In den Faengen der Nacht
hinauswollte. »Verrat. Sabotage. Keiner von uns ist von einem Feind zu Fall gebracht worden, der uns offen angegriffen hat. Wir sind von einem verborgenen Feind zu Fall gebracht worden. Von einem Verräter, den wir nicht sehen konnten und der von hinten auf uns losgegangen ist.«
»Das stimmt.« Nicks Blick wanderte wieder zu Cael. »Und derjenige, der es tut, ist immer derjenige, von dem man es am wenigsten erwartet. Wir werden nicht von den Daimons zerstört werden, sondern von einem unserer eigenen Leute.«
Ravyn erstarrte bei diesen Worten, denn er wusste, dass sie nur allzu wahr waren. Deshalb ließ er, wie Erika betont hatte, niemanden an sich heran. Was vertrauensvolle Leute anging, hatte er genügend Erfahrungen gemacht. Gott, er war von seinem eigenen Bruder getötet worden. Einem Bruder, dem er nur ein Jahr zuvor das Leben gerettet hatte. Und dann hatte Phoenix ihm sein Leben genommen.
Zoe stand auf. »Und mit diesem ernüchternden Gedanken werde ich jetzt auf Streife gehen.«
Menkaura wollte das Gleiche tun.
»Schaut euch immer gut um«, rief Leo.
Zoe blieb an der Tür stehen. »Keine Sorge. Darin bin ich am besten.«
»Und passt gut auf eure Telefone auf«, sagte Nick. »Ich weiß nicht, wie die Daimons es anstellen, aber nicht einmal die Anruferkennung stimmt mehr.«
»Ja, danke«, sagte sie.
Dragon und Belle gingen als Nächste, und Cael, Ravyn, Nick und Leo blieben zurück.
Cael begegnete Ravyns Blick. »Vierzehnter August 2007.«
»Was soll das heißen?«
Als Cael sprach, war es kaum mehr als ein Flüstern. »An diesem Tag brauche ich dich, damit du mir hilfst, das Richtige zu tun.«
Ravyns Herz zog sich zusammen, als er begriff, dass es Amarandas Geburtstag sein musste. Mehr als alles andere zeigte ihm das, dass Nick unrecht hatte, wenn er Cael beschuldigte. Er war die einzige Person, zu der Ravyn Vertrauen hatte. »Ich werde da sein.«
Cael nickte und warf dann Nick einen feindseligen Blick zu, ehe er zur Tür ging.
Sobald sie sich hinter ihm geschlossen hatte, seufzte Ravyn und sah den Cajun an. »Du bist wirklich gut darin, dir Freunde zu machen und Leute zu beeinflussen. Kein Wunder, dass Savitar dich loswerden wollte.«
»Fang keinen Streit mit mir an, Katagari. Du weißt als Einziger, dass ich die Wahrheit sage.«
Wie sehr er es auch abstreiten wollte – er konnte es doch spüren. Seine tierischen Instinkte nahmen es mit furchterregender Klarheit wahr. Hier war etwas, das völlig aus dem Rahmen fiel. »Nur fürs Protokoll: Ich bin Arkadier, kein Katagari. Junge, Junge, du bist wirklich zu lange in Talon gewesen.«
Nick lächelte höhnisch. »Nur fürs Protokoll: Das ist mir scheißegal.«
Ravyn wandte sich von dem wütenden Mann ab und sah Leo an. »Was machen wir als Nächstes?«
»Du musst abgetaucht bleiben«, sagte Leo und reichte ihm die Akte, die er durchgeblättert hatte.
»Was ist das?«
»Eine Akte, die ich angelegt habe. Vor etwa einem Jahr habe ich einen Anruf von einer hysterischen Frau bekommen, die sagte, sie habe ihren Nachbarn eines Nachts mit blutiger Kleidung heimkommen sehen. Ein Nachbar mit Fangzähnen. Ich bin der Sache nachgegangen und habe festgestellt, dass die Frau alle möglichen Medikamente nahm, also habe ich die Sache abgeschrieben.«
»Und warum gibst du sie mir dann?«
»Mach sie auf.«
Das tat Ravyn, und sein Blick fiel direkt auf den dritten Absatz, in dem Leo drei Worte unterstrichen hatte, die ihm sofort ins Auge sprangen. Frau des Polizeichefs .
»Neben denen hat sie gewohnt.«
Ravyn kniff die Augen zusammen.
»Gib das Susan. Glaub mir, wenn irgendjemand die Wahrheit herausfinden kann, selbst wenn dabei die Polizei Jagd auf sie macht, dann ist sie es.« Leo klopfte ihm auf den Arm und ging.
Ravyn, der jetzt mit Nick allein war, schlug die Mappe zu. »Nur damit du’s weißt: Cael würde uns niemals verraten.«
»Ja, und vor zwei Jahren dachte ich, Ash wäre mein Freund. Weißt du, was mir das gebracht hat? Eine Kugel im Hirn.«
»Ich weiß nicht, wie du ums Leben gekommen bist, aber ich weiß, dass Ash dich nicht getötet hat.«
Nick lachte bitter. »Ich wünschte, ich hätte noch dein blindes Vertrauen. Leider ist mir das in der Nacht, in der ich starb, abhandengekommen.«
Ravyn empfand Mitleid für den Mann. Was er in sich hatte, war tatsächlich sehr typisch für einen neuen Dark-Hunter. Die Empörung. Das Gefühl, dass ihm Unrecht geschehen war. Das Bedürfnis, auf jeden einzuschlagen. Zum Teufel, Nick hatte sogar
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