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In den eisigen Tod

In den eisigen Tod

Titel: In den eisigen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana H. Preston
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heranzugehen, sei hinterhältig gewesen, aber ich persönlich finde es nicht hinterhältig, wenn jemand einfach den Mund hält.«
    Evans fuhr unterdessen mit der Terra Nova nach Lyttelton, dem malerischen Hafen von Christchurch auf der Südinsel von Neuseeland, der auch die Discovery , die Morning und Shackletons Nimrod beherbergt hatte. Hier sollten jene Offiziere und Wissenschaftler dazustoßen, die nicht mit ihr gefahren waren, und hier sollte sie einen Monat verbringen, um neu beladen zu werden. Ponting schrieb: »Es war ebenso interessant wie köstlich zu sehen, wie die Frau unseres Kapitäns viele Tage damit zubrachte, Packstücke zu inspizieren, während diese ausgeladen und dann umgestaut wurden.« Der normalerweise gutmütige Bowers, der auf der Terra Nova der Fachmann für das Verladen der Fracht war, zeigte sich weniger beeindruckt: »Niemand mag sie auf der Expedition haben, und das gequälte Schweigen, wenn sie daherkommt, ist das einzig Störende an der ganzen Sache. Es ist kein Geheimnis, dass sie uns jetzt alle herumdirigiert und dass das, was sie sagt, getan wird.« 10 Es gab die drei Motorschlitten, die in ihren riesigen Kisten an Bord gehievt werden sollten, und Meares wartete mit seinen 19 weißen mandschurischen Ponys und den 33 sibirischen Schlittenhunden. Oates hatte keine gute Meinung von den Ponys und bemerkte, dass »sie für eine solche Arbeit sehr alt sind, und vier von ihnen sind nicht gesund, doch wir werden das Beste aus ihnen machen müssen«. Er tröstete sich, indem er sich »mit Bier vollaufen« ließ. 11 Jetzt mussten auf dem Oberdeck und unter der Back der Terra Nova Ställe gebaut werden, und die Matrosen opferten freiwillig einen Teil ihrer Unterkünfte, damit zusätzliche Vorräte verstaut werden konnten. Von den Ponyställen auf dem Deck tropfte durch undichte Planken Urin in ihre restlichen Unterkünfte, was ihr Leben auch nicht gerade angenehmer machte. Unterdessen stritten Oates und Scott darüber, wie viel Futter für die Ponys an Bord genommen werden sollte. Oates gab nicht nach, und sie schlossen einen Kompromiss. Er schmuggelte darüber hinaus noch ein paar Tonnen zusätzliches Futter an Bord, das er aus eigener Tasche und ohne Scotts Wissen gekauft hatte.
    Wenn Cardiff der größte Freund der Expedition in der nördlichen Hemisphäre war, so nahm diesen Rang im Süden Lyttelton ein, das mit wahrer Großzügigkeit und Begeisterung auf seine Gäste reagierte. Kohle, tiefgefrorenes Schaf- und Ochsenfleisch, Dosenfleisch, kistenweise Butter, Speck, Bier und Zwieback, Pullover und Bibeln wurden gespendet. Der Hafen von Lyttelton verzichtete auf sämtliche Gebühren, und jeder erhielt Freikarten zur Benutzung der Eisenbahn. Es gab auch viele Partys, Tänze und Rennveranstaltungen. Oates schrieb ätzend: »Einige der Besucher, die an Bord kommen, schreiben ihre Namen auf den Lack, was schlicht zum Kotzen ist.« 12 Scott und Kathleen verbrachten ein paar ihrer letzten gemeinsamen Tage in dem schönen Haus von Joseph Kinsey, dem Agenten der Expedition. Es war hoch auf einer Klippe gelegen mit wunderschönen Ausblicken und einem Garten, der mit seinen roten und goldenen Blumen aussah, als stehe er in Flammen. Nachts schliefen sie im Freien unter klarem Himmel.
    Am 26. November, also an dem Tag, an dem die Terra Nova Lyttelton mit Kurs auf ihre letzte Station in Port Chalmers verlassen sollte, fiel Edgar Evans, der sich sputete, an Bord zu kommen, angetrunken ins Wasser. Sein Namensvetter Teddy Evans wollte, dass der Unteroffizier entlassen werde. Doch das wäre für Scott nahezu unmöglich gewesen nach allem, was sie miteinander geteilt hatten. Die Tatsache, dass Kathleen Scott in den folgenden Monaten von Unteroffizier Evans träumen sollte, beweist, wie oft Scott über ihn gesprochen haben muss und welche Verbindung zwischen ihnen bestand. Er beschloss daher, diesen Sündenfall zu ignorieren, und ordnete an, dass der Waliser mit dem Zug nach Port Chalmers fahren sollte. Tatsächlich reisten sie dann zusammen, und der fröhliche Seemann verhielt sich offensichtlich so, als sei nichts geschehen. Doch Scotts Entscheidung verärgerte Teddy Evans schwer.
    Es kam auch zu Spannungen zwischen ihren Frauen. Bowers erklärte sie mit der Eifersucht zwischen den beiden. Er betrachtete Hilda Evans als feminine Frau von beträchtlicher Schönheit und unbestimmtem Charme, »die alles war, was eine Ehefrau sein sollte«. 13 Viel weniger Verständnis brachte er für die emanzipiertere und

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