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In den Fängen der Macht

In den Fängen der Macht

Titel: In den Fängen der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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ermordet. Eine Schiffsladung von Waffen wurde gestohlen und mit einem Kahn flussabwärts gebracht. Aber wir wissen nicht, wie weit. Weiter als bis hierher, das wissen wir jedenfalls. Wir glauben, dass die Waffen irgendwo in dieser Gegend an Bord eines schnellen leichten Schiffes geladen wurden, um nach Amerika transportiert zu werden. Wenn es so war, müssten Sie sie gesehen haben.«
    Die Augen des Fährmannes wurden groß, als er wieder zu rudern begann. »Ein Schiff nach Amerika! Ich hab nie ein Schiff vor Anker liegen sehen hier in der Gegend. Könnte aber hinter der Flussbiegung gegenüber den Victoria Docks gewesen sein. Und ich glaube fast, dass ich die Masten gesehen habe.« Monk spürte, wie sich bittere Enttäuschung seiner bemächtigte. Wie weit konnten sie flussabwärts fahren? In der Flussmündung gab es keine Fährmänner mehr. Unwahrscheinlich, dass sich dort vor der Morgendämmerung überhaupt jemand aufhielt. Wenn Breeland jedoch so weit gefahren sein und mitten in der Nacht einen schwer beladenen Kahn durch den Hafen von London manövriert haben sollte, vorbei am Limehouse Reach, um die Isle of Dogs herum und über Greenwich hinaus, dann müsste es schon früher Morgen gewesen sein und volles Tageslicht geherrscht haben, als er das offene Wasser erreichte.
    »Haben Sie nun etwas gesehen?«, hakte er nach und war sich bewusst, dass die Eindringlichkeit der Frage seiner Stimme einen brüsken Unterton verlieh.
    »Hab einen Kahn gesehen hier unten, war ein großes, schwarzes Ding, lag tief im Wasser«, erwiderte der Mann.
    »Zu tief, wenn Sie mich fragen. Der hat um Schwierigkeiten gebettelt. Weiß nicht, warum die Kerle so was riskieren. Ist doch besser, noch einen Kahn zu mieten, als die ganze Ladung zu verlieren. Habsucht, das ist es. Hab schon einige Wracks gesehen, die das beweisen. Fragen Sie ein paar der Wracktaucher. Sind schon mehr Männer wegen Gier ertrunken als aus anderen Gründen.«
    Lanyon hatte sich aufgerichtet. »Ein schwer beladener Kahn, sagen Sie?«
    »Genau. Fuhr den Fluss hinunter, aber ich hab kein Schiff gesehen.«
    »Wie nahe waren Sie dran?«, drang Lanyon in ihn und beugte sich eifrig nach vorn. Möwen kreisten über ihnen, der schwere Geruch schlammigen Wassers lag in der Luft, und das seichte Sumpfgebiet befand sich vor ihnen.
    »Zwanzig Meter«, antwortete der Mann. »Nehme an, die hatten Ihre Gewehre?«
    »Ist Ihnen irgendetwas aufgefallen? Erzählen Sie mir alles. Ich bin hinter den Männern her. Sie haben drei Engländer umgebracht, um das zu kriegen, was sie mit sich führten. Wenigstens einer der Toten war ein braver Mann mit Frau und Tochter, die anderen beiden waren ebenfalls rechtschaffene Männer, arbeiteten schwer und ehrlich. Los, beschreiben Sie mir den Kahn!«
    »Wollen Sie jetzt in das Sumpfgebiet oder nicht?«
    »Nein. Erzählen Sie mir erst von dem Lastkahn!«
    Der Fährmann seufzte und stützte sich auf seine Ruder. Er ließ das Boot sanft dahingleiten. Die Gezeiten wechselten gerade, und er konnte es sich erlauben, sich von der Strömung treiben zu lassen. Er konzentrierte sich und versuchte, sich den Prahm vorzustellen.
    »Nun, er lag sehr flach im Wasser, die Fracht war hoch aufgetürmt«, begann er. »Konnte nicht sehen, woraus sie bestand, weil sie abgedeckt war. Es war noch nicht hell, aber am Himmel waren die ersten hellen Streifen, deshalb konnte ich auch die Umrisse gut erkennen. Und natürlich hatte er auch Ankerlampen.«
    Er beobachtete Lanyon. »Hab zwei Männer gesehen. Können auch mehr gewesen sein, aber ich hab nur zwei gleichzeitig gesehen… glaub ich. Einer war groß und dünn. Ich hab gehört, wie er dem anderen etwas zurief, er konnte nicht aus dieser Gegend sein. Sie müssen wissen, ich tu mich ziemlich schwer, unterschiedliche Dialekte auseinander zu halten. Kann einen Kerl aus Northumberland nicht von einem aus Cornwall unterscheiden.«
    Weder Lanyon noch Monk unterbrachen ihn, aber sie warfen sich einen kurzen Blick zu, dann sahen sie wieder den Fährmann an, der über seine Ruder gesackt war und die Augen halb geschlossen hatte. Das Boot trieb immer noch in der trägen Strömung.
    »Ich erinnere mich nicht, dass der andere Mann viel gesagt hätte. Der Große schien das Kommando zu führen, erteilte die Befehle.«
    Lanyon konnte sich nicht mehr zurückhalten. »Haben Sie sein Gesicht gesehen?«
    Der Mann wirkte überrascht. Seine Augen waren plötzlich groß geworden, und er starrte an Lanyon vorbei auf das Wasser.
    »Nein – sein

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