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In den Armen des Sizilianers

In den Armen des Sizilianers

Titel: In den Armen des Sizilianers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Kendrick
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dunklen Haarflaum, beinah so, als wünschte sie, er würde aufwachen. Er schlief jedoch seelenruhig weiter, und ihr war klar, dass sie sich nicht noch länger hier aufhalten konnte. Wohl oder übel musste sie sich dem, was als Nächstes auf sie zukam, stellen.
    Ich habe nichts falsch gemacht, sprach sie sich Mut zu, während sie in das Wohnzimmer zurückging, wo Vincenzo auf sie wartete. Er stand mitten im Raum, seine Haltung wirkte irgendwie bedrohlich, und aus seinen Augen sprach kalte Wut.
    „Du verdammtes Flittchen“, stieß er verbittert hervor und verzog verächtlich die Lippen.
    Das war reines Machogehabe, offenbar wusste er sich anders nicht zu helfen. Obwohl es eine Beleidigung sein sollte, fand Emma es nur lächerlich. „Das bin ich nicht, wie du genau weißt“, entgegnete sie ruhig. „Außerdem finde ich es ziemlich billig, mir so etwas an den Kopf zu werfen.“
    Er gab ihr die Schuld an der ganzen verfahrenen Situation, deshalb wollte er sie unbedingt verletzen. Sie erwiderte seinen Blick und hätte weinen können über den Hass und den Zorn, die sie in seinen Augen las. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass Gino sein Sohn war, hätte die Sache damit erledigt sein können. Doch offenbar war es damit nicht getan, und sie hatte keine Ahnung, wie es ihnen gelingen sollte, sich auf einen Kompromiss zu einigen.
    Vincenzo wandte den Blick ab und sah sich in dem Raum um, als könnte er kaum glauben, in was für einer bescheidenen Wohnung er sich befand. Das abgenutzte Sofa, die schäbige Tapete mit den hellen rechteckigen Flecken, wo früher einmal Bilder gehangen hatten, das alles wirkte so seltsam provisorisch und wie ein Platz für Verlierer.
    „Du wagst es, meinen Sohn in dieser Umgebung aufwachsen zu lassen?“, fragte er ungläubig. „Wie kannst du ihm ein Leben in solcher Armut zumuten?“
    Gut, das er sich offen zu Gino bekennt, dachte sie und verspürte eine gewisse Erleichterung, in die sich jedoch Besorgnis und Neugier mischten.
    „Bist du nun überzeugt, dass du sein Vater bist?“
    Vincenzo hatte damit gerechnet, nichts anderes für Emmas Sohn zu empfinden als für jedes kleine Kind. Auch dass er vielleicht eifersüchtig sein könnte, wenn er mit dem Beweis für Emmas Untreue konfrontiert wurde, hatte er für möglich gehalten. Es war jedoch ganz anders gekommen. Auf den ersten Blick hatte er gewusst, dass es sein Sohn war, und dieses Wissen war über jeden Zweifel erhaben. Er erinnerte sich an die Fotos aus seiner Kindheit, und die Ähnlichkeit war verblüffend. Doch es war noch etwas ganz anderes mit ihm geschehen. Gefühle, die ihm bisher fremd gewesen waren, stiegen beim Anblick des schlafenden Kindes in ihm auf. Es war ein instinktives Erkennen, und vom ersten Moment an fühlte er sich mit dem Jungen verbunden und zu ihm hingezogen.
    „Wie heißt der Kleine?“ Vielleicht hatte Emma den Namen erwähnt, doch da hatte es ihn noch nicht interessiert.
    „Gino.“
    „Ah ja, Gino.“ Seine Stimme klang seltsam sanft und zärtlich.
    Er spricht den Namen ganz anders aus als ich und wahrscheinlich so, wie man ihn aussprechen sollte, dachte Emma. Seine finstere, abweisende Miene strafte jedoch seine Stimme Lügen, und sein harter, abschätzender Blick ließ sie schaudern. Sie musste stark sein und durfte sich von ihm nicht einschüchtern lassen. Das hatte sie sich schon am Morgen beim Aufstehen gesagt und den ganzen Tag wie ein Mantra wiederholt.
    „Wie soll es jetzt weitergehen? Was schlägst du vor?“ Sie sah ihn fragend an.
    Er kniff die Augen zusammen. Sie hatten die Mäntel noch nicht ausgezogen, und er war entschlossen, seinen Mantel anzubehalten, denn in diesem Haus war es ungemütlich kalt. War es überhaupt warm genug für Gino? Oder musste er frieren? Er fing an, sich für den Jungen verantwortlich zu fühlen.
    Unvermittelt kam er näher, streckte die Hand aus und zog Emma an sich. Ihre zarte Gestalt und die Aura von Verletzlichkeit, die sie umgab, raubten ihm fast den Verstand. Er ließ die Hände über ihren Rücken gleiten, fühlte ihren schlanken Körper, und sein Puls begann zu jagen. „Spürst du, wie sehr ich dich begehre?“
    „Vincenzo!“
    In seinen Augen blitzte es entschlossen auf, ehe er die Lippen auf ihre presste und sie hart und besitzergreifend küsste, und zwar so, als wollte er sie bestrafen. Jedenfalls war das kein Liebesbeweis. Ohne zu zögern, erwiderte Emma seine Küsse, obwohl eine kleine innere Stimme ihr zurief, sie solle vorsichtig sein und sich

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