In den Armen des Spions
rasch zurück in den Korridor und weiter zu dem nächsten.
Da stieß sie auf eine Goldader, gewissermaßen.
Eine Tür in der Seitenwand befand sich dicht an der Ecke zur Außenwand. Sie öffnete die Tür und ging hinein - und fand sich in einem schmalen Flur wieder, der zum nächsten Zimmer führte. Lächelnd ging sie weiter, dann blieb sie stehen und schaute durch die bleiverglasten Fenster auf den Hafen unten.
Gareth blieb zögernd auf der Türschwelle stehen.
Ohne in seine Richtung zu sehen, deutete sie nach unten zum Fenster hinaus.
»Dort ist unser Schiff.«
Nach einer kleinen Pause, in der sie sein resigniertes Seufzen fast hören konnte, trat er über die Schwelle, schloss die Tür und stellte sich zu ihr.
»Sehen Sie?«, sagte sie, als er bei ihr angekommen war. Sobald sie sich sicher war, dass er ihrem Blick zu den Schiffen unten folgte, sprach sie weiter: »Das da ist das kleine Schiff, zu dem wir in weniger als einer Stunde zurückkehren und die nächsten paar Tage mit einer Reihe anderer Leute auf engem Raum verbringen werden, ohne dass wir uns auch nur einmal ungestört unterhalten können.«
Sie drehte sich zu ihm um, betrachtete sein Profil, alles, was sie von seinem Gesicht erkennen konnte.
»Unter Berücksichtigung dessen, was bereits zwischen uns vorgefallen ist, was wir bereits getan haben, würde jeder andere Gentleman nur zu froh sein, die Gelegenheit zu nutzen« - nur, damit er es ganz sicher begriff, breitete sie die Arme aus - »diese Gelegenheit, um mich wenigstens noch einmal zu küssen.«
Er sah sie von der Seite an, dann wandte er sich halb zu ihr um, damit sie mehr von seinem Gesicht sehen konnte.
Sie kniff die Augen zusammen.
»Also, warum tun Sie das nicht? Warum weichen Sie mir mit einem Mal aus?«
Die Worte auszusprechen machten sie real. Sie hatte gewusst, dass er das tat, aber hatte sich bislang - bis zu diesem Augenblick eben - verboten, es auch so zu bezeichnen. Es war zu niederschmetternd - und keine junge Dame mit irgendeinem Anspruch auf Sittsamkeit würde je solche Worte laut aussprechen ... aber sie glaubte nicht unbedingt an selbstaufopfernde Sittsamkeit.
Daher starrte sie ihn an, verschränkte die Arme - und weigerte sich, darüber nachzudenken, wie sehr diese Worte schmerzten, diesen stechenden nachhallenden Schmerz -und wartete.
Wartete.
»Ich gebe Ihnen Zeit, wieder zu Sinnen zu kommen.«
Sie blinzelte.
»Was?«
»Sie müssen verstehen können, worum es hierbei - bei dieser Anziehung zwischen uns - geht. Woraus es entspringt. Was es nährt.«
Sie zog die Brauen zusammen.
»Ich weiß, was ...«
»Nein, das tun Sie nicht.«
Sie musterte ihn aus schmalen Augen, nahm seine unbeugsame Überzeugung zur Kenntnis. Langsam hob sie die Brauen.
»Ach ja? Warum weihen Sie mich nicht ein?«
In die Falle war er sehenden Auges hineingelaufen. Gareth biss die Zähne zusammen, blickte sie weiter an ... als die Sekunden verstrichen und ihre Haltung nicht nachgiebiger wurde, ihre Entschlossenheit nicht ins Wanken geriet, fand er sich damit ab, dass ihm keine Wahl blieb. Er atmete kurz durch und stürzte sich hinein.
»Was zwischen uns geschehen ist, ist eine Folge der Gefahren, die wir überstanden haben - das Ergebnis, ein natürliches und wenig überraschendes Ergebnis der gefährlichen Situationen, die wir miteinander bewältigt haben. Es ist etwas, das alle hinterher spüren, nach solchen Zwischenfällen. Ich bin daran gewöhnt, daher erkenne ich es als das, was es ist, aber Sie können es zuvor noch nicht erlebt haben, und ...« Er spürte, wie seine Züge sich versteinerten. »Gleichgültig, was Sie sich einbilden, was das, was zwischen uns geschehen ist, bedeutet, ist das in Wahrheit auch schon alles, was es bedeutet. Es ist die Folge davon, dass man ein lebensbedrohliches Ereignis überlebt hat.«
Ihr Stirnrunzeln hatte sich aufgelöst, war einer Miene verblüffter Verwirrung gewichen. Ihr Blick war in die Ferne gerichtet, ihre Stimme schien ebenfalls von weit her zu kommen:
»Das ist nicht ...«
»Was Sie denken, was es ist. Aber es ist es nun einmal.«
Sie blickte ihn aus großen Augen an, und ihre Züge verrieten nichts von ihren Gefühlen, dann sagte sie:
»Sie haben keine Ahnung, was ich denke. Keine Ahnung, warum ich empfinde, wie ich es tue.«
»Was Sie denken, was Sie empfinden, hat nichts damit zu tun. Ich weiß, was dies ist - weiß, warum Sie wollen, dass ich Sie wieder küsse -, und daher weiß ich über jeden Zweifel hinweg, dass meine
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