In den Faengen der Nacht
Gesicht ernster. »Was?«
»Es stimmt alles«, sagte Susan zu Ravyns Verteidigung. »Die Polizei und die Apolliten arbeiten mit den Daimons zusammen und sind darauf aus, euch alle zur Strecke zu bringen.« Während sie das sagte, merkte sie, wie grotesk es klang. Sie wünschte sich sehr, dass es wirklich so wäre.
»Ja«, fügte Otto hinzu. »Vor drei Stunden, kurz vor dem Angriff auf die Addams, haben wir einen Squire hergeschickt, um dich zu warnen.«
Cael machte ein finsteres Gesicht. »Hier war kein Squire. Kerri hätte mir Bescheid gesagt.«
»Kerri?«, fragte Ravyn.
Cael zögerte und warf aus seinen dunklen Augen einen Blick in Richtung der Treppe, die nach oben in den Club führte. An seinem Gesicht konnte man ablesen, dass er über etwas außerordentlich Wichtiges nachdachte. Er sah aus, als fühlte er sich schrecklich unwohl, als er schließlich antwortete. »Meine Schwägerin.«
Ravyn bekam keine Luft mehr, die Worte durchfuhren ihn wie ein heißes Messer. Was, zum Teufel, dachte er sich? »Deine was ?«
Caels Gesicht straffte sich. »Amaranda ist meine Frau.«
Zorn und Ungläubigkeit ließen Ravyn feindselig reagieren. »Hast du völlig den Verstand verloren?«
Cael wollte ihn anrempeln, überlegte es sich dann aber anders. Schließlich spürten zwei Dark-Hunter, die miteinander kämpften, alles, was sie dem anderen antaten, zehn Mal stärker an sich selbst. Ein kleiner Schubser würde wie ein Schlag auf Cael zurückfallen. »Ich weiß ganz genau, was ich tue.«
Na sicher. Sich so mit einer Apollitin einzulassen, das war, als würde man sich von Schlangengift ernähren. Früher oder später musste sich die Schlange gegen ihn wenden und ihn beißen – das lag einfach in ihrer Natur. »Du gottverdammter Idiot! Hast du eine Ahnung …«
»Natürlich, Rave«, sagte Cael zwischen zusammengebissenen Zähnen. »Du brauchst nicht zu glauben, nicht mal eine Minute lang, dass das je für einen von uns beiden einfach gewesen ist. Das ist es nicht. Wir kennen alle Nachteile und Schattenseiten dieser Beziehung.« In seinen Augen lag kraftvoller Schmerz.
Ein Teil von Ravyn empfand Mitleid mit ihm. Der andere Teil wollte ihn so lange verprügeln, bis er wieder zur Vernunft kam. Das war hier kein Spiel, es war Krieg, und sie kämpften. Und wie konnte ein Mann kämpfen, wenn seine Loyalität zu Hause beim Feind lag, gegen den er zu kämpfen geschworen hatte?
»Wie alt ist sie?«, fragte Susan ruhig.
Der Schmerz in Caels Augen flackerte hell auf. »In ein paar Wochen wird sie sechsundzwanzig.«
»Verdammt, Cael«, sagte Ravyn leise. Er wollte mit ihm diskutieren – aber wozu noch? Sie waren schon verheiratet. Obwohl das so ungefähr das Dümmste war, was Ravyn je gehört hatte, so war Cael doch kein Kind mehr. Er kannte die Regeln, und er war derjenige, der mit den Konsequenzen leben musste. Ravyn hatte sein Leben durch eine Frau verpfuscht und konnte niemand anderem Vorschriften machen, was das Liebesleben anging. Aber er war immer wieder überrascht, wie dumm ein Mann sein konnte, wenn es um eine Frau ging. »Jetzt begreife ich wenigstens, wieso die Apolliten erlauben, dass du hier lebst. Wie lange bist du schon verheiratet?«
»Vier Jahre.«
Ravyn stieß entrüstet den Atem aus und wechselte einen ungläubigen Blick mit Otto. Er war verblüfft, dass Cael es geschafft hatte, so lange Stillschweigen zu bewahren. Aber Dark-Hunter besuchten einander normalerweise nicht zu Hause, und Cael hatte nie einen Squire verlangt. Schon ehe er zehn Jahre zuvor in dieses Haus gezogen war, das den Apolliten gehörte, hatte Cael allein gelebt, und so war es wohl recht einfach gewesen, die Heirat vor ihnen geheim zu halten.
Dark-Huntern war es verboten, ein Rendezvous zu haben oder irgendeine Art von längerfristiger romantischer Verwicklung einzugehen, also wäre das Thema auch nie aufgekommen, und keiner hätte danach gefragt.
Aber das brachte eine bestimmte Frage mit sich: »Weiß Ash davon?«
Cael zuckte die Schultern. »Wenn er es weiß, dann hat er nie etwas gesagt.«
Das musste Ravyn ihm lassen, er war gut darin, eine Frage zu umgehen. »Hast du es ihm gesagt ?«
»Nein«, gab Cael zu, »aber verborgen hab ich es auch nicht. Ich schäme mich weder für meine Frau noch für meine Hochzeit. Ich habe mir gedacht, solange keiner fragt, sage ich auch nichts.«
»Was ist mit ihrer Familie?«, fragte Otto. »Apolliten haben doch in der Regel viele Kinder, also hat sie sicher mehr als eine Schwester. Was machst du,
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