In den Fesseln der Liebe: Roman (German Edition)
bis nach London, wenn das notwendig wäre.
»Gillies weiß, mit wem er sich in London in Verbindung setzen muss – wir werden dafür sorgen, dass Bletchley ständig beobachtet wird. Er wird sich schon sehr bald mit seinen Auftraggebern treffen müssen.«
Flick stieß ein ungeduldiges Geräusch aus, doch Demon ignorierte es. Er war erleichtert, dass Bletchley nach Süden reisen würde. Wenn er erst einmal verschwunden wäre, wäre auch die Gefahr, dass Flick sich Hals über Kopf in ein Abenteuer stürzte, wesentlich geringer.
Da Gillies bei dem Boxkampf war, hatte Demon sich einen Kutscher gesucht, der die Kutsche zurück nach Hillgate End fahren würde, dann hatte er in aller Ruhe gefrühstückt und Flicks Rechnung beglichen, ohne dafür dem Wirt eine Erklärung zu geben. Danach war er nach oben gegangen, um sie hinunter zu der Kutsche zu begleiten. Sie trug den weiten Umhang und den Schleier.
Zu diesem Zeitpunkt hatte der Boxkampf bereits begonnen, es war also niemand da, der ihre Abreise aus dem Gasthof hätte beobachten können. Der einzige Nachteil in ihrem Plan war Ivan der Schreckliche, der hinten an der Kutsche angebunden war.
Ivan hasste es, angebunden zu sein – ganz besonders hinter einer Kutsche. Er würde sehr schlecht gelaunt sein, wenn Demon auf ihm von Hillgate End nach Hause reiten würde.
Doch Demon war nicht in der Stimmung, sich Sorgen um Ivan zu machen, denn noch ehe er nach Hause reiten würde, hatte er eine ganze Anzahl wichtiger Dinge zu erledigen. Das Wichtigste saß gleich neben ihm und betrachtete gelassen die Landschaft vor dem Fenster, und in ihrem engelhaften Gesicht zeigte sich nicht die leiseste Unruhe.
Und das überraschte ihn wirklich.
Er war einunddreißig und hatte mit unzähligen Frauen geschlafen – sie war gerade zwanzig und hatte ihre erste Nacht mit einem Mann verbracht. Mit ihm. Und dennoch war sie völlig gelassen. Sie war aufgeregt genug gewesen, als er sie in ihrem Zimmer zurückgelassen hatte, um nach unten zu gehen und sich um das Frühstück zu kümmern. Doch als er zurückgekommen war, war sie vollkommen ruhig, hatte ihre übliche Selbstsicherheit wieder gefunden. Natürlich war sie zu dem Zeitpunkt auch schon angekleidet gewesen.
Sie hatte ihren Schleier abgelegt, als sie aus Bury hinausgefahren waren. Ein schneller Blick zeigte Demon ihr gelassenes Gesicht, ein kleines Lächeln lag in ihren Mundwinkeln und ihren sanften Augen. Als würde sie sich an die Ereignisse der Nacht erinnern und diese Erinnerungen genießen.
Demon rückte ein Stück zur Seite, dann sah er aus dem Fenster – und dachte noch einmal über seinen Plan nach.
Flick war in Gedanken wirklich bei den Ereignissen der letzten Nacht und des heutigen Morgens. Sie überlegte, wie sehr sie alles genossen hatte. Sie fühlte sich noch immer eigenartig entrückt – als würde ihr ganzer Körper glühen, bis hin zu den Zehenspitzen. Wenn das Befriedigung war, dann gefiel sie ihr ausnehmend gut. Und das machte sie nur noch entschlossener.
Es schien deutlich zu sein, dass Demon sie wirklich lieben könnte – dessen war sie ganz sicher. Jetzt musste sie nur noch dafür sorgen, dass er es auch tat, ehe sie zustimmte, ihn zu heiraten.
Sie musste ihn dazu bringen, sich in sie zu verlieben. Noch vor einem Monat hätte sie über diesen Gedanken gelacht und ihn für unmöglich gehalten, doch mittlerweile waren die Aussichten recht gut. Wenn die letzte Nacht und der heutige Morgen ein Anzeichen dafür waren, war er bereits auf dem besten Weg.
Er machte sich etwas aus ihr – ging sehr vorsichtig mit ihr um, und er genoss es deutlich, sie glücklich zu machen. Er hatte sie auf vielerlei Arten unendlich glücklich gemacht. Und danach war er noch immer besorgt und liebevoll gewesen, auf seine übliche anmaßende Art.
Sie verbrachte die Fahrt in angenehmen Erinnerungen, doch als die Kutsche durch Newmarket rollte, riss sie sich zusammen und ermahnte sich, nicht länger an diese Dinge zu denken. Sie würde in den nächsten Tagen nur wenig Freude haben – wenigstens bis zu dem Zeitpunkt, bis er sie liebte.
Sie warf ihm einen schnellen Blick von der Seite zu, dann sah sie weg und ging in Gedanken noch einmal ihre Pläne durch.
Als sie durch das Tor von Hillgate End fuhren, brach Demon das Schweigen.
»Falls du dir Gedanken machst – ich habe vor, dem General zu erklären, dass wir beide durch einen unvermeidlichen Zufall in der letzten Nacht zusammen in einem Zimmer im The Angel gesehen wurden, von
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