In den Faengen der Nacht
gegenüber gewesen war.
Sie hatten einen weiten Weg vor sich, und es wurde jede Minute beängstigender. Sie wusste nicht, was der nächste Tag bringen würde. Sie hoffte nur, dass es für sie ein Morgen geben würde.
»Was meinst du damit, sie sind entkommen?«
Trates seufzte, als er dem menschlichen Dreckskerl gegenüberstand, den er lieber ausgesaugt hätte, statt mit ihm Verhandlungen zu führen. Aber Stryker bestand auf diesem Bündnis mit den Menschen, auch wenn er es für völlig blödsinnig und unter ihrer Würde hielt. Also stand er hier und war freundlich zu dem Polizeichef Paul Heilig, obwohl er ihm eigentlich lieber die Kehle herausgerissen und sich seine verdorbene Seele einverleibt hätte.
»Wir hatten sie alle in einer Gasse in die Enge getrieben, als Acheron auftauchte und alle Daimons tötete. Jetzt müssen wir uns versteckt halten, bis er wieder weg ist.«
»Schwachsinn! Du hast mir versprochen …«
»Hör zu, Mensch«, spottete Trates zwischen zusammengebissenen Fangzähnen. »Du wirst dich ganz sicher nicht mit diesem Dark-Hunter anlegen wollen. Er ist nicht wie die anderen.«
»Sie sind noch immer an die Nacht gebunden, und wenn etwas ständig auf der dunklen Seite des Mondes lebt, dann musst du es nur ins Tageslicht zerren und töten.«
Trates hielt die Hände hoch. »Ich bin hier, um dir zu sagen, was Lord Stryker gesagt hat. Du tust dann, was du für richtig hältst. Es ist ja deine Beerdigung. Er drehte sich um und wollte das Portal herbeirufen, um nach Kalosis zurückzukehren.
Aber sobald er Paul den Rücken zudrehte, sprang der Polizeichef auf ihn los.
Trates zischte, als er einen tiefen, scharfen Schmerz im Herzen spürte. Er schnappte nach Luft, schaute an sich herab und sah die Klinge eines kleinen Schwertes seine Brust durchbohren … mitten durch das Zeichen des Daimons.
Paul zog das Schwert zurück, einen Moment, bevor der Daimon in Goldpuder zerfiel. »Du hast unrecht, Trates. Es ist deine Beerdigung.«
Und bald würden viele weitere Beerdigungen folgen. Wenn Stryker ein zu großer Feigling war, um zu tun, was nötig war, um seine Kinder zu schützen, dann war es sein Schaden. Aber Paul war nicht so.
Er hatte bereits seine Frau an einen Dark-Hunter verloren, und seine Söhne würde er nicht verlieren. Egal, was es kosten würde, er würde ihnen Sicherheit bieten.
Ravyn Kontis lebte noch immer, und solange er lebte, konnte Paul hören, wie die Stimme seiner Frau ihm zurief, Rache zu nehmen. Und solange ein einziger Dark-Hunter durch die Straßen dieser Stadt streifte, waren seine Söhne in Gefahr.
Das konnte er nicht zulassen.
Er nahm sein Handy vom Gürtel und rief seinen Stellvertreter an. »Hallo, ich brauche einen Durchsuchungsbeschluss.«
»Wofür?«
»Für das Happy Hunting Ground.« Wenn Trates ihm nicht sagen wollte, wo Ravyn sich versteckte – er kannte eine Person, die es ihm verraten würde.
16
»Cael?«
Cael hielt inne, als er Acherons Stimme hinter sich hörte. Er drehte sich auf dem Bürgersteig um, um zu sehen, wer durch den nächtlichen Nebel mit ihm sprach. Acheron hatte etwas Unheimliches an sich, das hatte er immer schon gehabt.
Cael war Acheron zum ersten Mal am 15. September 904 in Cornwall begegnet, in einer kalten Nacht, die dieser hier sehr ähnlich war. Cael war verletzt von einem Angriff der Wikinger in dieser Nacht. Die Feuer, die er gelegt hatte, hatten sein Haar versengt und Brandblasen auf seiner Haut hervorgerufen.
Aber das hatte ihm nichts ausgemacht. Alles, was zählte, war, dass er seine Frau, seinen Bruder, seine Mutter und seine Schwester gerächt hatte, die von den Wikingern dahingemetzelt worden waren.
Sogar nach all diesen Jahrhunderten konnte er immer noch Morags schönes, sommersprossiges Gesicht sehen und den sanften Klang ihrer Stimme hören, wenn sie seinen Namen rief. Ihr Haar war roter als die Sonne und ihr Lächeln ebenso strahlend wie diese – sie hatte für ihn die Welt bedeutet.
Sie und seine kleine Schwester, die an der Schwelle zum Erwachsenwerden gestanden hatte. Corynna hatte Augen von einem Blau, das mit dem Himmel wetteiferte, und ein Lachen, das so melodisch war, dass es einem Singvogel alle Ehre machte.
Und sein Vater, der sie alle in die Sklaverei verkauft hatte, um sein eigenes Leben zu retten. Aber die Wikinger wollten keine Sklaven. Sie wollten Opfer, an denen sie üben konnten. In Ketten gelegt hatte Cael hilflos mit ansehen müssen, wie sie alle gefoltert und getötet worden waren, nur zum
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