In den Faengen der Nacht
verzog die Lippen. »Natürlich sollte es das. Was, zum Teufel, ist in euch alle gefahren, dass ihr euch nichts mehr aus uns macht? Oder aus euren Pflichten? Sind euch die Daimons in den Hintern gekrochen, damit ihr auch für sie arbeitet?«
Wovon sprach der Mann? »Wer sind die Daimons? Die Zeitung gehört doch den Kirbys.«
Er verzog verächtlich den Mund. »Als ob Sie nicht wüssten, wer die sind. Schauen Sie, Susan, ich habe jetzt keine Zeit dafür, mit Ihnen hier herumzudiskutieren. Ich muss unbedingt schlafen, bevor es Nacht wird. Wir haben eine Menge zu tun, und ich brauche Sie, um den anderen aus Ihrer Gruppe eine E-Mail zu schreiben, damit sie wissen, was los ist.«
Junge, der hatte vielleicht Nerven. Sie war nie jemandem begegnet, der so dominant und selbstsicher war. Besonders wenn man daran dachte, dass er mit nacktem Hintern hier stand. »Wie bitte? Sehe ich aus wie Ihre Privatsekretärin oder wie Ihre Sklavin? Ich gehöre Ihnen schließlich nicht. Ich kenne Sie gar nicht, und egal, wie süß Sie nackt in meinem Wohnzimmer ausgesehen haben, ich nehme von Ihnen keine Befehle entgegen. Da ist die Tür …«
»Sie wissen genau, dass ich da nicht rausgehen kann. Draußen ist noch Tag.«
Sie starrte ihn überrascht an. »Tja, das ist für gewöhnlich der Fall, wenn der große gelbe Ball über den Bergen aufgeht. Ist doch merkwürdig, oder?«
Ravyn hätte sie am liebsten erwürgt. Und er hatte in seiner Dummheit gedacht, Erika wäre ein Riesenärgernis. Das ist die Strafe dafür, dass du gedacht hast, es könnte auf der ganzen Welt keinen schlechteren Squire geben … so etwa wird Erika in fünfzehn Jahren sein.
Und Acheron dachte, es sei ein Kinderspiel, die Menschheit vor den Daimons zu retten. Gott verschone ihn vor Frauen wie diesen beiden.
Gerade als er etwas sagen wollte, klopfte jemand an die Tür.
Ravyn und Susan sahen einander stirnrunzelnd an. Ein kleiner übernatürlicher Schauer kroch ihm den Rücken hinab. Weil es draußen hell war, wusste er, dass es weder ein Daimon noch ein Apollit sein konnte – bei Tageslicht wären sie auf der Stelle verbrutzelt.
Und doch fühlte es sich genau so an. Es gab für dieses einzigartige Gefühl keine andere Erklärung oder Ausrede.
Das hieß, es musste ein Halbblut sein. Nur ein Halb-Apollit wäre in der Lage, bei Ravyn diese Wahrnehmung auszulösen und bei Tageslicht unterwegs zu sein, ohne zu sterben.
»Miss Michaels?«, fragte eine tiefe Männerstimme durch die Tür hindurch.
Susan ging auf die Tür zu, doch Ravyn zog sie zurück. »Nein.«
»Nein?«, fragte sie mit eisiger Stimme. »Hören Sie mal, ich bin weder Ihr Flittchen noch Ihre Hure. Sie kommandieren mich nicht herum. Niemals.« Susan wand sich aus seinem Griff.
Ravyn verfluchte ihre Sturheit. Hier stimmte etwas nicht. Es konnte es mit allen geschärften Sinnen erspüren, die er besaß.
Susan ignorierte ihn, öffnete die Tür und stand zwei Polizisten in Uniform gegenüber. Einer von ihnen war unglaublich groß, fast zwei Meter, mit kurzem blondem Haar und dunkelbraunen Augen. Der andere Beamte war brünett und nur etwas größer als sie.
»Kann ich Ihnen helfen?«
Der Brünette schaute zu dem Blonden hoch, als ob er der Verantwortliche wäre. »Sind Sie Susan Michaels?«, fragte der blonde Polizist.
Sie nickte.
»Waren Sie vor Kurzem im Tierheim von Seattle?«
»Gibt es irgendein Problem?«
Der Blonde lächelte sie so falsch an, dass er gut in eine Zahnpastareklame gepasst hätte. »Es gibt kein Problem. Sie haben das Tierheim nur mit einer Katze verlassen, die man gar nicht hätte mitnehmen dürfen. Wir wollen sie wieder zurückbringen.«
Jeder Nerv in ihrem Körper gellte vor Misstrauen. Warum sollten zwei Polizisten …
Einen Moment. Jimmy. Er hatte sie wahrscheinlich dazu angestiftet, um sie auf die Palme zu bringen. Susan starrte die beiden ausdruckslos an. »Habt ihr Jungs nichts Besseres zu tun, zum Beispiel richtige Verbrechen aufklären oder etwas in der Art?«
»Es handelt sich um eine Angelegenheit der öffentlichen Sicherheit, Ma’am«, sagte er ernst. Eines musste sie ihm zugestehen: Er spielte wesentlich besser als Angie. »Diese Katze ist extrem wild und könnte tollwütig sein.«
Er war ganz sicher tollwütig. »Tja, ich fürchte, da kommen Sie zu spät. Die Katze hat sich in ein männliches Supermodel verwandelt und lebt jetzt bei mir. Ich weiß nicht, was Jimmy euch dafür bezahlt hat, aber was auch immer, es war offenbar nicht genug. Schönen Tag noch,
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