aye, sie können nicht schnell genug über das schmale Meer kommen. Ich glaube sogar, einige sind herübergeschwommen! Meine eigene Lady wird schrecklich wütend sein, dass sie die Feierlichkeiten verpasst hat. Ich habe erst heute Morgen eine Nachricht bekommen, dass sie meinen Sohn William mitgebracht hat und mich an der Küste erwartet. Ich denke, ich werde mit Euch reisen, Montgomery Darf ich sie nach Godstone bringen, und meine Reise dort unterbrechen?«
»Es wird mir eine Freude sein, mein Lord«, antwortete Guy freundlich.
»Ich wünschte, es wäre mir auch eine Freude«, meinte Robert und rümpfte seine Nase ein wenig bei dem Gedanken, wieder mit seiner Frau verbündet zu sein. »Wir machen besser Heu, solange die Sonne noch scheint. Zum Teufel, Montgomery, ihr bekommt eine ganze Menge einladender Blicke. Das muss an dem roten Umhang liegen, den Ihr tragt.« Er zwinkerte ihm zu.
Guy wachte sehr früh auf. Als Soldat hatte er gelernt, sofort hellwach zu sein, sobald er die Augen öffnete, und es war ihm beinahe unmöglich, wieder einzuschlafen. Ein Bild von Lillyth erstand vor seinem inneren Auge, das er nicht beiseite schieben konnte. Er hatte große Angst um sie, immer wenn er von ihr getrennt war. Das Gefühl der Furcht kannte er nur im Zusammenhang mit ihr. Nie zuvor, nicht einmal vor einer Schlacht, hatte ihn Angst erfüllt. Seine Gedanken gingen zu einem viel intimeren Bild, und sofort erwachte sein Verlangen. Er warf die Decke zurück und stellte die Füße auf den kalten Steinboden. Etwas musste diesen Schmerz betäuben, der bis in seine Lenden reichte. Er hoffte verzweifelt, dass Lord Robert ihn nicht zu lange warten lassen würde. Er wusste, dass Robert seine Frau und seinen Sohn ohne jede weitere Verzögerung holen wollte, um dann nach Berkhamstead zurückzukehren und sich der enormen Aufgabe des Festungsbaus zu widmen, die er sich selbst gestellt hatte. Was ihn in London, an der Seite seines Bruders hielt, war offensichtlich. Das Land wurde großzügig verteilt, und alle wollten ihren Anteil bekommen.
William plante, im März in die Normandie zurückzureisen, zu Hause alles zu richten und dann noch vor dem Jahresende mit seiner Familie und dem gesamten Hof nach England zurückzukehren. Ehe er in die Normandie reiste, wollte er das Land, zu seinem eigenen größten Vorteil verteilt haben; das war ein aufwändiges Unterfangen. Guy betrat die riesigen Ratsräume, und der achtzehnjährige Richard de Rules verschaffte ihm auf der überfüllten Bank noch einen Platz. Eudo Dapifer, der Haushofmeister des Königs, las von einem Pergament vor:
»Der König hat erklärt, dass alle englischen Ländereien derjenigen Engländer, die sich Williams Ankunft entgegengestellt haben, verwirkt sind. Der König hat den Bischof von London und Ralf, den Meister der Pferde, als die beiden Legate ernannt, die für die Verteilung des Landes verantwortlich sind. Ralf wird zum Grafen von East Anglia ernannt und erhält die Ländereien bei Tring. Bischof Odo von Bayeux erhält die Grafschaft von Kent, Hugh de Montfort wird mit sofortiger Wirkung zum Sheriff von Kent ernannt und erhält als seinen Anteil das Schloss von Saltwood über der Marsch von Romney«
Guy beobachtete Roberts Gesicht, denn Robert saß auf der Hauptempore, zusammen mit seinen Brüdern. Guy hatte ihn gestern gefragt, was er sich wünschte, und er hatte geantwortet: »Cornwall.«
Guy hatte eine Augenbraue hochgezogen. »Alles?«
»Alles!«, hatte Robert geantwortet. »William verteilt großzügig, mit beiden Händen, aber viele haben ihre Blicke auf Cornwall gerichtet. Was William mir gibt, wird mir sofort verraten, wie hoch ich in seiner Gunst stehe.«
Der Haushofmeister räusperte sich und trank einen Schluck Wasser, ehe er weitersprach. »Graf Robert de Mortain soll Cornwall bekommen und seine Residenz in Berkhamstead nehmen, solange der König abwesend ist.«
Roberts Gesicht verriet nichts von seiner Freude über diese Nachricht, doch Guy wusste, dass er sehr zufrieden sein musste.
Eudo Dapifer sprach weiter. »Für seine großzügige Überlassung von Männern, Pferden und Vorräten für den englischen Feldzug wurden dem Grafen Eustace einhundert Herrenhäuser in Essex versprochen.« Ein Aufkeuchen ging durch den Raum angesichts Williams Großzügigkeit. »William Fitzosbern soll die
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