In Den Armen Des Normannen
sofort in ihr Herz. Lillyth brachte sie nach oben in das große Schlafzimmer. »Hier werdet Ihr zusammen mit dem Lord schlafen, Madame«, erklärte sie.
Die ältere Frau begann zu lachen, und Lillyth war für einen Augenblick verwirrt.
»Ich sehe, Ihr seid erstaunt. Ich lache, weil wir immer getrennte Zimmer haben.«
»Oh, Madame, es tut mir Leid, bitte, verzeiht mir.«
»Nein, nein, meine Liebe. Mir gefällt die Aufteilung so, wie sie ist. Ich sehe meinen Ehemann sowieso nicht oft genug, und wenn Robert nichts gegen die Verteilung der Zimmer einzuwenden hat, werde ich ihm erklären, dass Ihr nicht so viele Räume habt, wie er das gewöhnt ist. Wir werden sehen, ob wir ihn so hinters Licht führen können, nicht wahr?«
Lillyths Augen blitzten, doch ihre Freude verschwand schon im nächsten Augenblick wieder, als Lady Mortain ihr anvertraute: »Ich hoffe, Ihr könnt alle meine Ladys gemeinsam unterbringen, vorzugsweise weit von diesen Montgomerys entfernt. Sie sind teuflisch, wenn es um Frauen geht, müsst Ihr wissen. In der Tat kann Simonette von dem Ältesten von ihnen nicht die Finger lassen. Sie hatten Vorjahren einmal eine kleine Affäre, und ich denke, man wird sie scharf im Auge behalten müssen, denn sonst wird so etwas noch einmal passieren.«
»Ich werde sie alle im Sonnenzimmer unterbringen«, stotterte Lillyth und lief schnell die Treppe hinunter, um nachzusehen, wo die Ladys so lange blieben. Am anderen Ende der Halle stand Guy und unterhielt sich mit einem großen, dunkelhaarigen Mädchen, dessen Figur man nur als üppig beschreiben konnte. Ihre großzügigen Kurven drängten sich an Guy, und sie legte ihm besitzergreifend eine Hand auf den Arm.
Lillyth bemerkte nichts von der Menschenmenge und dem vielen Gepäck in der Halle, ihr Herz zog sich schmerzlich zusammen. Sie erlebte einen heftigen Anfall von Eifersucht, ein Gefühl, das sie noch nie zuvor gehabt hatte. Dieses Gefühl wurde allerdings sehr schnell ersetzt durch blendende, heiße Wut, die ihr den Atem nahm. Sie schob sich durch die Diener und die Privatlehrer, die Musiker und Priester, und das Problem, wo sie sie alle unterbringen sollte, interessierte sie nicht länger. Sie überlegte nur noch, wo sie mit ihren Gedanken allein sein könnte.
Sie nahm einen warmen Umhang von einem Haken an der Tür und lief nach draußen, dabei interessierte es sie gar nicht, ob der Umhang ihr gehörte oder nicht. Sie lief am Wachturm und den Außengebäuden vorbei, bis sie in die Ställe gelangte. Schnell eilte sie an dem überraschten Falkner vorbei und kletterte auf den Heuboden, dort ließ sie sich in einer Ecke auf einen Ballen Heu fallen. Die Vögel begannen einen ohrenbetäubenden Lärm zu machen, doch Lillyths Gedanken waren so laut, dass sie nichts davon hörte. Nie zuvor war ihr schwarzes Haar so hässlich erschienen und ein voller roter Mund so abstoßend, nie zuvor hatten große dunkle Augen sie mit einem solchen Hass erfüllt, und dennoch musste Lillyth zugeben, dass diese Frau attraktiv war. Sie schalt sich selbst dafür, dass sie ein solcher Dummkopf war. Wo, glaubst du wohl, hat er gelernt, so gekonnt Liebe zu machen, fragte sie sich. In wie vielen Betten ist er gelandet, ehe er so sicher wurde und die Kunst der Liebe so vollkommen lernte? Ihr Gesicht lief vor Scham rot an, als sie sich daran erinnerte, wie leicht sie nur wegen einiger Worte der Liebe in seine Arme gesunken war. Er hatte versprochen, sie zu heiraten, aber was hatte er wohl all den anderen Frauen versprochen? Was wusste sie wirklich von ihm? Die Gedanken wirbelten in ihrem Kopf, Tränen traten in ihre Augen, doch sie wischte sie ärgerlich mit der Faust weg. Ihr war kalt, und sie schlang den Umhang fester um sich, dann kuschelte sie sich in das Heu und versuchte, ihr Elend zu ertragen.
Nicholas sprach ein paar eilige Worte mit dem Falkner, dann kletterte er auf den Heuboden. »Mein Gott, was tust du hier?
Guy hat mich losgeschickt, um nach dir zu suchen, ich bin jetzt seit beinahe zwei Stunden unterwegs. Komm schnell mit, er wird schrecklich wütend sein.«
»Sag ihm, dass ich nicht komme«, erklärte Lillyth entschlossen.
»Das kann ich ihm nicht sagen. Er wird kein Nein akzeptieren«, erklärte Nicholas mit ausdrucksloser Stimme.
»Von jetzt an ist das die einzige Antwort, die er von mir bekommen wird!«, behauptete sie leidenschaftlich.
»Lillyth, was ist denn überhaupt los?«
»Wenn er die Gesellschaft von Simonette der meinen vorzieht, dann werde ich Gott
Weitere Kostenlose Bücher