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In den Fängen der Macht

In den Fängen der Macht

Titel: In den Fängen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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insistierte sie. »Fünfhundert Gewehre … was wären sie etwa wert gewesen?«
    »Ungefähr eintausendachthundertfünfundsiebzig Pfund«, antwortete er. Er musste nicht hinzufügen, dass das ein kleines Vermögen bedeutete.
    »Du hast doch seine Geschäftsbücher eingesehen«, erinnerte sie ihn. »Könnte es sein, dass er so viel Geld brauchte?«
    »Nein. Es ging ihm gut. Natürlich gab es Höhen und Tiefen, aber insgesamt war sein Geschäft sehr profitabel.«
    »Tiefen? Willst du damit sagen, dass es Zeiten gab, als niemand Waffen kaufen wollte?«, fragte sie skeptisch.
    »Sie handelten ja auch mit anderen Dingen, mit Nutzholz und vor allem mit Maschinen. Aber daran dachte ich nicht. Waffen brachten den größten Gewinn, waren aber auch das Einzige, das ihm schwere Verluste einbrachte.« Sie erreichten den Randstein. Monk zögerte, schaute die Straße entlang und überquerte sie. Sie waren jetzt kurz vor der Fitzroy Street.
    »Erinnerst du dich an den dritten chinesischen Krieg, von dem du sagtest, Judith Alberton hätte dir damals an dem ersten Abend in ihrem Haus davon erzählt?«
    »Über das Schiff und den französischen Missionar?«
    »Nein, nicht den, den danach… der erst letztes Jahr stattfand.«
    »Was ist damit?«, fragte sie.
    »Es sieht so aus, als hätten sie kurz vorher den Chinesen Waffen verkauft, seien aber wegen des Ausbruchs der Feindseligkeiten nie dafür bezahlt worden. Es war auch keine allzu große Summe, und sie konnten sie binnen weniger Monate wettmachen. Aber das war das einzige schlechte Geschäft. Er hatte es gar nicht nötig, an Piraten zu verkaufen. Trace hatte ihm für die Gewehre, die dann Breeland bekam, dreizehntausend Pfund im Voraus bezahlt, die selbstverständlich zurückbezahlt werden müssen. Breeland behauptet, den gesamten Preis bezahlt zu haben, etwa zweiundzwanzigtausendfünfhundert Pfund. Außerdem war da noch die Munition, die etwa eintausendvierhundert Pfund wert war. Der gesamte Profit wäre ein Vermögen.« Er schüttelte leicht den Kopf. »Ich verstehe nicht, warum er Waffen im Wert von weiteren eintausendachthundertfünfundsiebzig Pfund an Piraten verkaufen sollte.«
    »Ich auch nicht« nickte sie zustimmend. »Aber wo sind sie dann? Und wer tötete Alberton und wer fuhr den Fluss hinunter? Und wo steckt Walter Shearer?«
    »Ich weiß es nicht«, gab Monk zurück. »Aber ich habe die Absicht, es herauszufinden.«
    »Gut«, sagte sie sanft, während sie um die Ecke gingen und in die Fitzroy Street einbogen.
    »Wir müssen es wissen.«
    Am nächsten Morgen erwachte Monk sehr früh und verließ das Haus, ohne Hester aufzuwecken. Je eher er begann, desto eher könnte er eine Spur finden, die ihn der Wahrheit näher brachte. Während er die Tottenham Court Road entlangging, vorüber an Obst und Gemüsekarren, die auf dem Weg zum Markt waren, fragte er sich, ob er die Spur vielleicht schon hatte, sie aber nur nicht als solche erkannte. Als er mit einem Hansom über die Brücke fuhr, ging er im Geist noch einmal alles durch, Detail für Detail, und stellte sich darauf ein, seine Ermittlungen ein weiteres Mal bis Bugsby’s Marshes hinunter auszudehnen.
    Dieses Mal brachte er die Fahrt eiligst hinter sich und konzentrierte sich mehr auf die Beschreibung des Lastkahns, auf irgendwelche besonderen Merkmale und Eigenschaften, die er vielleicht gehabt hatte. Wenn er auch nur einen Teil des Weges zurückgefahren war, dann musste ihn doch irgendjemand gesehen haben?
    Monk brauchte den ganzen Vormittag, um bis Greenwich zu kommen, und erfuhr tatsächlich ein paar Kleinigkeiten über das Schiff. Es war groß gewesen und so schwer beladen, dass es gefährlich tief im Wasser lag. Aus genau diesem Grund war es einem oder zwei Männern aufgefallen, die am Fluss arbeiteten. Sie beschrieben grob seine Ausmaße, aber hätte es besondere Merkmale gehabt, wären sie im Dunkeln nicht erkennbar gewesen.
    Von der Morden Wharf aus, gleich hinter Greenwich, fuhr er mit einem Boot über den Fluss zurück, dann ein wenig flussaufwärts zum Cubitt Tower Pier. Sodann fuhr er auf der Straße weiter, vorbei am Blackwall Entrance zum West India Dock. Überall stellte er Fragen bezüglich des Lastkahns. In der Artichoke Tavern kehrte er auf einen Humpen Most ein, aber niemand konnte sich mehr an die Nacht der Morde in der Tooley Street erinnern. Es war schon zu lange her.
    Er ging zu den Blackwall Stairs, wo er mit einem Fährmann eine lange Unterhaltung führte, der sich damit beschäftigte, ein Seil

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