Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den Fängen der Macht

In den Fängen der Macht

Titel: In den Fängen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
Vom Netzwerk:
Stunde störe, aber ich bin in größter Angst, dass etwas Ernsthaftes geschehen sein könnte. Daniel und Merrit hatten heute Abend einen schrecklichen Streit. Mr. Breeland und Mr. Monk waren hier. Mr. Breeland schwor, dass er sich in dieser Angelegenheit nicht geschlagen geben würde, ungeachtet dessen, was es ihn kosten möge. Merrit verließ das Haus. Vor einer Stunde entdeckte ich, dass sie eine Reisetasche gepackt hatte und verschwunden war, ich fürchte, sie ging zu Breeland. Daniel verließ das Haus kurz nach dem Streit. Er muss sich auf die Suche nach ihr begeben haben, doch er kam nicht zurück. Bitte finde ihn und hilf uns. Er ist sicher völlig aufgelöst.‹«
    Er sah hoch, seine Stimme klang erstickt, als ob er gegen die Tränen ankämpfte. »Der Brief ist mit ›Judith‹ unterzeichnet. Natürlich zögerte ich nicht länger als einen Moment, um zu überlegen, wie ich vorgehen sollte. Ich kam zu dem Schluss, am besten würde es sein, Mr. Monk hinzuzuziehen, für den Fall, dass es Unannehmlichkeiten geben würde. Ich hatte vor, mich gemeinsam mit Mr. Monk umgehend zu Breelands Wohnung zu begeben, um, wenn nötig, Merrit mit Gewalt zurück nach Hause zu bringen… bevor ihr Ruf ruiniert wäre.« Ein Anflug von Galgenhumor huschte über sein Gesicht, verschwand und wurde vom Ausdruck tiefer Trauer abgelöst.
    Bedächtig nickte Deverill mit dem Kopf.
    Die Geschworenen sahen angemessen betroffen vor sich hin.
    Der Richter warf Rathbone einen kurzen Seitenblick zu, um zu sehen, ob er eine Frage hätte, aber es gab nichts, was er zu fragen gehabt hätte.
    »Bitte fahren Sie fort«, bat Deverill. »Ich nehme an, Sie machten sich auf den Weg zu Mr. Monk?«
    »Ja«, stimmte Casbolt zu. »Ich weckte ihn und berichtete ihm kurz, was sich zugetragen hatte. Er begleitete mich zunächst zu Breelands Wohnung, die bereits verlassen war. Wir wurden vom Nachtportier eingelassen, der uns mitteilte, Breeland sei mit einer jungen Dame fortgefahren …«
    Wieder sah der Richter Rathbone an.
    »Kein Einspruch, Euer Ehren«, sagte Rathbone laut und vernehmlich. »Ich habe die Absicht, den Nachtportier selbst in den Zeugenstand zu rufen. Er verfügt über Informationen, die Mr. Breelands Version der Ereignisse unterstützt.«
    Der Richter nickte und wandte sich wieder Casbolt zu.
    »Bitte beschränken Sie sich auf das, was Sie wissen, ohne zu berichten, was andere Ihnen erzählt haben.«
    Casbolt nickte zum Zeichen, dass er sich daran halten wollte, und fuhr mit seinem Bericht fort. »Nach dem, was uns der Nachtportier gesagt hatte, eilten wir zurück zu meiner Kutsche, die vor dem Haus wartete, und fuhren zum Lagerhaus in der Tooley Street.« Einen Moment lang hielt er inne, um sich zu fassen. Es war ganz offensichtlich ein innerlicher Kampf. Jeder im Raum konnte erkennen, dass die Ereignisse jener Nacht so überwältigend gewesen waren, dass er sich auf den Hof und zu all dem Grauen, das er dort erblickt hatte, zurückversetzt fühlte. Er sprach mit harter, fast tonloser Stimme, als ob er es nicht ertragen könnte, sich an diese Situation zu erinnern.
    Rathbone hörte aufmerksam zu und fand den Bericht erschreckender als den, den er von Monk über jene Nacht erhalten hatte. Casbolt schien die Ereignisse noch einmal zu erleben, und das verlieh seinen Worten eine noch größere Eindruckskraft. Wenn er jetzt die Juroren um ein Urteil gebeten hätte, sie hätten Breeland und Merrit noch heute aufgehängt und selbst den Hebel für die Falltür betätigt.
    Casbolt hatte das Auffinden der Leichen in ihren grotesken Stellungen lediglich mit kurzen Worten umrissen, die Beschreibung war fast zu karg, um ein Bild erstehen zu lassen. Sein Grauen füllte den ganzen Saal. Kein Mensch hätte solche Gefühle, die sich ins Gedächtnis eingebrannt hatten, spielen können.
    Er erwähnte nichts von der Uhr, die sie gefunden hatten, und Deverill musste ihn daran erinnern.
    Casbolt erschrak. »Oh. Ja. Mr. Monk fand sie. Er hob sie auf. Breelands Name war eingraviert, und ein Datum. Aber an das erinnere ich mich nicht.«
    »Aber Lyman Breelands Name stand darauf, dessen sind Sie sich sicher?«
    »Natürlich.«
    »Ich danke Ihnen. Nur eine Frage noch, Mr. Casbolt.«
    »Ja?« Er sah verwirrt aus.
    »Verzeihen Sie mir eine solche Frage, Sir«, entschuldigte sich Deverill. »Nur für den Fall, dass sich jemand fragen oder mein geschätzter Kollege diese Frage aufwerfen würde, erlauben Sie mir, ihm die Mühe zu ersparen. Wo genau hielten Sie sich an

Weitere Kostenlose Bücher