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In den Fängen der Macht

In den Fängen der Macht

Titel: In den Fängen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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schockieren und beachtet zu werden. Er sieht gut aus und Frauen halten ihn für attraktiv.« Der Anflug von Belustigung spielte um seine Lippen. »Die Art von Frauen, deren Leben sorgenfrei ist und die es als eine Spur zu langweilig empfinden. Und die der Meinung sind, Gefahr würde ihnen die Aufregung vermitteln, vor der sie ihr Rang und ihr Geld beschützen sollten. Ich nehme an, der Typ ist Ihnen bekannt?«
    »Ihnen etwa?« Wie eine innerliche Hitzewelle übermannte Monk die Erkenntnis, warum Rathbone gelächelt hatte. Monk selbst trug diese Gefahr in sich, und er wusste es und hatte es oft genug ausgenutzt. Es war eine Spur von Leichtsinn, von Ungewissheit, der Anflug von Leid, der Wunsch, eine andere Wirklichkeit kennen zu lernen, in der man aber nicht gefangen sein wollte. Langeweile barg in sich eine andere Form der Zerstörung.
    Er erhob sich. »Dann bringen wir besser alles in Erfahrung, was möglich ist, ob gut oder schlecht«, sagte er knapp. »Wenn ich etwas entdecke, das ich nicht verstehe, schicke ich Ihnen eine Nachricht, und Sie können mir einen Buchhalter schicken.«
    »Monk…«
    »Nur, wenn ich einen brauche«, sagte Monk von der Tür her. Er hatte nicht die Absicht, Rathbone von seinen Tagen als Handelsbankkaufmann zu erzählen, und er wusste sehr wohl, wie eine Bilanz zu lesen war und wonach man zu suchen hatte, wenn man Unterschlagung oder eine andere Art von Unaufrichtigkeit vermutete. Er wollte seine ganze Vergangenheit aus seinen Gedanken ausblenden, vor allem aber alles, was mit Arrol Dundas zu tun hatte.
    Bis weit in die Nacht hinein überprüfte Monk Albertons Geschäftsbücher. Alberton und Casbolt hatten mit einer Vielzahl von Gütern gehandelt, meist mit beträchtlichem Gewinn. Casbolt verfügte offenbar über ein enormes Wissen, wo man Waren zum besten Preis erstehen konnte, und Alberton hatte gewusst, wo man diese mit hohem Gewinn veräußern konnte. Einen großen Teil des Transportproblems hatten sie Shearer überlassen und ihn gut dafür bezahlt. Besah man sich die Beziehung genauer, so zeigten die Kontobewegungen, dass das Vertrauen zwischen den drei Männern fast zwanzig Jahre zurückreichte. Sogar mit seinen Kenntnissen, die mit erschreckender Klarheit zurückkamen, während er las, subtrahierte und addierte, fand Monk nichts, was auch nur im Entferntesten auf Unehrlichkeiten hingedeutet hätte.
    Doch als er um fünfundzwanzig Minuten vor ein Uhr nachts den letzten Ordner schloss, hatte er nicht den geringsten Zweifel, dass die Waffen, die sich die Unterhändler der Piraten durch Erpressung verschaffen wollten, grob überschlagen etwas über tausendachthundert englische Pfund wert waren. Für die Waffen aus dem Lagerhaus, für die sich nach Albertons Tod und dem Diebstahl keine Belege fanden, war keine Bezahlung eingegangen, die sich in den Büchern wiedergefunden hätte. Zum Zeitpunkt seines Todes hatte sich in Albertons Besitz kein Geld befunden und im Lagerhaus hatte man auch keines gefunden. Wenn überhaupt Geld den Besitzer gewechselt hatte, dann hatte es derjenige mitgenommen, der in jener Nacht die Tooley Street verlassen hatte, oder Breeland hatte es Shearer am Euston-Square-Bahnhof übergeben, wie er es behauptet hatte.
    Morgen würde Monk noch einmal mit Breeland sprechen.
    Als Hester aufwachte, fand sie Monks Nachricht. Danach empfand sie ein zunehmendes Gefühl des Verlustes. Fast war sie dankbar, dass Merrits und Breelands Prozess schon in nächster Zukunft drohte. Dadurch hatte sie weniger Zeit, sich mit Fragen und Ängsten zu quälen, was sich zwischen ihr und Monk geändert hatte.
    Düstere Gedanken waren ihr durch den Kopf gegangen, ob er möglicherweise die eheliche Bindung bereute, ob er sich in einer Falle fühlte, gefangen von den Erwartungen, der ständigen Gesellschaft eines anderen Menschen und den Einschränkungen seiner persönlichen Freiheit.
    Aber die Veränderung mit ihm war zu plötzlich eingetreten, um Sinn zu ergeben. Vorher hatte nichts darauf hingedeutet, tatsächlich war eigentlich das Gegenteil der Fall gewesen. Mrs. Patrick zu finden, war ein Glücksfall gewesen. Er verschaffte Hester die Freiheit, sich ihrem Anliegen – den medizinischen Reformen – zu widmen, ohne ihre häuslichen Pflichten zu vernachlässigen. Außerdem war Mrs. Patrick unbestreitbar die bessere Köchin.
    Hester zwang sich, die Gedanken aus ihrem Kopf zu bannen, und kleidete sich in weiches Grau, eine ihrer Lieblingsfarben, dann machte sie sich auf den Weg, um Mrs.

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