In den Fesseln der Liebe: Roman (German Edition)
ein Auge auf dich geworfen hat.«
Edwina kam ihr noch näher, und Flick konnte nicht mehr atmen.
»Mein Rat an dich, Miss, ist es, dafür zu sorgen, dass er dich nimmt. Du bist schnell genug – und diese Chance ist zu gut, als dass du sie dir entgehen lassen solltest. Die Familie gehört zu den reichsten Familien des Landes, aber sie können ein wenig hochnäsig sein. Also hör auf meinen Rat und sorge dafür, dass du so schnell wie möglich seinen Ring an deinen Finger bekommst. Und du weißt, wie du das machen musst.« Edwinas Augen leuchteten. »Wie es scheint, sind die Cynsters immer bereit, das zu nehmen, was sie bekommen können. Dieses Haus ist riesig genug – es wird wohl nicht schwer sein, ein ruhiges Zimmer zu finden, wo du …«
»Nein!« Flick schob sich an ihrer Tante vorbei und lief den Flur entlang.
Kurz vor den hellen Lichtern, die aus dem Ballsaal fielen, blieb sie stehen. Sie ignorierte den überraschten Blick der kleinen Zofe, presste die Hand auf die Brust, schloss die Augen und bemühte sich, tief Luft zu holen, ihre dummen Tränen zurückzudrängen und das Dröhnen in ihrem Kopf zu unterdrücken.
Cynsters sind immer bereit, sich das zu nehmen, was sie bekommen können.
Es gelang Flick, zweimal durchzuatmen, dann hörte sie die Schritte ihrer Tante, die näher kamen …
Sie atmete noch einmal tief ein, öffnete die Augen und ging dann in den Ballsaal.
Und stieß dort mit Demon zusammen.
»Oh!« Es gelang ihr, einen Aufschrei zu unterdrücken, dann senkte sie den Kopf, damit er ihr Gesicht nicht sehen konnte. Instinktiv schlossen sich seine Hände fest um ihre Arme.
Und dann packte er noch fester zu. »Was ist los?«
Seine Stimme klang eigenartig ausdruckslos. Flick wagte nicht, zu ihm aufzusehen – sie schüttelte den Kopf. »Nichts.«
Er hielt sie noch fester. Wie eiserne Klammern lagen seine Finger um ihre Oberarme. »Verdammt, Flick …!«
»Es ist nichts .« Sie wand sich. Er war so viel größer als sie. Sie standen neben der Tür, deshalb hatten sie bis jetzt noch keine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. »Du tust mir weh«, zischte sie.
Sofort lockerte sich sein Griff. Doch er hielt noch immer ihre Oberarme fest und schob sie ein wenig von sich. Dann glitten seine Hände beruhigend über ihre Arme auf und ab, seine warmen Handflächen strichen ihre nackte Haut und schoben sich unter den seidenen Stoff ihrer Ärmel. Seine Berührung war so voller Erinnerungen, so verlockend, dass sie am liebsten aufgeschluchzt und sich in seine Arme geworfen hätte …
Doch das konnte sie nicht.
Sie reckte sich zu ihrer vollen Größe, holte tief Luft und hob den Kopf. »Es ist nichts«, wiederholte sie und sah über seine Schulter hinweg zu den Paaren, die sich auf der Tanzfläche drehten.
Mit zusammengezogenen Augenbrauen starrte Demon über ihren Kopf hinweg in die Schatten auf dem Flur. »Was hat deine Tante dir gesagt, das dich so aufgeregt hat?« Seine Stimme klang ganz ruhig – viel zu ruhig. Sie klang tödlich ruhig, und genauso fühlte er sich auch.
Flick schüttelte den Kopf. »Nichts!«
Er betrachtete ihr Gesicht, doch sie vermied es, ihn anzusehen. Sie war so weiß wie die Wand und … zerbrechlich war das Wort, das ihm sofort in den Sinn kam. »War es einer dieser jungen Hunde – die ständig auf deinen Fersen sind?« Wenn das so war, würde er ihn umbringen.
»Nein!« Sie warf ihm einen wütenden Blick zu. »Es war nichts .«
Die Kraft, die sie brauchte, um sich zusammenzureißen, entging ihm nicht. Er rührte sich nicht – solange er vor ihr stand, war sie geschützt vor neugierigen Blicken.
»Es war nichts«, wiederholte sie noch einmal, und diesmal klang ihre Stimme fester.
Sie zitterte innerlich – er konnte es fühlen. Am liebsten hätte er sie mit sich gezogen, in ein verlassenes Zimmer, wo er sie in seine Arme nehmen, ihren Widerstand brechen und erfahren konnte, was los war, doch er traute es sich nicht zu, allein mit ihr zu sein. Nicht in seiner augenblicklichen Verfassung. Es war zuvor schon schlimm gewesen. Doch jetzt …
Er holte tief Luft und nutzte die Zeit, die sie brauchte, um sich zu beruhigen, um seine eigenen angespannten Nerven wieder unter Kontrolle zu bekommen. Und um seine Dämonen in Schach zu halten.
Die Last, die er willentlich auf sich genommen hatte, erwies sich als viel schwerer, als er erwartet hatte. Keine Zeit mit ihr verbringen zu können – nicht einmal, wenn sie zusammen in einem Ballsaal waren -, stellte seine Selbstkontrolle
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