In den Armen des Schotten
lieber, wenn du derjenige bist, der ein kaltes Bad nimmt. Mach dir keine Sorgen. Ich werde dir ein Seil zuwerfen, wenn du einbrechen solltest.«
Jack stieg auf seinen Schlitten, fuhr zu dem deutlich markierten Weg, der etwa hundert Meter vom Ufer entlang verlief, und nahm ein angenehmes Tempo auf. Megan blieb genau zehn Minuten hinter ihm. Dann schloss sie zu ihm auf und passte sich ungefähr eine Meile lang seinem Tempo an, um ihm plötzlich fröhlich zuzuwinken und an ihm vorbeizuziehen.
Jack seufzte.
Sie fuhren weitere vier Meilen, und Megan war gerade an einer Halbinsel vorbeigekommen, als plötzlich das … Wesen im Scheinwerferlicht auftauchte. Jack wusste nicht, wer überraschter war – er, Megan oder das Wesen.
Das aufgeschreckte Tier, das ungefähr so groß wie ein kleines Pferd war, ließ fallen, was es gerade gegessen hatte, richtete sich auf den Hinterbeinen auf und stieß einen Schrei aus, der einem das Blut in den Adern gefrieren ließ … zur Hölle noch mal … auf seinem Rücken waren – Flügel!
Jack sah, dass Megan unmöglich noch rechtzeitig anhalten konnte, und beobachtete voller Entsetzen, wie sie nach rechts schwenkte, um auszuweichen. Der Schwanz des Wesens peitschte nach ihrem Schlitten, als wolle es sie wegschleudern, während es mit seinen riesigen Flügeln schlug, um abzuheben.
Jack gab Vollgas, schoss quer über das in den See hineinragende Landstück und hielt direkt auf das Wesen zu.
Gütiger Himmel, es sah aus wie ein Drache!
Das Wesen wirbelte zu ihm herum, als er sich näherte, stieß ein weiteres ohrenbetäubendes Brüllen aus und ging dann auf ihn los. Jack wartete bis zum allerletzten Moment, ehe er nach rechts ausscherte und dabei nur knapp dem peitschenden Schwanz auswich. Doch den wild schlagenden Flügeln schaffte er es nicht zu entkommen, und fast wurde er aus dem Sattel gehoben, als einer der Flügel ihn am Helm traf.
Sofort fuhr er mit dem Schlitten eine enge Kurve und hielt wieder auf das Wesen zu. Dichter, wabernder Rauch begann um ihn herum aufzusteigen, als sein Schneemobil langsamer wurde, weil es durch schweren Schneematsch fuhr. Der Schlitten blieb knirschend stehen, und Jack hatte kaum genügend Zeit, um sich zu ducken, als die Bestie plötzlich aus der Rauchwolke auftauchte und mit einem markerschütternden Schrei direkt über seinen Kopf hinwegflog.
Er stellte den Motor ab, riss seinen Helm herunter und sprang vom Schlitten, um sofort bis zu den Knien in Schneematsch zu versinken. Die plötzliche, völlige Stille wurde nur vom leisen, rhythmischen Rauschen der Flügel des Drachen unterbrochen, während er in der Dunkelheit davonflog.
Plötzlich verknüpften sich mehrere lose Verbindungslinien und ergaben einen Sinn. Der zurückgelassene Schleim bei den Einbrüchen. Der markerschütternde Schrei. Dieses … dieses prähistorische, atavistische Wesen war es, das in jener Nacht über den See weggeflogen war!
Jack riss schließlich den Blick von dem davonfliegenden Geschöpf los und schaute sich um, ob Megan genauso von Ehrfurcht ergriffen war wie er.
Nur leider konnte er sie nirgends entdecken. Nicht einmal ihre Scheinwerfer konnte er sehen.
Und den Motor ihres Schneemobils konnte er auch nicht hören.
Verdammt, sie hatte sich buchstäblich in Luft aufgelöst!
»Hilfe! Jack, Hilfe!«
Eiskalte Furcht erfasste Jack. Sie war ins Eis eingebrochen!
»Ich komme, Megan!«, rief er, zog den Reißverschluss seiner Satteltasche auf und packte das Seil, ehe er in die Richtung losrannte, aus der das Platschen zu hören war. Er musste langsamer werden, als er sich dem dunklen Loch näherte. Der Schneematsch zog wie Treibsand an seinen Stiefeln. »Ich bin hier, Megan!«, brüllte er ihr zu. »Lass dich auf dem Rücken treiben! Versuch den Helm runterzukriegen!«
Er konnte die Stelle, wo sie im Wasser zappelte, kaum sehen. Er hörte sie husten und spucken, während sie um sich schlug, um nicht unterzugehen. Das Eis unter ihm begann sich plötzlich zu senken, und Jack blieb abrupt stehen.
»Ganz ruhig. Gerate nicht in Panik. Versuch, deine Beine hochzubekommen und auf dem Rücken zu treiben«, rief er, während er das Seil aufwickelte. »Ich werde dir gleich ein Seil zuwerfen. Versuch nicht, danach zu greifen. Lass dich einfach nur treiben, und ich werfe es dir über die Brust.«
»Mein Anzug zieht mich nach unten!«
»Nein, tut er nicht! Da ist noch genug Luft drin, um dich über Wasser zu halten. Jetzt halte dich bereit, damit ich das Seil werfen
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