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In den Fängen der Macht

In den Fängen der Macht

Titel: In den Fängen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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mannigfaltigen Stadien der Leidenschaft und des Schmerzes, die miteinander verstrickt waren, so wie von den widersprüchlichen Überzeugungen, die für sich allein genommen so vernünftig waren. Wenn Unschuld nicht mit jeder Generation neu geboren würde, welche Hoffnung gäbe es dann, dass Unrecht je bekämpft würde?
    »Ich bin mit der Moral dessen ebenso wenig glücklich«, sagte sie zerknirscht. »Lieber wäre mir etwas relativ Unkompliziertes wie Medizin. Hier hat man das Leben der Menschen immer noch in seinen Händen, man kann noch Fehler machen, schreckliche Fehler, aber man ist nicht im Zweifel, was man versucht zu erreichen, auch wenn man noch nicht weiß, wie.«
    Merrit lächelte zaghaft. Sie erkannte den Ölzweig und ergriff ihn. »Haben Sie nicht manches Mal Angst?«, fragte sie leise.
    »Oft. Und vor allen möglichen Dingen.«
    Merrit stand immer noch im schwindenden Tageslicht. Nur die Spitze der Espe vor den Fenstern fing die Sonne ein. Sie tastete nach einer schweren Uhr, die sie in ihrem Dekollete verborgen hatte, und nahm sie heraus. Sie fing Hesters Blick auf, der darauf lag, und die Farbe ihrer Wangen wurde dunkler.
    »Lyman schenkte sie mir… Mr. Breeland«, erklärte sie und mied den Blick ihrer Mutter. »Ich weiß, sie passt nicht direkt zu diesem Kleid, aber ich habe vor, sie immer bei mir zu tragen, zum Teufel mit der Mode.« Sie schob ihr Kinn ein wenig vor, bereit, sich jeglicher Kritik zu widersetzen.
    Judith öffnete den Mund, doch sie überlegte es sich anders.
    »Vielleicht könnten Sie sie ja am Rock tragen?«, schlug Hester vor. »Dann sieht sie sowohl wie eine zum Gebrauch bestimmte Uhr aus als auch wie ein Schmuckstück.«
    Merrits Gesicht strahlte. »Das ist eine gute Idee. Ich hätte selbst daran denken können.«
    »Ich neige eher dazu, nützliche Uhren zu tragen als hübsche. Eine, die ich nicht sehen kann, verfehlt ihren Zweck.«
    Merrit ging auf den Stuhl zu, der Hester gegenüberstand, und setzte sich. »Ich hege die größte Bewunderung für Menschen, die ihr Leben der Pflege anderer widmen«, sagte sie voller Ernst.
    »Wäre es sehr aufdringlich und unangenehm, wenn ich Sie bäte, uns ein wenig von Ihren Erfahrungen zu erzählen?«
    In der Tat war es etwas, was Hester nur zu gerne vermied, wenn es damit nichts zu erreichen gab und niemand zu überzeugen war. Es wäre jedoch unhöflich gewesen, die Bitte abzulehnen, also verbrachte sie die nächste Stunde damit, Merrits eifrige Fragen zu beantworten und darauf zu warten, dass Judith die Unterhaltung in andere Bahnen lenkte. Diese jedoch schien ebenso interessiert zu sein, und ihr Schweigen zeugte von großer Aufmerksamkeit.
    Als Trace sein Geschäft mit Alberton abgeschlossen hatte, verabschiedete er sich, und Alberton kehrte in den Speisesalon zurück. Er sah Casbolt an, bemerkte ein leichtes Nicken, woraufhin er ihn und Monk aufforderte, sich gemütlichere Plätze zu suchen, dies jedoch nicht bei den Damen im Salon, sondern in der Bibliothek.
    »Ich schulde Ihnen eine Entschuldigung, Mr. Monk«, sagte Alberton, noch bevor sie es sich gemütlich gemacht hatten. »Ich habe natürlich heute Abend Ihre Gesellschaft genossen, ebenso die Ihrer Gattin, die eine höchst bemerkenswerte Person ist. Aber ich habe Sie zu uns eingeladen, weil ich Ihre Hilfe benötige. Nun, prinzipiell benötige ich sie, aber Casbolt ist ebenso betroffen. Es tut mir Leid, Sie derart irregeführt zu haben, aber die Angelegenheit ist äußerst delikat, und trotz Lady Callandras hoher Meinung von Ihnen – die sie mir übrigens als Freundin und nicht geschäftlich vermittelt hat – zog ich es vor, mir ein eigenes Urteil zu bilden.«
    Einen Augenblick lang verspürte Monk Unmut, hauptsächlich wegen Hester, dann erkannte er, dass er selbst wahrscheinlich ebenso gehandelt hätte, wäre er in Albertons Lage gewesen. Er hoffte, die Sache würde nichts mit Waffen oder der Wahl zwischen Philo Trace und Lyman Breeland zu tun haben. Trace hielt er für den angenehmeren Mann, aber an Breelands Anliegen glaubte er mehr. Seine Gefühle waren nicht so leidenschaftlich wie die Hesters, aber die Vorstellung von Sklaverei stieß ihn dennoch ab.
    »Ich nehme Ihre Entschuldigung an«, erwiderte er mit sardonischem Lächeln. »Nun, wenn Sie mir die Angelegenheit schildern wollen, die Sie beunruhigt, dann kann ich mir mein Urteil bilden, ob ich Ihnen dabei behilflich sein kann – und ob ich dies wünsche, sei dahingestellt.«
    »Gut pariert, Mr. Monk«, lobte Alberton

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