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In den Fängen der Macht

In den Fängen der Macht

Titel: In den Fängen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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trübselig. Er versuchte, leichtfertig zu klingen, aber Monk erkannte die Spannung, die in seinen Worten mitschwang. Sein Körper war steif, an seinem Kinn zuckte ein winziger Muskel, und seine Stimme klang nicht ausgeglichen.
    Monk spürte den Stich der Schuld wegen seiner Leichtfertigkeit. Der Mann war weder arrogant noch gleichgültig. Die Selbstkontrolle, die er den ganzen Abend gezeigt hatte, war ein Akt der Tapferkeit.
    »Sehen Sie sich einer Art von Drohung ausgesetzt?«, fragte er gelassen. »Sagen Sie mir, worum es sich handelt, und wenn ich Ihnen helfen kann, werde ich es tun.«
    Ein kurzes Lächeln leuchtete auf Albertons Gesicht.
    »Das Problem ist sehr einfach zu erklären, Mr. Monk. Wie Sie wissen, sind Casbolt und ich Partner im Speditionsgeschäft, manches Mal geht es um Holz, meistens aber um Maschinen und Waffen. Ich nehme an, nach der Unterhaltung unserer anderen Dinnergäste ist das offensichtlich.«
    Er sah Casbolt nicht an, während er sprach, sondern hielt seinen Blick standhaft auf Monk gerichtet. »Was Sie nicht wissen können, ist, dass ich vor etwa zehn Jahren einem jungen Mann namens Alexander Gilmer vorgestellt worden bin. Er war charmant, wunderschön anzusehen und einen Tick exzentrisch in seiner Lebensweise. Außerdem war er krank und verdiente seinen Lebensunterhalt als Modell für Künstler. Wie schon erwähnt, er war von verblüffender Schönheit. Sein Arbeitgeber entließ ihn, sagte Gilmer, weil er ihm sexuelle Dienste verweigerte. Zu jener Zeit war er verzweifelt. Aus Mitgefühl bezahlte ich seine Schulden.« Er holte tief Luft, aber seine Augen blieben starr auf Monk gerichtet.
    Casbolt versuchte nicht, sich einzumischen. Er schien es zufrieden, dass Alberton die Geschichte erzählte.
    »Nichtsdestoweniger«, fuhr Alberton noch leiser fort, »der arme Mann starb… unter sehr tragischen Umständen …« Er atmete ein und stieß die Luft mit einem Seufzen aus. »Er hatte versucht, weiter als Modell zu arbeiten, aber die Künstler wurden immer unrespektabler. Er war… nun, irgendwie naiv, denke ich. Er erwartete einen Standard von Moral, der in den Kreisen, in denen er sich bewegte, nicht existierte. Er wurde missverstanden. Die Männer dachten, er würde sexuelle Dienste anbieten, und wenn er ablehnte, wurden sie zornig und setzten ihn auf die Straße. Ich nehme an, Zurückweisung erzeugt oft derartige Emotionen.« Er hielt inne, und in seinem Gesicht zeichnete sich Mitleid ab.
    Dieses Mal nahm Casbolt den Faden auf. Er sprach mit ernster Stimme.
    »Sie müssen wissen, Mr. Monk, der arme Gilmer, den auch ich bei einer Gelegenheit finanziell unterstützte, wurde vor ein paar Monaten tot in einem Haus aufgefunden, in dem männliche Prostituierte arbeiten. Ob sie ihm nur aus Mitleid Unterkunft boten oder er dort arbeitete, ist nicht bekannt. Aber dieser Umstand machte alles Geld, das ihm gegeben wurde, ob nun als Geschenk oder Bezahlung, verdächtig.«
    »Ja, das verstehe ich.« Monk konnte sich die Sache lebhaft vorstellen. Er war sich nicht ganz sicher, wie viel er glaubte, aber das war vielleicht irrelevant. »Jemand entdeckte einen Beweis für Ihre freundliche Unterstützung und wünscht nun, dass Sie damit fortfahren… an ihn natürlich?«
    Ein Zucken ging durch Albertons Gesicht. »Ganz so einfach ist es nicht, aber das ist der Kern der Sache. Es ist nicht Geld, was sie fordern. Wenn es das wäre, könnte ich es versuchen, um meine Familie zu schützen, obwohl ich mir bewusst bin, dass es zu keinem Ende führen würde, wenn ich erst einmal bezahlen würde.«
    »Es scheint mir auch ein Eingeständnis zu sein, dass man etwas zu verbergen hat«, fügte Monk hinzu und hörte selbst die leichte Verachtung in seiner Stimme. Erpressung war ein Verbrechen, das er mehr hasste, als andere Arten von Diebstahl. Es war nicht nur das Erpressen von Geld. Es war eine Art von Folter, ausgedehnt und vorsätzlich. Er hatte erlebt, dass sie Menschen in den Tod trieb. »Ich werde alles tun, um Ihnen zu helfen«, beeilte Monk sich zu sagen.
    Alberton sah ihn an. »Die Bezahlung, die sie fordern, kann ich nicht leisten.«
    Casbolt nickte fast unmerklich, aber in seinem Gesicht standen Wut und Schmerz. Er beobachtete Monk aufmerksam.
    Monk wartete.
    »Sie wollen, dass ich sie durch Waffenverkäufe bezahle«, erklärte Alberton, »an Baskin and Company, eine Firma, von der ich weiß, dass sie lediglich als Fassade für eine andere dient, die direkt an die Piraten verkauft, die im Mittelmeer

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