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In den eisigen Tod

In den eisigen Tod

Titel: In den eisigen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana H. Preston
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wurden. Nach einigen Probefahrten verließ die Discovery im Juni ihren Heimathafen und fuhr zum Laden der Fracht in die an der Themse gelegenen East India Docks. Das war kein Kinderspiel. Sie musste Proviant aufnehmen, der 47 Männer drei Jahre ernähren konnte. Große Vorräte an Fasanen- und Truthahnbraten, ganze gebratene Rebhühner, Hasenpfeffer, Entenfleisch, Erbsen und Rumpsteak wurden an Bord getragen, zusammen mit solchen Köstlichkeiten der damaligen Zeit wie Wildkirschensauce, Selleriesamen, Essig aus schwarzen Johannisbeeren, kandierte Orangenschalen sowie Stilton- und Double-Gloucester-Käse. Sie sollten auch nicht an Durst leiden – angesichts von 122 Litern Brandy, derselben Menge an Whisky, 60 Kisten Portwein, 36 Kisten Sherry und 28 Kisten Champagner. Sie nahmen auch Zitronensaft mit, 815 Kilogramm Tabak, eine riesige Menge Pemmikan (eine Mischung aus getrocknetem mageren Rindfleisch und Schweineschmalz), Rosinen, Schokolade und Zwiebelpulver.
    Viele Firmen hatten das Projekt großzügig unterstützt, und das war eine große Hilfe angesichts der Tatsache, dass die Mittel so knapp waren. Dr. Jaeger’s Sanitary Woollen System Company Ltd. stellte spezielle, Wind undurchlässige Oberbekleidung her und gewährte der Expedition, was Scott mit Dankbarkeit vermerkte, 40 Prozent Rabatt. Er erkannte rasch die Vorteile des Sponsorentums in einer Zeit, als dies noch eine verhältnismäßig neue Idee war. Colman’s spendierte neun Tonnen Mehl und eine Menge Senf; Cadbury’s steuerte 1600 Kilogramm »hervorragenden Kakao und Schokolade« bei, die zu einem der größten Genüsse für hungrige Schlittenfahrer wurden; von Bird’s kamen acht Zentner Back- und Senfpulver, während Messr Evans, Lescher & Webb den Zitronensaft, die traditionelle Schutzmaßnahme gegen Skorbut, lieferten – trotz Koettlitz’ ablehnender Haltung. Es gab auch große Vorräte an Bovril, einem Fleischextrakt, das sich auf den Schlittenreisen als unentbehrlich erweisen sollte. Doch das wirkliche Hauptnahrungsmittel für die Exkursionen mit den Schlitten war Pemmikan mit seinem hohen Fett- und Kaloriengehalt. Während der großen Zeit der britischen Arktisforschung hatte man Pemmikan in Großbritannien kaufen können, aber jetzt musste es sich die Expedition im Ausland besorgen. Scott erhielt seinen Vorrat von einer Fabrik in Kopenhagen, nachdem er das Produkt, das in Chicago hergestellt wurde, als nicht geeignet verworfen hatte.
    Und dann musste die Ausrüstung an Bord verstaut werden – Schlafsäcke aus Rentierfell, Ballen mit Lapplandgras, mit dem die Füße warm gehalten werden sollten, 70 Paar Skier und neun 2,75 Me ter lange Schlitten, die nach Nansens Entwürfen angefertigt worden waren, ergänzt um Schlittenfahnen, die Markham entworfen hatte. Sie erinnerten an Ritter der alten Zeit, die auf Fahrt gingen, und ihre Fahnen an mittelalterliche Wimpel. Der romantische Markham dachte sich Sinnsprüche für sie aus – der von Scott lautete zum Beispiel: » Ready , Aye , Ready «. Es gab auch einen Ballon an Bord, den sie der Armee abgekauft hatten. Sir James Hooker, der hochbetagte und renommierte Botaniker, der von 1839 bis 1843 mit Ross unterwegs gewesen war, hatte Scott dringend empfohlen, einen Ballon für Vermessungen aus der Luft mitzunehmen. Zu dieser Zeit übten die Möglichkeiten der Luftfahrt eine zunehmende Faszination aus. 1897 hatte es einen vorzeitigen und wenig durchdachten Versuch gegeben, den Nordpol mit dem Ballon zu erreichen – die unglückselige Eagle -Expedition –, aber Scotts Ballon sollte fest verankert bleiben. Instrumente und andere Ausrüstungsgegenstände wurden von der Admiralität ausgeliehen. Die anderen Bedarfsgüter – Öl, Kohle, Trinkwasser, Hundefutter, Arzneimittel, eine Holzhütte, ein Piano, eine Bibliothek und persönliche Habseligkeiten wie Shackletons Schreibmaschine, ein Schminkkästchen und eine Zauberkiste zur Unterhaltung – in einem Schiff zu verstauen, das nur 52 Meter lang und zehn Meter breit war, setzte eine umfangreiche Planung voraus.
    Kurz vor der Abreise erhielt Scott seine letzten Anweisungen. Während vieles in sein Ermessen gestellt wurde, sollte die Expedition Ross’ Route am Ross-Schelfeis entlang folgen und an der Küste von Victoria Land überwintern. Hauptziel war, das Landesinnere zu erforschen und, wenn möglich, östlich des Ross-Schelfeises Forschungen von See aus durchzuführen. Vom Südpol war keine Rede.
    Am 31. Juli 1901 stach die Discovery in See und

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