In den Fängen der Macht
geflissentlich und richtete den Blick auf Deverill.
»Haben Sie das Geld gesehen?«, fragte Deverill, wobei seine Stimme vor Ehrfurcht leiser klang.
»Nein, Sir. Niemand hätte von ihm erwartet, das Geld bei sich zu haben«, antwortete Casbolt. »Es ist… ein Vermögen!«
»Das ist es in der Tat. Aber er sagte Ihnen und Mr. Alberton, dass die Regierung der Nordstaaten von Amerika ihn mit dem Geld geschickt hatte, um dafür Waffen zu erwerben, ist das richtig?«
»Waffen und Munition, ja, Sir.«
»Und Sie glaubten ihm?«
»Wir hatten keinen Grund, an seinen Worten zu zweifeln, und einen solchen Grund habe ich immer noch nicht«, erwiderte Casbolt. »Er legte uns Beglaubigungsschreiben vor, unter denen sich sogar eines von Abraham Lincoln mit dem Siegel des Präsidenten der Vereinigten Staaten befand. Sowohl Daniel Alberton als auch ich waren bestens über die eskalierenden Feindseligkeiten jenseits des Atlantiks informiert, und natürlich waren wir uns auch der Tatsache bewusst, dass Repräsentanten der Union als auch der Konföderierten derzeit Waffen erwarben, wo immer solche irgendwo in Europa zum Verkauf angeboten wurden.«
»So ist es«, stimmte Deverill zu. Er schob seine Daumen in die Armausschnitte seiner Weste, starrte auf die polierten Spitzen seiner Stiefel und sah dann zu Casbolt hoch. »Hatten Sie oder Mr. Alberton vorher schon einmal Waffen an eine der beiden Parteien dieses Krieges verkauft?«
»Nein, das hatten wir nicht.«
»Und Sie sind sicher, dass Daniel Alberton keine, nennen wir es einmal ›private Abmachung‹ mit Lyman Breeland getroffen hatte, von der Sie oder Mr. Trace nichts wussten?«, fuhr Deverill umgehend fort.
Casbolts Gesicht überzog sich mit einer sonderbaren Mischung von Gefühlen, die jedoch nur zu offensichtlich allesamt schmerzlich waren. Seine Augen flogen zu Judith, die in der ersten Reihe der Besucherbänke saß.
Jedermann im Raum musste die Spannung und den persönlichen Kummer spüren.
Rathbone sah zu Breeland hoch. Dieser beobachtete das Geschehen aufmerksam, aber wenn er Zorn oder Angst verspürte, dann hatte er sich gut unter Kontrolle. Doch sein Stolz würde ihm keinen guten Dienst erweisen. Er wirkte zu gleichgültig. Bei nächster Gelegenheit würde Rathbone ihn darauf aufmerksam machen, ob es nun etwas nützte oder nicht.
»Sind Sie sicher?«, hakte Deverill nach.
Casbolt richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Deverill.
»Der andere Grund war, dass Daniel Alberton mein Freund und einer der ehrenwertesten Menschen war, die ich je gekannt habe. In fünfundzwanzig Jahren habe ich niemals erlebt, dass er auch nur ein Mal sein Wort gebrochen hätte.« Seine Stimme brach. »Von einem Geschäftspartner kann man nicht mehr verlangen, zumal seine Aufrichtigkeit mit Können und Wissen gekoppelt war.«
»In der Tat, das könnte man nicht«, stimmte Deverill mit sanfter Stimme zu und warf einen kurzen Blick auf die Geschworenen.
Rathbone fluchte verhalten. Er hatte es sich niemals leicht vorgestellt, Deverill zu schlagen, aber die Aufgabe wurde von Minute zu Minute schwieriger. So brillant und skrupellos Rathbone auch sein mochte, die Wahrheit konnte er nicht verändern, und das würde er auch nicht versuchen.
»Wie genau sah die Vereinbarung aus, die Sie mit Mr. Trace getroffen hatten?«, fragte Deverill unbefangen.
»Daniel hatte ihm sein Wort gegeben, ihm sechstausend Musketen mit gezogenem Lauf der Marke P1853 Enfield zu verkaufen«, erwiderte Casbolt.
Deverill war höchst zufrieden. Sein Gesicht glühte regelrecht. Rathbone wusste, dass die Geschworenen das zur Kenntnis nahmen und die Wichtigkeit dieser Information entsprechend beurteilen würden. Sie glaubten, er hätte einen wesentlichen Punkt erzielt, wenngleich sie nicht verstanden, worin dieser bestand. Einer von ihnen, ein Mann mit breitem Backenbart, warf Breeland einen feindseligen Blick zu.
Merrit sah aus, als ob sie geschlagen worden wäre. Sie rutschte ein wenig näher an Breeland heran. Die Bewegung entging den Geschworenen nicht.
Auch Rathbone wusste, wie man Emotionen manipulieren konnte, obwohl er es zuweilen als abstoßend empfand. Er hätte sich die Sklavenfrage zunutze gemacht, eine Sache, die viele Engländer missbilligten, obwohl es auch eine große Anzahl unter ihnen gab, die den Süden favorisierten. Aber er vergaß keinen Augenblick, dass Hester neben Judith Alberton saß, und er wusste, wie sehr sie ihn für moralisch unredliches Verhalten verachtet hätte. Er war wütend auf
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