In den Armen des Spions
notwendigerweise auf den Verstand.
E.
Als sie aus Anyas Zelt trat, stellte Emily fest, dass der Großteil der Männer aufgebrochen war und nur eine kleine Gruppe zu ihrer Bewachung zurückgelassen worden war.
Sie blieb neben Arnia und Dorcas stehen, die auf Teppichen saßen und einigen der anderen Frauen dabei halfen, das Abendessen zuzubereiten.
»Wo sind sie?«
Sie musste nicht genauer ausführen, wen sie mit »sie« meinte.
Arnia schnaubte nur vielsagend. Sie schaute nicht auf, als sie antwortete:
»Der Major hat Kundschafter ausgeschickt. Sie sind zurückgekommen und haben berichtet, dass eine weitere Bande Berber vom selben Stamm wie die, die uns gestern angegriffen haben, ein Stück entfernt lagert, und dass sie Anhänger der Schwarzen Kobra bei sich haben.«
»Natürlich«, sagte Dorcas und schnitt eine gewaschene Jamswurzel in eine getöpferte Schale, »waren unsere Männer alle erpicht darauf, den Spieß umzudrehen und die anderen anzugreifen, bevor sie uns erneut überfallen können.« Sie schaute Emily an. »Darum sind sie fort.«
Emily runzelte die Stirn.
»Für sie ist es fast so etwas wie ein Spiel. Ein Schachspiel, vielleicht, aber nichtsdestotrotz ein Spiel.«
»Unsere Männer, ihre Männer.« Arnia zuckte die Achseln. »Sie sind alle Krieger. Sie leben dafür zu kämpfen.«
»Das ist wahr.« Eine der Berberfrauen nickte betrübt. »Jeder Anlass für einen Kampf ist ihnen willkommen, aber am glücklichsten sind sie, wenn sie kämpfen, um uns zu beschützen.« Sie zuckte ebenfalls philosophisch mit den Achseln. »Was soll man tun? Es ist ihre Aufgabe, daher freut es sie, sich nützlich zu machen.« Mit einer Geste bezog sie die Frauen ein, die im Kreis saßen und zufrieden das Essen zubereiteten. »So wie wir. Darin unterscheiden wir uns nicht so sehr.«
In diesem Lichte hatte Emily die Angelegenheit noch gar nicht betrachtet. Nach einem Moment nickte sie und bewegte sich weiter, sie schlenderte am Seeufer entlang zu der Stelle, wo Anya und die anderen älteren Frauen im Schatten eines Palmenwäldchens auf Teppichen saßen.
Anya winkte sie zu ihnen. Sie ging hin und ließ sich neben Girla nieder, deren Finger damit beschäftigt waren, Fransen zu knoten. Emily zog die Knie an und schlang die Arme darum. Sie stützte ihr Kinn darauf und blickte über den See, dessen Oberfläche sich unter der leichten Brise sanft kräuselte, und ließ ihre Gedanken wandern.
Nach einer gewissen Zeit sagte Anya mit ernster Stimme und ebenso ernster Miene:
»Wenn, wie wir es hoffen, unsere Männer als Sieger zurückkehren, wird es heute Abend wieder eine Feier geben. «
Die anderen Frauen nickten. Katun sagte:
»Sie werden damit rechnen - es steht ihnen schließlich zu.«
Das konnte Emily verstehen, aber ...
»Warum ist es nur so, dass Männer zu glauben scheinen, dass eine Frau zu beschützen, sie in gewisser Weise zu ihrem ... Besitz macht?« Sie spürte, wie ihr heiße Röte in die Wangen stieg, nahm die Frage aber nicht zurück. »Sie beschützen einen, verteidigen einen gegen einen Überfall, dann aber runzeln sie die Stirn und werden brummig, wenn man etwas tut, was ihnen nicht gefällt.« Sie blickte sich um, sah aber niemanden lachen oder auch nur lächeln. Alle hörten ihr zu, manche nickten verständnisvoll. »Es ist beinahe so, als hätten sie, nachdem sie einmal für uns gekämpft haben, uns gewonnen - dass wir ihnen danach auf nicht näher bestimmte Weise gehören.«
Ihr Herz hatte sich schon vor einiger Zeit für Gareth entschieden, aber sie hatte sein missgünstiges Verhalten nicht vergessen, als sie nett zu Cathcart gewesen war. Daran war sie erst wieder vor ein paar Stunden erinnert worden, als sie an der Oase eingetroffen waren, und Gareth sich erneut in einen Bären verwandelt und die jungen Berbermänner vertrieben hatte, die sich um ihr Kamel geschart hatten, um ihr aus dem Sattel zu helfen.
Es gefiel ihr gar nicht, auf derart unverhohlen besitzergreifende Weise behandelt zu werden.
Katun seufzte tief.
»Es ist eine Last, die alle Frauen tragen müssen.«
Anyas Lippen verzogen sich.
»Alle Frauen, deren Männer Krieger sind, wenigstens.« Die anderen nickten. Anyas alte Augen ruhten auf Emily. »Es ist der Preis, den wir zahlen, um einen Krieger als Lebensgefährten zu haben. Er wird Sie beschützen und Ihre Sicherheit gewährleisten, aber im Gegenzug ...« Ihr Lächeln wurde breit. »Sie sind in Wahrheit so seltsam verwundbare Wesen, wenigstens, wenn ihre Frauen betroffen
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