In den Fesseln der Liebe: Roman (German Edition)
auf eine harte Probe. Aber er hatte es so gewollt, und jetzt musste er seine Rolle spielen.
Zu ihrem Schutz musste er sich von ihr fern halten.
Diese Strafe war hart genug zu ertragen – er konnte nichts gebrauchen, was seine Last noch vergrößerte. Es war schon schlimm genug, dass er sich zwingen musste, all seine Instinkte zu unterdrücken und zuzusehen, wie sie mit anderen Männern Walzer tanzte. Bis sie einverstanden war, ihn zu heiraten, und sie die öffentliche Ankündigung machen konnten, wagte er es nicht, in der Öffentlichkeit einen Walzer mit ihr zu tanzen. Und da er so viel älter war als sie und ein erfahrener Schwerenöter und da sie so unschuldig war, konnten sie nie allein sein, es sei denn, sie wären förmlich verlobt.
Er reckte sich und löste seine Hände von ihren Armen – sie zitterte, als sie die Wärme seiner Berührung nicht länger fühlte. Mit zusammengebissenen Zähnen holte er tief Luft.
Wie lange er warten konnte, wusste er nicht. Jeden Abend wurde seine Qual größer. Die Frauen, mit denen er bis jetzt zusammen gewesen war, hatten versucht, ihn auf die Tanzfläche zu locken, doch er hatte nicht den Wunsch, mit ihnen einen Walzer zu tanzen. Er wollte seinen Engel, nur sie, aber die anderen hatte er als Ablenkung benutzt – nicht für sich, sondern für die gehobene Gesellschaft.
Heute Abend war es Celeste gewesen – beinahe war es ihm gelungen, sich abzulenken, indem er der aufreizenden Gräfin in recht deutlichen Worten ihren congé gegeben hatte, denn es hatte sich herausgestellt, dass sie ihn anders nicht verstand. Verärgert hatte sie sich von ihm gelöst und war beleidigt davongeschwebt, und er hoffte, dass sie nicht zurückkam. Einen Augenblick lang fühlte er sich gut – sein Erfolg machte ihn beinahe übermütig. Doch dann hatte er aufgeblickt und hatte Flick in den Armen dieses jungen Bristol gesehen.
Er wandte sich um und sah über die Tanzfläche. Die Paare formierten sich zum nächsten Ländler, einem der Tänze, die er sich mit Flick zu tanzen erlaubte. Soweit er wusste, waren all ihre jugendlichen Verehrer irgendwo auf der Tanzfläche. Was also hatte sie so aufgeregt?
Er sah sie noch einmal an. Sie war jetzt ruhiger, und ein wenig Farbe war in ihre Wangen zurückgekehrt. »Vielleicht sollten wir lieber einen Spaziergang machen, anstatt miteinander zu tanzen.«
Sie warf ihm einen erschrockenen Blick zu. »Nein! Ich meine …« Sie schüttelte heftig den Kopf, dann sah sie weg. »Nein, lass uns tanzen.«
Sie klang plötzlich ein wenig atemlos, Demon runzelte die Stirn.
»Ich schulde dir einen Tanz – du stehst auf meiner Tanzkarte.« Sie schluckte, dann nickte sie. »Das ist es doch, was du von mir willst, also lass uns tanzen. Die Musik fängt an.«
Er zögerte, doch dann verbeugte er sich vor ihr und führte sie auf die Tanzfläche.
In dem Augenblick, in dem er ihre Hand nahm, wusste er, dass es richtig gewesen war, ihr ein wenig Zeit zu geben, um sich zu beruhigen. Sie war so angespannt, und wenn er sie noch weiter bedrängte, würde sie zerbrechen. Sie hielt sich mit letzter Willenskraft aufrecht – alles, was er jetzt noch tun konnte, war, sie, so gut es ging, zu unterstützen.
Es war schon richtig, dass er bei ihr war. Er konnte die Tänze mit geschlossenen Augen tanzen, aber sie hatte die Schritte erst in den letzten Wochen gelernt. Sie musste sich auf die Schritte konzentrieren, doch das gelang ihr im Augenblick nicht. Also führte er sie wie ein nervöses Fohlen an der Leine. Die meiste Zeit hielten sie einander an den Händen, und indem er ihre Finger in die eine oder andere Richtung drückte, führte er sie durch die Figuren des Tanzes.
Er hatte noch nie zuvor gesehen, dass sie ungeschickt war, doch zweimal stolperte sie fast, und sie stieß mit zwei anderen Ladys zusammen.
Was, zum Teufel, war nur los?
Irgendetwas hatte sich verändert, nicht heute Abend, sondern ganz langsam. Er hatte sie genau beobachtet, er irrte sich nicht. In ihrem Blick hatte Freude gelegen, eine Freude am Leben, die in den letzten Tagen allmählich verschwunden war. Es war nicht das sinnliche Leuchten gewesen, es war etwas anderes – etwas Einfacheres, das er jetzt kaum noch entdecken konnte.
Die Musik endete schwungvoll, die Tänzer verbeugten sich voreinander und knicksten. Flick wandte sich ab und holte tief Luft. Demon wusste, dass sie erleichtert aufatmete. Er zögerte einen Augenblick, dann nahm er ihre Hand und legte sie auf seinen Arm. »Komm«, sagte er,
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