In den Armen des Playboys
Hochzeit teilzunehmen, war für sie auch jetzt noch ein großer Schritt, aber sie würde es schaffen.
Und nun war sie hier, im zartrosa Kostüm, das ihr inzwischen eine Nummer zu groß war. Sie hatte den Gurtbund enger knöpfen müssen, damit der Rock nicht rutschte. Die Jacke saß ein wenig locker, aber das war in Ordnung, früher hatte sie etwas zu eng gesessen. Das lange dunkle Haar trug Megan zu einem Nackenknoten gewunden. Seit einer Ewigkeit war sie nicht beim Friseur gewesen, und das war die einzige elegante Frisur, die sie selbst zuwege brachte. Fürs Make-up hatte sie viel Zeit aufgewendet: Grundierung, Lippenstift, Wangenrot wegen ihrer blassen Haut, nur die braunen Augen hatte sie mit Lidschatten und Mascara betont. Auf Eyeliner hatte sie verzichtet, weil ihre Finger zu sehr zitterten.
Sie sei „wunderschön“, hatte James vorhin gesagt, als er sie sah.
Innerlich war Megan vor dem Kompliment zurückgezuckt, so wie sie stets vor James zurückwich, wenn er lieb zu ihr sein wollte. Doch diesmal hatte sie ein schwaches Lächeln zustande gebracht und sich höflich bedankt. Dann hatten sie Hand in Hand die Gangway der Jacht betreten, und Megan hatte ihm die Hand nicht entzogen.
Das war ein Fehler, wurde ihr jetzt bewusst, als sie auf ihre Finger blickte, die James immer noch festhielt. Händchenhalten war nichts Intimes, aber es stellte eine persönliche Geste dar, wie Megan sie ihm seit ihrer Fehlgeburt nicht mehr gestattet hatte.
Nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen worden war, hatte James kein einziges Mal mit ihr geschlafen. Bei der bloßen Vorstellung, mit ihm ins Bett zu gehen, fühlte sie sich elend. Wenn er sie in die Arme nehmen wollte, hatte sie sich ihm mit einem scharfen „Nein!“ entzogen und danach gewöhnlich eine nichtige Entschuldigung angeführt, warum sie es einfach nicht könne. Noch nicht.
Bisher war James erstaunlich geduldig mit ihr gewesen, aber Megan machte sich nichts vor. Ihr war nicht entgangen, dass er immer enttäuschter reagierte, abends erst spät von der Arbeit heimkehrte, sicher, um nicht zu Hause bei seiner Frau sein zu müssen, die ihn nur zurückwies. Sie selbst verbrachte mehr und mehr Zeit in ihrem Atelier und malte. Manchmal schlief sie sogar dort.
Obwohl es nicht viel zu bedeuten hatte, dass sie James jetzt ihre Hand halten ließ, bemerkte Megan, dass er mit diesem Fortschritt recht zufrieden zu sein schien. Auch mit ihr. Sicher würde er heute Nacht wieder versuchen, mit ihr zu schlafen, und erwarten, dass sie ihn diesmal nicht abwies.
Der traditionelle Hochzeitsmarsch wurde angestimmt. Sanft drückte James ihre Finger und zog sie auf die Füße. Ihre Blicke begegneten sich, und es überraschte Megan, dass sie Magenflattern bekam. Schnell blickte sie zur Seite, ehe James sehen konnte, wie verwirrt sie war.
War das neu aufflackerndes Verlangen?
Unmöglich! Es konnte nicht sein.
Sie wollte ihn nicht mehr begehren. Nie wieder!
Doch im tiefsten Innern befürchtete Megan längst, dass sie nicht von James loskam. Wenn sie ihn nicht verließ, würde sie ihm eines Tages wieder verfallen. Deshalb hatte sie die ganze Zeit über jeden körperlichen Kontakt vermieden. Darum nahm sie seit einiger Zeit die Pille. Weil sie im Grunde ihres Herzens wusste, dass sie sich selbst jetzt noch nach der Liebe ihres Mannes sehnte.
Sex mit James hatte alles übertroffen, was sie sich je erträumt hatte – schon beim ersten Mal, als sie noch Jungfrau war. Es war einfach wunderbar gewesen.
Als James zwei Wochen vor der Hochzeit eine Geschäftsreise unternommen hatte, war sie vor Sehnsucht nach ihm vergangen. Nacht für Nacht hatte sie sich in ihrem einsamen Bett nach ihm verzehrt, stundenlang wach gelegen und ihre leidenschaftlichen Umarmungen im Geist erneut durchlebt.
Auf der Hochzeitsreise hatte sie dann nicht genug von James bekommen können, hatte jeden Moment, jede zärtliche Berührung genossen. In den ersten beiden Wochen auf Hawaii hatte Megan unter morgendlicher Übelkeit gelitten, und er hätte nicht rücksichtsvoller sein können, als sie sich deshalb nicht mehr wie vorher jederzeit lieben konnten. Dabei hatte sie förmlich darauf gehofft, jeden Tag endlos in seinen Armen zu liegen. Daraufhin hatte James sie abends und manchmal mitten in der Nacht geliebt, ehe morgens die Übelkeit einsetzte.
Nach der Rückkehr aus den Flitterwochen war jedoch die Zeit für ihr Liebesleben knapper geworden. Anfangs hatte Megan geglaubt, James wäre müde, weil er als Chef einer
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