In den Armen des Spions
zusammengesetzt und besprochen, welche Manieren und Tischsitten wir am besten erwähnen sollten. Fast ein bisschen verlegen wies er mich darauf hin, dass der Bey höchstwahrscheinlich annimmt, dass wir verheiratet sind, da es in diesem Kulturkreis in höchstem Maße unschicklich wäre, dass eine unverheiratete Frau guter Abstammung mit Männern reist, die nicht zu ihrer Familie gehören. Die Quintessenz unserer anschließenden Beratungen ist, dass ich heute Abend den Ring meiner Großmutter am Ringfinger meiner linken Hand tragen werde.
Unter den gegebenen Umständen ist es gewiss für mich am sichersten, wenn wir uns als Ehepaar ausgeben. Das kommt zudem Gareths Impuls, mich zu beschützen, entgegen, auch wenn er das so nicht ausgesprochen hat.
Daher bin ich jetzt ganz unruhig vor Ungeduld und Neugierde, nicht nur wegen des Umstandes, dass wir mit dem Bey speisen werden, sondern vor allem, weil ich es kaum erwarten kann, wie es sich anfühlen wird für ihn und mich, wenn wir uns so benehmen, wie es für uns eines Tages, davon bin ich fest überzeugt, ganz natürlich sein wird.
Eine Gelegenheit zum Üben sollte man nie verächtlich abtun.
E.
Der Bey wollte ganz sichergehen. Er sandte den Hauptmann mit drei Männern der Palastwache, um sie durch die engen Gassen zum Palast zu geleiten. Da sowohl Emily als auch Gareth festliche Abendkleidung trugen - sie ein blassgrünes Seidenkleid, das Dorcas aus ihrer Reisetruhe zutage gefördert hatte - und damit leicht erkennbar waren, war das eine weise Vorsichtsmaßnahme.
Als sie das Gasthaus verließen und Gareth sich umgesehen hatte, murmelte er ihr zu:
»Gut, dass es zudem auch schon dunkel ist.«
Emily nickte und hielt ihren Umhang geschlossen, während sie dem Hauptmann folgten.
Er führte sie zu einem anderen Teil des Palastkomplexes. Sie fand, es sprach nichts dagegen, ihre Umgebung mit unverhohlenem Interesse zu mustern und bestaunte die reichen Schnitzereien und die Mosaike in leuchtenden Farben, kurz die sehr arabisch geprägte Schönheit, die sie überall um sich herum vorfand.
An einem besonders reich verzierten Torbogen blieb der Hauptmann stehen und übergab sie in die Obhut eines grell gekleideten Individuums, das eine Position auszufüllen schien, die der eines Butlers und Majordomus entsprach. Er sprach passables Englisch und hieß sie, nachdem er sich tief verneigt hatte, willkommen, dann nahm er ihre Umhänge und ging voraus, über mehrere Korridore bis zu einem langgestreckten luftigen Raum mit Säulenreihen an der einen Seite, der auf einen mit Bäumen bewachsenen Innenhof hinausging.
Der Raum selbst war prächtig und stilvoll eingerichtet, aber als sie auf der Türschwelle stehenblieben, waren es die anwesenden Menschen, auf die Emily sich konzentrierte. Sie waren ebenfalls prachtvoll anzusehen, allerdings für ihren Geschmack etwas weniger stilvoll. Die allgemeine Vorliebe für Gold, Juwelen und prunkvollen Schmuck grenzte an Protzerei.
Der Butler wartete, bis der Bey zu ihm schaute, dann verkündete er mit dröhnender Stimme:
»Major Hamilton und die Majorin Hamilton.«
Aller Augen richteten sich auf sie. Emily behielt ihr freundliches, entspanntes Lächeln bei. Sie alle dachten eindeutig, sie und Gareth seien verheiratet. Gut, dass sie das vorausgesehen hatten und vorbereitet waren.
Der Bey lächelte strahlend und kam, um sie willkommen zu heißen. Er bot Gareth die Hand und schüttelte sie kräftig. Dann wandte er sich mit einem erfreuten Lächeln an Emily, hielt aber plötzlich inne.
Da sie spürte, dass er nicht wusste, wie er sie in angemessener Weise begrüßen sollte, hielt sie ihm ihre Hand hin.
»Nehmen Sie meine Finger und nicken Sie mir zu«, murmelte sie.
Das Lächeln des Beys vertiefte sich, während er ihre Anweisung befolgte, und sie sank in einen tiefen Knicks. Als sie sich wieder erhob, tätschelte er ihr die Hand.
»Danke.« Er ließ sie los. »Es ist lange her, und ich war mir nicht sicher.«
Er drehte sich um und machte eine umfassende Handbewegung.
»Jetzt kommen Sie und lassen sich von mir mit allen bekannt machen. Alle hier werden mich auf meinen Reisen begleiten.« Er schaute zu den Frauen, die in einer Gruppe am anderen Ende des Raumes beieinanderstanden. »Nun, alle Männer. Von den Frauen wird nur die Begum mit uns kommen.«
Als der Bey sie über den Marmorboden geleitete, versuchte Emily, deren Hand auf Gareths Arm ruhte, sich vorzustellen, wie es wäre, als Frau allein in einem völlig fremden Kulturkreis
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