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In Den Armen Des Schicksals

In Den Armen Des Schicksals

Titel: In Den Armen Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
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einfach wegwerfen willst. Denn das Leben, für das du dich entschieden hast, wird dich nicht glücklich machen, selbst wenn du neunzig werden solltest.“
    „Und du glaubst wirklich, das hätte ich mir nicht alles schon selbst überlegt?“
    Sie drehte sich zu ihm, kraftlos und unendlich verletzlich. „Doch, ich bin sicher, dass du gründlich darüber nachgedacht hast. Dass du das alles mit dir selbst ausgemacht hast, ohne einem anderen Menschen die Möglichkeit zu gewähren, seine Meinung zu sagen. Ich wette, selbst Duncan und Andrew wissen nichts davon, oder?“
    Der kaum merklichen Veränderung in seiner Miene entnahm sie, dass sie recht hatte. Sie berührte seinen Arm, ganz leicht nur. „Steht den Leuten, denen an dir liegt, nicht einmal ein winziges Plätzchen in deinem Leben und deinen Entscheidungen zu?“
    „Die Leute, denen an mir liegt, werden am meisten leiden.“
    „Und ist das nicht ihre eigene Entscheidung? Oder gedenkst du, Druidheachd in fünf oder zehn Jahren zu verlassen, um dich in irgendeinem versteckten Winkel dieser Erde zu verkriechen und darauf zu warten, dass die ersten Symptome auftreten?“
    „Und wenn es so wäre?“
    „Wir, denen an dir liegt, würden den gesamten Erdball nach dir absuchen.“
    Er schloss die Augen, nur für einen Moment. Doch er befürchtete, sie hatte die Verzweiflung darin bereits erkannt.
    „Manche von uns sind bereit, das Risiko einzugehen, Iain“, fuhr sie leise fort. „Wir würden uns glücklich schätzen, die guten Zeiten mit dir teilen zu dürfen, ganz gleich, ob sie nur eine Stunde dauern oder den Rest eines langen und gesunden Lebens.“
    Er schüttelte ihre Hand ab. „Du hast keine Vorstellung, welches Risiko du da überhaupt eingehen willst.“
    „Risiko? Etwa, weil ich eine MacFarlane bin und diese Tatsache angeblich jede Beziehung zwischen uns von vornherein unmöglich macht? Ich kenne den Fluch jetzt, Wort für Wort. Aber es sind eben nur Worte, bösartige Worte voller Hass. Sie bedeuten absolut nichts, wenn wir ihnen keine Bedeutung geben.“
    „Hier geht es um Genetik, nicht um Flüche!“
    „Nein, es geht um die Wahl zwischen Hoffnung und Angst, etwas anderes kann mir niemand erzählen! Und du, Iain, hast die Angst gewählt!“
    „Es geht um das Risiko, Billie, und was passieren wird, wenn sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten.“
    Sie gab sich nicht mehr den Anschein, nur über Duncan und Andrew zu reden. „Aber ist es nicht meine Wahl, wenn ich es eingehen will?“
    Die Rosenschere glitt ihm aus den Fingern und fiel klappernd zu Boden. Er bemerkte es kaum. „Lass mich dir eine Geschichte erzählen, Billie. Wenige Monate vor dem Tod meines Vaters wurde ich zehn. Mein Geburtstag war immer gefeiert worden, doch in jenem Jahr fiel die Feier aus. Uns war die Stimmung dazu vergangen. Vermutlich könnte man sagen, es war ein guter Tag für meinen Vater, er wusste, wer meine Mutter und ich waren. Er rief uns zu sich an sein Bett und versuchte, mit uns zu reden. Zu jenem Zeitpunkt war es schon fast unmöglich für ihn geworden, Worte zu formen, weil er keine Kontrolle mehr über seine Lippen und seine Zunge hatte. Er wurde immer aufgeregter, weil er sich nicht verständlich machen konnte, und wir versuchten, ihn zu beruhigen. Endlich begriff ich, was er sagen wollte. Er versuchte, mir zu sagen, dass es besser gewesen wäre, ich hätte nie das Licht der Welt erblickt. Ich war sehr viel älter, als mir klar wurde, was er damit gemeint hatte, aber jenen Geburtstag habe ich nie vergessen. Mein Vater unternahm damals die größten Anstrengungen, um mir klarzumachen, dass es nun an mir lag, sicherzustellen, dass kein anderer Ross mehr so würde leiden müssen wie er. Und wie es mir wahrscheinlich ebenfalls noch bestimmt ist.“
    Billie kämpfte mit den Tränen, Iain sah sie in ihren Augen schimmern. „Ich weiß, ich habe kein Recht, deine Entscheidung zu kritisieren. Keiner hat dieses Recht. Aber du sollst wissen, dass ich bereit bin, dir beizustehen.“ Sie legte die Hände auf seine Schultern. „Bitte, erlaube es mir.“
    Er nahm ihre Hände und zog sie an ihre Seiten, hielt sie dort fest. „Und dann, Billie? Bleibst du aus Mitleid bei mir, obwohl ich längst nicht mehr weiß, wer du bist? Sieh her, Billie. Weißt du, warum ich diesen Ring trage?“ Er hob seine Hand, spreizte die Finger. An seinem kleinen Finger trug er das verflochtene Band aus Weiß- und Gelbgold. „Es ist der Ehering meiner Mutter. Ich trage ihn, um mich daran

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