Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In Den Armen Des Schicksals

In Den Armen Des Schicksals

Titel: In Den Armen Des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
gebettet wurde, dann nur am äußersten nördlichen Ende, sodass niemand, vor allem keine schwangere Frau, über das Grab steigen musste und somit das Pech auf sich zog.
    „Nichts wächst an der Stelle, wo ein Selbstmörder begraben liegt“, hatte Flora hinzugefügt. „Auch nicht dort, wo ein Mord geschehen ist. Jedes Mal, wenn wir an einem solchen Grab vorbeilaufen müssen, legen wir einen Stein obenauf.“
    Billie hatte sich eifrig Notizen gemacht und nachgefragt, nur damit sie nichts missverstand. „Auch auf einen Ort, wo ein Mord passierte?“
    „Aye, Mädel, auch da.“
    „Gibt es solche Orte in Druidheachd oder in der Nähe, die ich mir ansehen könnte?“
    „Aye, aber es fordert Un glück he raus, es laut auszusprechen, ganz schreckliches Unglück. Also frag lieber erst gar nicht.“
    Schauder rannen Billie über den Rücken, während sie jetzt vor dem Cairn stand. In dieser Gegend hatten über die Jahrhunderte Tausende von Menschen gelebt, und doch war sie sicher, so sicher wie noch nie im Leben, dass dies der Ort war, an dem Ruaridh und Christina den Tod gefunden hatten. Sie machte einen Schritt vor und kniete sich vor den Steinhügel. Kälte stieg vom Boden auf und kroch durch die Jeans in ihre Beine, doch sie merkte es kaum. Sie zog einen Handschuh aus und fasste einen der Steine an, dann noch einen. Und erfuhr das gleiche Gefühl wie damals, als sie den Stein mit der Inschrift in der Nähe von Annie MacBeans Cottage berührt hatte. Die Steine fühlten sich warm an.
    Seit der Konfrontation mit Iain hatte sie nicht geweint. Die Trauer war zu frisch gewesen. Jetzt strömten Tränen über ihre Wangen, und sie wusste nicht einmal, um wen sie weinte. Sie kniff die Augen fest zusammen und hörte das Donnern von Pferdehufen. Eine Frau schrie, und ein Mann rief etwas. Billie hörte Schreie und Schluchzen und das metallene Klirren von Schwertern.
    Entsetzt riss sie die Augen auf. Der Wind heulte lauter. Bitterkalter Hochlandwind. Der Wind der Gegenwart. „Christina“, wisperte sie.
    Sie empfand die Qualen der anderen Frau, als wären es ihre eigenen.
    Billie erhob sich und stolperte von dem Steinhügel fort. Das Licht war fast ganz geschwunden, sie zitterte vor Kälte. Angst stieg in ihr auf, eine beklemmende Angst, wie sie sie noch nie verspürt hatte, stärker sogar noch als damals, als Iain zu ihr sagte, sie sei vielleicht in Gefahr. Einen Moment lang war sie von solch unguten Vorahnungen erfüllt, dass sie sich nicht rühren konnte. Sie war wie gelähmt, gefangen zwischen der Vergangenheit und einer Zukunft, die sie erdrücken wollte und ihr die Luft zum Atmen raubte. Sie hustete und schnappte verzweifelt nach Luft.
    Rauch hing in der Luft, die ihre Lungen füllte.
    Sie drehte sich um die eigene Achse, doch nichts als Dunkelheit umfing sie. Sie wusste, in welche Richtung sie gehen musste, konnte noch die Linie des Hügels sehen, über den sie gekommen war. Sie schnupperte. Es roch eindeutig nach Rauch. Erinnerungen an die Erntedankfeste bei ihrer Großmutter in Kentucky blitzten in ihr auf, der Geruch von Lagerfeuern und Herbstlaub in der Luft. Doch hier gab es nichts Feierliches.
    „Lauf, Billie.“
    Sie hörte die Stimme so klar, als würde die Frau neben ihr stehen. Aber hier war niemand. Dennoch brauchte sie sich nicht umzuschauen, brauchte nicht zu suchen. Sie wusste, wer gesprochen hatte.
    Sie setzte sich in Bewegung. Langsam zuerst, dann immer schneller, bis sie schließlich in die Richtung rannte, aus der sie gekommen war. Der Rauchgeruch in der Luft wurde intensiver, und noch immer rannte sie.
    „ Teich! Luathaich ! Lauf! Gefahr!“
    Iain stand hoch oben auf Ceo Castle und überblickte sein privates Königreich. Es gab Männer wie ihn, die Titel und Ländereien geerbt hatten und sich daher besser wähnten. Doch er hatte sich nie für etwas Besseres als die anderen Einwohner von Druidheachd gehalten. Er war nur anders, geprägt durch Landgeschenke an längst verstorbene Vorfahren, durch Loyalitäten zu Königen, die nun die Seiten der Geschichtsbücher füllten, und durch Kriege, die zu kämpfen er sich geweigert hätte.
    Für Meilen schränkte nichts seinen Blick ein. Das Land, so weit er sehen konnte, gehörte ihm. Doch was war es schon wert?
    Iain konnte nicht sagen, warum er zum Schloss gekommen war. Nachdem Billie gegangen war, hatte er sich hier wiedergefunden. Er hatte auf Loch Ceo hinausgeschaut und sich an den Tag erinnert, an dem er sie dort im Wasser kämpfen sah. Vielleicht war er

Weitere Kostenlose Bücher