In den Fängen der Macht
wüsste, dies nicht zu dir sagen zu müssen, dann würde ich ihn wählen. Aber Merrit ist vielleicht nicht mehr so frei wie du denkst, um nach England zurückkehren zu können.«
Einen Augenblick lang bebten ihre Lippen, aber sie wandte den Blick nicht von ihm ab. »Wenn sie am Tod ihres Vaters aus freien Stücken mitwirkte, wie indirekt auch immer, dann muss sie hierher zurückkommen, um sich der Verantwortung zu stellen. Breeland zu lieben oder an die Sache der Union zu glauben, ist keine Entschuldigung.« Erneut wandte sie sich an Monk, ohne allerdings von Casbolts Seite zu weichen oder sich von seinem Arm zu befreien. »Ich werde für Sie und Ihre Gattin die Passage nach Amerika bezahlen, werde für sämtliche Ausgaben aufkommen, die Sie haben, solange Sie dort sind, und ich werde alles bezahlen, was Sie für Ihre Mühe und Ihr Können berechnen, wenn Sie alles in Ihrer Macht Stehende tun, meine Tochter zurückzubringen. Wenn Sie überdies Breeland verhaften lassen können und ihn für den Mord an meinem Mann und den beiden anderen Männern vor Gericht bringen, dann umso besser. Das fordert die Gerechtigkeit, obwohl ich keine Rache suche. Ich will meine Tochter in Sicherheit und von Breeland befreit wissen.«
»Und wenn sie nicht kommen möchte?«, fragte Monk. Ihre Stimme klang weich und sanft. »Bringen Sie sie trotzdem.
Ich glaube nicht, dass sie bei ihm zu bleiben wünscht, wenn sie einmal die volle Wahrheit begriffen hat. Ich kenne sie manchmal besser, als sie sich selbst. Ich habe sie in meinem Leib getragen und sie geboren. Ich beobachte und liebe sie seit ihrem ersten Atemzug. Sie ist voller Leidenschaften und Träume, undiszipliniert, zu schnell mit ihren Urteilen und manches Mal sehr närrisch. Aber sie ist nicht unehrenhaft. Sie sucht einen Traum, dem sie nachjagen kann, dem sie sich widmen kann… aber es ist nicht dieser. Bitte, Mr. Monk, bringen Sie sie zurück.«
»Und wenn sie sich vor Gericht verantworten muss, Mrs. Alberton?«, fragte er. Er musste es wissen.
»Ich glaube nicht, dass sie sich irgendeiner Untat schuldig gemacht hat, höchstens der Dummheit und momentanen Selbstsucht«, antwortete sie. »Sollte sie dennoch Schuld auf sich geladen haben, dann muss sie sich verantworten. Im Weglaufen liegt kein Lebensglück.«
»Judith, du weißt nicht, was du sagst!«, protestierte Casbolt.
»Monk soll Breeland verfolgen, um jeden Preis. Der Mann soll am Ende eines Strangs baumeln! Aber nicht Merrit! Wenn sie erst einmal hier ist, kannst du sie nicht vor dem schützen, was das Gesetz vorsieht. Bitte… überlege noch einmal, was das für sie bedeuten könnte!«
»Du redest, als hieltest du sie für schuldig«, entgegnete sie. Nun war sie verletzt und wütend auf ihn.
»Nein!« Er schüttelte den Kopf, um dies in Abrede zu stellen.
»Nein, natürlich nicht. Aber das Gesetz ist nicht immer gerecht und richtig. Denke doch daran, wie sie leiden könnte, bevor du so etwas in die Wege leitest!«
Sie sah Monk an, ihre Augen waren groß und flehend.
»Ich werde meine Frau fragen«, erwiderte Monk. »Wenn sie dazu bereit ist, werden wir fahren und versuchen, Merrit zu finden. Wenn es uns gelingt, werden wir erfahren, was passierte und wie viel sie wusste. Werden Sie mir vertrauen, wenn ich meine eigene Entscheidung treffen muss, bezüglich der Frage, ob es besser für sie ist, wenn sie zurückkehrt oder wenn sie in Amerika bleibt, ob nun mit Breeland oder allein?«
»Sie kann weder das eine noch das andere tun!«, rief sie verzweifelt, und nun begann ihre Stimme brüchig zu werden. »Sie ist erst sechzehn! Was kann sie allein tun? Sie wird auf der Straße enden! Schließlich ging sie mit Breeland - unverheiratet!« Ihre Hand umklammerte Casbolt, der sie immer noch hielt. »Welcher anständige Mann würde sich denn noch ihrer annehmen? Breeland ist im besten Fall ein Mörder… im schlimmsten… zudem ein Entführer! Bringen Sie sie zurück, Mr. Monk. Oder… oder, sollte sie schuldig sein, bringen Sie sie nach Irland … irgendwohin, wo sie niemand kennt. Dann werde ich von hier fortgehen und mich ihr anschließen. Ich werde mich ihrer annehmen…«
Casbolts Finger drückten ihre Hand so fest, dass sie aufschrie, aber er erwiderte nichts. Er starrte Monk an, bat ihn flehentlich um eine abschlägige Antwort.
Aber es kam keine.
»Ich werde mit meiner Frau sprechen«, versprach Monk erneut. »Ich werde morgen mit meiner Antwort wiederkommen.«
»Ich… ich wünschte, ich hätte Ihnen bessere
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