In den Armen des Schotten
kann. Megan! Hörst du mir zu?!«
»Ich ertrinke!«
»Nein, tust du nicht!« Jack ließ sich auf Hände und Knie fallen und krabbelte dichter an das Loch heran. Als er merkte, wie sich das Eis zu biegen begann, hielt er wieder inne, obwohl ihn immer noch gut sechs Meter von dem dunklen, mit eiskaltem Wasser gefüllten Loch trennten. Er zog sich wieder gut einen Meter zurück, denn er wusste, dass es Megan gar nichts nützen würde, wenn er ebenfalls einbrach. »Schlag mit den Beinen, damit du dichter an die Eiskante kommst«, befahl er. »Ich werfe jetzt das Seil. Warte, bis ich dir sage, dass du danach greifen sollst.«
Er warf das Seil zu der Stelle, wo sich etwas in der Mitte des Loches bewegte. »Greif danach, Megan! Zieh deine Handschuhe aus, wenn es sein muss.«
Er konnte sehen, wie sie sich im Wasser wand, und schließlich sagte sie: »Ich hab es! Zieh mich raus!«
»Noch nicht. Schling es dir mehrmals um die Taille. Du wirst es nicht fest genug halten können.«
Er sah, wie sie sich wieder bewegte, während er langsam auf dem Bauch näher rückte, um sein Gewicht zu verteilen.
»Okay. Zieh mich raus!«
Jack spannte das Seil und zog vorsichtig daran, um zu sehen, ob sie sich bewegte. »Bleib auf dem Rücken«, befahl er. »Paddel weiter mit den Beinen, aber vorsichtig.«
Zentimeter für Zentimeter, Sekunde um endlos lange Sekunde holte er sie ein. Er beobachtete, wie sie langsam aufs Eis rutschte, das aber sofort unter ihrem Gewicht brach. »Ich ziehe dich vom Loch weg, aber ich halte Abstand zu dir, damit das Eis nicht noch weiter belastet wird. Bleib einfach ganz ruhig, und lass mich die Arbeit machen.«
»M-mir isssst s-so k-kalt«, weinte sie leise. Ihre Stimme war durch den Helm immer noch gedämpft. »Ich k-kann m-meine Hände nicht m-mehr sp-spüren.«
»In ein paar Minuten hab ich dich wieder warm … das verspreche ich dir«, beruhigte er sie, während er nach hinten rutschte und sie mit sich zog.
Als er merkte, dass das Eis unter ihm wieder fest war, stand Jack auf und zog sie noch einmal fünfzehn Meter weiter auf den See. Erst dann rannte er zu ihr, fiel auf die Knie und zog sie an den Schultern hoch an seine Brust. Sie weinte unkontrolliert und keuchte heftig, während ihr Zittern von heftigen Hustenanfällen unterbrochen wurde. Er fummelte am Kinnriemen ihres Helms, nahm ihn ihr ab und drückte sein Gesicht an ihres.
Er hatte das Gefühl, als würde er einen Eisblock im Arm halten, was auch tatsächlich dringend zu verhindern war, jetzt, nachdem sie aus dem Wasser raus war. »Ich hab dich«, flüsterte er und drückte sie fest an sich. »Alles in Ordnung, mein Liebling. Alles wird gut. Ich hab dich.«
Sie versuchte etwas zu sagen, aber durch ihr Schluchzen und das unerträgliche Zittern war sie nicht zu verstehen.
»Schsch, nicht reden«, sagte er zu ihr. Er stand auf und nahm sie auf den Arm. Er schaffte nur ein paar Meter, ehe er anhalten und ihr die nassen Stiefel und den Anzug ausziehen musste, weil sie dadurch zu schwer wurde. Er stapfte weiter durch den tiefen Schnee zum Hauptufer, denn die in den See hineinragende Landzunge hatte ein unwegsam felsiges Ufer. Er musste sie irgendwo hinbringen, wo er ein Feuer anmachen konnte. Er sah zu seinem Schneemobil hin und sah, dass es bis zur Motorhaube im Schneematsch steckte. Es nutzte ihnen im Moment nicht; er konnte froh sein, wenn er es vor Frühlingsbeginn da wieder rausbekam.
Er brauchte zehn Minuten bis zum Ufer und setzte Megan dort unter einer Fichte ab, wo der Schnee nicht so tief war. »Kannst du stehen?«, fragte er, während er sie unter den Armen festhielt, damit sie nicht umfiel. »Wir müssen dich aus den nassen Sachen holen.«
Sie versuchte zu helfen, wodurch es für ihn nur noch schwieriger wurde. Er schob ihre Hände weg und zog ihr Wollpullover, Rollkragenpullover und langärmeliges Unterhemd über den Kopf, dann zog er seine Lederjacke aus und legte sie um sie. Er stützte sich mit einer Hand bei ihr ab, wand sich aus seinen eigenen Skihosen und legte sie in den Schnee.
»Okay, so weit so gut. Ich werde deine Hose runterziehen und dich dann auf meine Hose setzen. Dann ziehe ich dir deine ganz aus und schieb deine Beine in meine Skihose. Okay?«
Er rechnete nicht mit einer Antwort und wartete auch nicht darauf. Jack zog ihr die Hose bis zu den Knien herunter, setzte sie auf seine Hose und schob ihre Beine hinein, nachdem er sie ihrer Hose ganz entledigt hatte. Dann zog er den Reißverschluss der Hose, die einen
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