In den Faengen der Nacht
verschwinden.«
Sie nickte, und sie folgten Leo und Otto hinaus auf die Straße.
Ravyn konnte das schlechte Gefühl nicht abschütteln, das Susan erwähnt hatte. Er hatte nicht gescherzt. Es lag ein Geruch in der Luft, den er niemandem zuordnen konnte. Es war kein Daimon, aber es war auch kein Geruch nach Apolliten. Auch nicht der von Menschen. Es war etwas anderes … etwas Unheilvolles und Machtvolles, und das beunruhigte ihn. Er musste die Menschen in Sicherheit bringen, ehe – was immer es war – auch sie es spürten.
»Und was nun?«, fragte Leo, als sie draußen waren.
»Sind alle anderen Dark-Hunter benachrichtigt worden über das, was hier vor sich geht?«, fragte Ravyn.
Leo nickte.
»Dann …« Ravyn versagte die Stimme, als er einen scharfen Stich in der Schulter spürte. Sein Arm begann sofort zu prickeln und zu brennen. »Was war das?«
Er begegnete Ottos finsterem Blick.
»Was denn?«, fragte Leo.
Ravyn konnte nicht sprechen. Es fühlte sich an, als wäre seine Zunge so dick geschwollen, dass er sie nicht mehr bewegen konnte. In seinem Kopf begann es zu pulsieren. Seine Sicht verschwamm und wurde schwächer.
»Er ist getroffen!«, rief Otto. Er gab Susan die Schlüssel für seinen Jaguar, fasste Ravyn um die Hüfte und zog ihn zum Auto. »Fahr uns hier weg, sofort! Leo, nimm Ravyns Wagen, und nichts wie los.«
Susan angelte die Autoschlüssel von Ravyn aus dessen Tasche und warf sie Leo zu, der sofort loslief, um den Auftrag auszuführen.
Susan hatte kaum Zeit, sich zu erholen, als sie die Truppe aus fünf Daimons aus der Gasse zu ihrer Linken kommen sah. Es waren vier Männer und eine Frau, sie gingen in der Formation eines Killerkommandos, und der kalte Wind von Seattle blähte ihre langen Mäntel. Alle trugen dunkle Sonnenbrillen und machten ernste Gesichter, was darauf schließen ließ, dass sie auf Blut aus waren.
Auf ihr Blut.
Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, als sie ins Auto sprang und den Schlüssel im Zündschloss drehte. Im selben Moment schob Otto Ravyn auf den Rücksitz. Etwas Hartes traf auf die Motorhaube.
Erschrocken schaute sie hoch und sah einen Daimon, der darauf stand. Er bleckte die Fangzähne, während er aus den Mantelfalten einen Revolver holte, mit dem er die Windschutzscheibe zerstören wollte.
»Verpiss dich, Arschloch«, knurrte sie, legte den Rückwärtsgang ein und riss das Steuerrad herum, obwohl Ottos Tür noch offen stand. Der Daimon flog hoch, als das Auto zur Seite schleuderte. Sie trat mit aller Kraft auf die Bremse, sodass die Tür zufiel und Otto auf dem Rücksitz einen üblen Fluch ausstieß.
»Schnall dich an, und warte ab«, warnte sie ihn, trat kräftig aufs Gaspedal und hielt auf die anderen zu, die schnell aus dem Weg sprangen. »Verdammt, keinen erwischt.«
»Wo hast du denn gelernt, so zu fahren?«, fragte Otto.
»Ich war Reporterin, Otto. Ist dir mal aufgefallen, dass dieser Beruf ganz oben auf der Liste der beliebtesten Berufe steht, zusammen mit Rechtsanwalt und Politiker? Es gibt jede Menge Menschen, die uns gern etwas antun würden. Sobald ich nach dem College meine erste Stelle gefunden habe, hat Jimmy mich zu Kursen in Selbstverteidigung und Autofahren verdonnert. Glaub mir, ich kann rückwärts fahren und wenden in drei Zügen wie kaum jemand.« Sie schaute in den Rückspiegel und sah, wie Ravyn versuchte, wach zu bleiben. »Was ist denn da eben passiert? Geht es ihm gut?«
Otto zog einen kleinen Pfeil aus Ravyns Schulter und roch an der Spitze. »Offenbar haben sie ihn vergiftet.«
»Können sie das denn?«
Im Rückspiegel trafen sich ihre Blicke. »Die Antwort müsste eigentlich heißen: nein. Dark-Hunter sind unempfindlich für Drogen aller Art, aber da er ja zum Teil Tier ist, ist er offenbar ein bisschen anders, und was auch immer das für eine Droge ist, bei ihm zeigt sie Wirkung.«
Susan schaute in alle Richtungen, um sicherzugehen, dass sie nicht von Daimons verfolgt wurden, dann fuhr sie langsamer, um nicht etwa die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich zu ziehen. Der Verkehr erschien normal – aber was wusste sie schon über das Normale? Alle ihre Beobachtungen darüber waren in dem Moment zersplittert, als Ravyn in ihr Leben getreten war.
»Wohin soll ich fahren?«, fragte sie Otto.
Er seufzte. »Das ist eine gute Frage. Ich wünschte, ich könnte sie beantworten. Ich bin sicher, dass sowohl die Polizei als auch die Daimons Ravyns Haus und dein Haus überwachen.«
Gar nicht davon zu reden, dass ihr Haus als
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