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In den Armen des Schotten

In den Armen des Schotten

Titel: In den Armen des Schotten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Chapman
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anklagenden Blick zu. »Du hast dich geprügelt.«
    »Und am Ende gewonnen.«
    Megan machte auf dem Absatz kehrt und marschierte zum Ofen. Sie schob die Hände in dick gepolsterte Handschuhe und holte das Brathähnchen heraus. Die ganze Zeit über war sie sich nur zu deutlich der Anwesenheit von Wayne – nein, Jack, bewusst, der durch ihr Wohnzimmer streifte.
    »Du hast es hübsch hier«, meinte er und blieb vor dem Kamin stehen. »Das Feuer ist fast runtergebrannt. Soll ich Holz nachlegen?«
    Megan verkniff sich im letzten Moment ein ›Fühl dich wie zuhause‹ und erwiderte stattdessen: »Gern. Mit dem großen Hebel rechts kannst du die Luftzufuhr regeln.«
    Sie merkte, dass sie entspannter war, wenn sie ihn nicht ansah. Während sie eine Platte für das Hähnchen herausholte, fragte sie ihn beiläufig: »Und was machst du nun eigentlich hier in Pine Creek: nennst dich Jack Stone und tust so, als wärst du der Polizeichef?«
    »Ich tue nicht nur so und habe auch schon Wunden, um es zu beweisen«, erwiderte er. Sie sah in seine Richtung, und er hielt seine bandagierte Hand hoch. »Pine Creek suchte nach einem Polizeichef, ich brauchte einen Job, und Jack Stone ist mein richtiger Name.«
    »Und wer ist Wayne Ferris?«
    »Die Ausgeburt meiner Fantasie, die mir geholfen hat, eine Stelle bei eurer Umweltstudie zu bekommen.«
    Sie hatte gerade das Hähnchen aus der Form gehoben und hielt nun mitten in der Bewegung inne. »Dann bist du also ein Bulle und kein Biologe?«
    »Ich habe weder im einen noch im anderen einen Abschluss. Ich habe nur ein paar Bücher über das Ökosystem der Tundra gelesen, damit ich mich so anhörte, als wüsste ich, wovon ich spreche.«
    »Aber warum? Was hast du da draußen gemacht?«
    Er schloss die Tür des Kamins, kam zu ihr, nahm ihr das Besteck ab und hob das Hähnchen aus der Pfanne. Er stand mit dem Rücken zu ihr, während er sprach. »Ich heiße Jack Stone, ich habe ein Haus in Medicine Lake, und ich bin ein spezialisierter Jäger.«
    »Du jagst die Tiere, die wir gezählt haben?«
    »Nein – ich jage keine Tiere, sondern Leute.« Er legte das Hähnchen auf die Platte, leckte sich die Finger ab und sah Megan an. »Ausreißer, um genau zu sein.«
    »Was für Ausreißer?«
    »Jeder, der gefunden werden soll, aber vor allem Teenager. Besorgte Eltern melden sich bei mir und bitten mich, ihre Kinder zu finden und zurückzubringen.«
    Megan sah ihn mit großen Augen erstaunt an. Er spürte jugendliche Ausreißer auf? »Warum setzen sie sich nicht einfach mit der Polizei in Verbindung?«
    Er führte sie zum Sessel beim Kamin und setzte sich ihr gegenüber auf einen gepolsterten Hocker. »Weil die Polizei meist keine Möglichkeit hat, sie zu finden. Sie verschwinden in großen Städten wie Toronto oder New York, schließen sich einer Sekte an oder sind einfach wie vom Erdboden verschluckt.«
    »Und du findest sie und bringst sie zu ihren Eltern zurück?«
    Er zuckte die Achseln. »Das hängt von ihrem Alter ab und wie es ihnen geht, wenn ich sie aufgespürt habe. Wenn sie unter sechzehn sind, bringe ich sie normalerweise wieder nach Hause. Aber wenn sie gut zurechtkommen und ich eine Ahnung habe, warum sie weggelaufen sind, dann informiere ich die Eltern nur darüber, dass sie gesund und munter sind.«
    Megan lehnte sich zurück. »Du bist jemand, der entscheidet, ob das Leben auf der Straße einem Zuhause und einer Familie vorzuziehen ist? Du musst verdammt klug sei, wenn du weißt, was für diese Kinder das Beste ist.«
    Er sah sie einen Moment lang schweigend an. »Du kommst aus einer eng verbundenen Gemeinschaft und hast eine große, liebevolle und intakte Familie«, erklärte er sanft. »Nicht alle Kinder haben dieses Glück. Und wenn es falsch sein sollte, dass ich ihre Lebensumstände aus meiner Sicht beurteile, dann ist das eben so. Lieber ich als gar keiner.«
    Heiße Röte stieg Megan in die Wangen. »Es tut mir leid. Du hast Recht. Hauptsache, es kümmert sich überhaupt jemand um diese Kinder.« Sie stand auf und ging in die Küche zurück, um die letzten Vorbereitungen für ihr Abendessen zu treffen. »Wen hast du denn … äh, gejagt, als wir uns kennen lernten?«
    »Billy Grumman. Allerdings heißt er in Wirklichkeit Billy Wellington. Seine Eltern hatten schon vier Jahre lang nach ihm gesucht. Ich war ihre letzte Hoffnung.«
    Sie drehte sich überrascht um. »Aber er ist erst neunzehn oder zwanzig!«
    »Er ist mit sechzehn von zuhause weggelaufen, hat sich ein Jahr lang in

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