In den Armen des Scheichs
war plötzlich erfüllt von Furcht. Von einer panischen Angst, die seinen Körper lähmte, den Herzschlag stocken ließ und ihm von einem Augenblick zum anderen die behütete Kindheit raubte.
Da war Blut im Wasser und ein Höllenbrand in seiner Seele. Sein Herz raste, und der Verstand kämpfte darum, in die reale Welt zurückzukehren. Er musste aufwachen, ehe die Laken von seinem Angstschweiß nass waren und er anfangen würde zu schreien … und Layla die Wahrheit über seinen Zustand herausfand.
Doch es war zu spät. Ein gequälter Aufschrei durchschnitt die Stille der Nacht, sein Atem ging immer heftiger, der kraftvolle Körper versteifte sich.
Und dann geschah etwas völlig Unerwartetes.
Der Albtraum war Xavian inzwischen vertraut, aber weder die Arme, die sich um seinen Hals legten, noch die weichen Lippen an seiner Schläfe, die ihm Trost spendeten und ruhig werden ließen.
Layla hatte mit gespitzten Ohren dem Bimmeln der Glöckchen gelauscht, die Bajas und den Rückzug der Dienstmädchen ankündigten und ihr sagten, dass sie endlich ganz allein waren. Die Ehe war vollzogen worden, der Pflicht Genüge getan, und damit war ihre Aufgabe beendet.
Nie zuvor hatte Layla ihr Bett mit jemandem geteilt. Obwohl sie unglaublich müde und erschöpft war, wollte sich der erholsame Schlaf, nach dem sie sich sehnte, nicht einstellen. Dafür war sie sich der Anwesenheit und verführerischen Nähe des Mannes, der jetzt ihr Ehemann war, zu sehr bewusst.
Er hielt sie fest in seinen Armen und lockerte den Griff erst, als sein Atem immer ruhiger und flacher wurde. Es war ein unbekanntes Geräusch für Layla, aber im Gegensatz zu den ungewohnten Windgeräuschen aus der nächtlichen Weite der Wüste, sehr viel angenehmer.
Jede Wüstenregion produzierte ihre eigenen Melodien, das hatte Layla schon als kleines Kind gelernt. Sie wurden geformt durch den Wechsel zwischen ebenen Flächen, hohen Sanddünen und engen, steilen Canyons der Randgebirge. Und die Qusay-Wüste spielte ihr Lied mit der gleichen Ausdauer und Lautstärke wie die Musikanten den Qanoon .
Layla versuchte, es auszublenden, um endlich Schlaf zu finden, aber es wollte ihr nicht gelingen. Also hob sie leise den Kopf von Xavians breiter Brust und schaute in das ruhende dunkle Antlitz ihres Ehemannes. Im Schlaf war es noch viel attraktiver und von einer seltsamen, herben Schönheit, die ihr Herz berührte.
Doch er wirkte nicht halb so glücklich und entspannt, wie sie sich fühlte. Irgendetwas schien ihn zu quälen. Sie sah es an den zusammengeschobenen Brauen und dem schmerzlich verzogenen Mund. Was war es nur, das ihm so zu schaffen machte?
Gerade wollte sie sich wieder an ihn schmiegen, da ließ ein markerschütternder Schrei Laylas Blut zu Eis gefrieren. Zuerst dachte sie, irgendetwas sei geschehen … etwas Reales, wie ein Erdbeben, eine Feuersbrunst oder ein mordwütiger Eindringling. Doch dann wurde ihr bewusst, dass Xavian offenbar in einem schrecklichen Albtraum gefangen war.
Als sein Körper sich versteifte und die Muskeln unkontrolliert zu zucken begannen, schlang sie instinktiv die Arme um seinen Hals, flüsterte beruhigende Worte in sein Ohr und küsste ihn auf die Schläfe, wie bei einem verängstigten Kind, das getröstet werden musste.
Sie wusste, dass sie als Königin, ihrer strengen Erziehung nach, einen derart intimen Moment eigentlich höflich hätte übergehen und ignorieren müssen, doch als Frau, deren weibliche Emotionen gerade erst wachgeküsst worden waren, hielt sie ihn einfach schützend in ihren Armen. Nicht nur Xavian, sondern auch sein dunkles Geheimnis, über das sie nicht mit ihm reden konnte, ehe er es ihr nicht freiwillig anvertraute …
Am nächsten Morgen wagte Xavian nicht, seiner Frau in die Augen zu schauen. Die leichten Kopfschmerzen würden sich, wie gewohnt, nach dem ersten Kaffee verflüchtigen – anders als Scham und Verlegenheit. Er hasste es, sich so zu fühlen. Das war schwach, unmännlich und eines Königs absolut nicht würdig!
Als Dienstboten den Raum betraten und Lampen anzündeten, schaute er dann doch zur Seite und sah, wie sich Laylas Wangen röteten, während die Mädchen ihre Kissen aufschüttelten. Die gesunde Gesichtsfarbe blieb so lange, bis man ihnen ein großes Tablett auf den Schoß stellte, das mit allerlei Köstlichkeiten beladen war. Es gab verschiedenste Früchte und Yoghurt, duftende warme Teigteilchen, Honigmilch, Kaffee und frisch aufgebrühten Tee.
Vielleicht ist es Layla ja peinlich,
Weitere Kostenlose Bücher