In den Fängen der Macht
Fährmänner Auskunft geben würden, aber die drei, die er fragte, hatten den Namen nie gehört.
Um die Mitte des Nachmittags gab er auf und kehrte zur Vere Street zurück, um zu sehen, ob Rathbone die notwendige Erlaubnis erhalten hatte, Albertons Konten einzusehen.
»Es gab keine Schwierigkeiten«, sagte Rathbone stirnrunzelnd. Er empfing Monk in seinem Büro und sah so frisch und makellos aus wie immer. Monk, der den ganzen Tag die Docks auf und ab gelaufen war, war sich des Unterschieds zwischen ihnen wohl bewusst. Rathbone hatte keine Schatten in seiner Vergangenheit, die von Wichtigkeit gewesen wären. Sein gelassenes, fast arrogantes Benehmen war auf die Tatsache zurückzuführen, dass er sich selbst kannte, besser als die meisten Menschen. Er verfügte über ein derart unerschütterliches Selbstvertrauen, dass er kein Bedürfnis verspürte, andere zu beeindrucken. Dies war ein Charakterzug, den Monk bewunderte und um den er den anderen beneidete.
Monk konzentrierte sich auf die Gegenwart. »Sehr gut!«
»Was erwarten Sie zu entdecken?« Rathbone wirkte neugierig und vielleicht eine Spur besorgt.
»Nichts«, erwiderte Monk. »Aber ich muss sichergehen.«
Rathbone lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Warum haben Sie mich nicht gebeten, die Konten einzusehen?«
Monk lächelte dünn. »Weil Sie vielleicht die Antwort nicht wissen wollen.«
Einen Moment lang blitzte Belustigung in Rathbones Augen auf. »Oh! Dann gehen Sie wohl besser allein. Aber lassen Sie mich vor Gericht bloß nicht in einen Hinterhalt laufen.«
»Das werde ich nicht«, versprach Monk. »Ich glaube immer noch, dass Shearer es war, der die Morde beging.«
Rathbone zog die Brauen hoch. »Allein?«
»Nein. Ich glaube, dazu bedurfte es mehr als einen Mann. Die Opfer wurden gefesselt, bevor sie erschossen wurden. Aber er könnte sich irgendwie Hilfe verschafft haben. Jedenfalls lebte und arbeitete er in einer Umgebung, in der er genügend Männer finden konnte, die für einen angemessenen Lohn bereit sind, einen Mord zu begehen. Der Preis für die Waffen würde genügen, um neun angemessen große Häuser zu erwerben. Ein kleiner Prozentsatz des Profits hätte ausgereicht, um alle möglichen Arten von Hilfe zu erhalten.«
Rathbones aristokratische Miene drückte seine ganze Verachtung aus.
»Ich nehme an, wir haben keinen Hinweis darauf, wo Shearer sich momentan aufhält?«
»Keinen. Er könnte überall sein, hier oder auf dem europäischen Festland. Er könnte sich auch in Amerika aufhalten, was zwar im Moment nicht der beste Aufenthaltsort ist, außer er plant, im Waffenhandel noch mehr Geld zu machen.« Er überlegte, ob er die Erpressungsgeschichte und sein Scheitern, Baskin and Company ausfindig zu machen, erwähnen sollte, und entschloss sich dagegen. Vielleicht machte es Rathbone die Sache leichter, wenn er nichts davon wusste.
»Das mag wohl sein«, sagte Rathbone nachdenklich, während er sich zurücklehnte, die Fingerspitzen gegeneinander legte und die Ellenbogen auf die Armlehnen stützte. »Er könnte mit Breelands Geld irgendwo weitere Waffen gekauft haben, wenn es zutrifft, was Breeland sagte. Im Waffenhandel gibt es äußerst düstere Gefilde, und er ist ein Mann, der mehr darüber weiß als die meisten anderen.«
Dies war ein Gedanke, der Monk noch nicht in den Sinn gekommen war, weshalb er sich über sich selbst ärgerte. Seine Konzentration auf die Vergangenheit und ihre zerstörerischen Auswirkungen auf die Gegenwart kosteten ihn die Schärfe seiner logischen Denkfähigkeit. Aber es war seine zweite Natur, dies vor Rathbone zu verbergen.
»Das ist ein weiterer Grund, warum ich Albertons Bücher einsehen möchte«, sagte er.
Rathbone runzelte die Stirn. »Das gefällt mir nicht, Monk. Ich halte es für besser, wenn Sie mir mitteilen, was Sie entdecken. Ich kann es mir nicht leisten, überrascht zu werden, wie sehr ich das, was die Bücher offenbaren, auch verabscheuen mag. Bis jetzt hat noch niemand Alberton in irgendeiner Art und Weise beschuldigt, aber ich weiß, dass die Anklage durch Horatio Deverill vertreten wird. Er ist ein ehrgeiziger Schurke, der nicht umsonst den Spitznamen ›Teufel‹ trägt. Er ist unberechenbar, kennt keine Loyalitäten und wenig Vorurteile.«
»Kurbelt sein Ehrgeiz nicht auch seine Indiskretion an?«, fragte Monk skeptisch.
Rathbone zog die Mundwinkel nach unten. »Nein. Er hat keine Chance auf einen Sitz im Oberhaus, und das weiß er.
Er lechzt nach Ruhm, danach, zu
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