In den Fängen der Macht
fähig sein mag. Das musst du einfach glauben. Selbst der bösartigste Mann kann der Liebe fähig sein. Breeland ist besessen davon, diesen Krieg zu gewinnen. Er hat jeden Maßstab von Moral verloren, den du und ich in einem zivilisierten Leben als Notwendigkeit erachten, aber deshalb kann er die Frau, die er liebt, immer noch mit Zärtlichkeit und Umsicht behandeln und sogar sein Leben geben, um sie zu beschützen.«
Schließlich berührte er sie, zärtlich und mit zitternden Fingern. »Bitte fürchte nicht, dass er ihr Leid zufügt. Sie hat sich entschlossen, mit ihm zu gehen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit weiß sie gar nicht, was er getan hat. Er wird es um ihrer selbst willen vor ihr geheim halten. Sie wird es nie erfahren. Wenn sie Amerika erreicht hat, wird sie dir vielleicht sogar schreiben, dass es ihr gut geht und sie in Sicherheit ist. Bitte… verzweifle nicht.«
Nun wandte sie sich zu ihm um, den schwachen Anflug eines Lächelns auf den Lippen.
»Mein lieber Robert, du warst mir schon immer eine Stütze, und du bist es auch jetzt, dafür liebe ich dich. Ich vertraue dir, wie ich sonst niemandem vertraue. Aber ich muss tun, was ich für richtig erachte. Bitte versuche nicht, mich davon abzuhalten. Ich bin fest entschlossen. Ich würde dich noch mehr schätzen, wenn das überhaupt möglich wäre, wenn du mich darin unterstützen könntest, aber ungeachtet dessen muss ich es tun. Du hast bereits so viel für uns getan, und wäre die Situation nicht so verzweifelt, würde ich dich nicht um mehr bitten, aber mein Kind befindet sich in einer Gefahr, in der ich es nicht beschützen kann. Im besten Fall floh sie mit dem Mann, der ihren Vater umbrachte, und er kann durchaus die Absicht hegen, ihr ein Leid zuzufügen. Aber er ist ein schlechter Mensch, und selbst wenn er glaubt, sie zu lieben, kann er nicht der Mann sein, den sie sich wünscht.«
»Judith…«, begann Casbolt aufzubegehren.
Sie ignorierte ihn. Vielleicht hörte sie ihn nicht einmal.
»Im schlimmsten Fall liegt ihm nichts an ihr, und er machte sich ihre Liebe zu ihm nur zu Nutze, um sie als Geisel mitnehmen zu können. Und wenn er fürchtet, die englische Polizei könnte ihn verfolgen, wird er sie dazu benutzen, seine Flucht zu bewerkstelligen. Wenn sie ihm nicht weiter von Nutzen ist, dann… bringt er sie womöglich auch um.«
Casbolt sog keuchend den Atem ein.
Monk widersprach nicht. Sie hatte Recht, und es wäre grausam gewesen, ihre Zweifel zu zerstreuen.
»Mr. Monk, würden Sie nach Amerika reisen und alles unternehmen, was in Ihrer Macht steht, um Merrit wieder nach Hause zurückzubringen… mit Gewalt, wenn Argumente sie nicht dazu bewegen können?«
»Judith, das ist äußerst…«, versuchte Casbolt einzuwenden.
»Schwierig«, schloss sie für ihn, ohne den Blick von Monk zu nehmen. »Ich weiß. Aber ich muss Sie bitten, alles zu tun, was getan werden kann. Ich werde alles Geld bezahlen, was ich habe, und das ist eine nicht unbeträchtliche Summe, um sie von Breeland befreit und wieder zu Hause zu wissen.«
Casbolts Finger umklammerten ihren Arm. »Judith, selbst wenn Mr. Monk Erfolg haben würde und sie nach Hause zurückbrächte, freiwillig oder unfreiwillig, er ist ein Mann, und mit ihm zu reisen würde sie in einem Maße kompromittieren, dass sie in England gesellschaftlich ruiniert wäre. Wenn du –«
»Daran habe ich gedacht.« Sie legte ihre Hand auf die seine und krümmte ihre Finger, um den Druck ein wenig zu verstärken. »Mr. Monk hat eine tapfere und höchst ungewöhnliche Frau. Wir haben sie bereits kennen gelernt und von ihren Erfahrungen auf den Schlachtfeldern der Krim gehört. Es mangelt ihr sicherlich nicht an Mut, Charakterstärke und praktischen Fähigkeiten, um mit ihm nach Amerika zu reisen und Merrit dazu zu überreden, nach Hause zurückzukehren. Sobald Merrit einmal weiß, was Breeland wirklich ist, wird sie alle Hilfe nötig haben, die wir ihr geben können.«
Casbolt schloss die Augen, die Muskeln um seine Kinnpartie zuckten, und an seiner Schläfe pochte ein Nerv. Als er sprach, war seine Stimme kaum hörbar.
»Und was ist, wenn sie es bereits weiß, Judith? Hast du daran schon gedacht? Was ist, wenn sie Breeland so sehr liebt, dass sie ihm vergibt? Schließlich ist es möglich, so sehr zu lieben, um alles verzeihen zu können.«
Mit großen Augen starrte sie ihn an.
»Willst du dann immer noch, dass sie nach Hause gebracht wird?«, fragte er. »Glaube mir, wenn ich einen Weg
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