In den Fesseln der Liebe: Roman (German Edition)
schon sagte, es würde mich nicht überraschen, wenn ich erfahren würde, dass Dillon in die Sache verwickelt ist. Er ist verreist, zu Freunden – wenn das Komitee damit einverstanden wäre, zu warten, bis er zurück ist, dann wäre das sicher das Beste, nehme ich an. Es hat keinen Zweck, ihn vorzeitig zurückzurufen. Um die Wahrheit zu sagen, wenn ich ihm eine Nachricht schicken würde, wäre ich nicht einmal sicher, ob er nicht ganz verschwinden würde.
Es war mir schon immer ein Rätsel, wie Dillon einen so schwachen Charakter entwickeln konnte, wo er doch zusammen mit Felicity aufgewachsen ist. Sie ist so …« Der General hielt inne, dann lächelte er Demon an. »Nun ja, mir kommt das Wort ›rechtschaffen‹ in den Sinn. Sie von ihrem Weg abzubringen, ein Versuch, den sie sicher zuerst einmal von allen Seiten betrachten würde, wäre völlig unmöglich. So war sie schon immer.« Er seufzte. »Ich habe es immer darauf zurückgeführt, dass ihre Eltern Missionare waren, aber ich denke, das sitzt noch tiefer. Sie ist ein ehrlicher Charakter – standfest und nicht wankend. So ist meine Felicity.«
Sein Lächeln verschwand. »Mir wäre es lieb, wenn ein wenig ihrer Ehrlichkeit auf Dillon abgefärbt hätte, und einiges ihrer Standfestigkeit. Sie hat mir nie auch nur für einen Augenblick lang Sorgen gemacht, aber Dillon? Schon als Kind steckte er ständig in irgendwelchen Schwierigkeiten. Er war ein wahrer Teufel, und er hat sich immer auf Felicity verlassen, damit sie ihn rettete – und das hat sie auch immer getan. Das war zwar alles in Ordnung, solange die beiden noch Kinder waren, aber Dillon ist immerhin zweiundzwanzig. Er sollte langsam erwachsen und über diese albernen Dummheiten hinausgewachsen sein.«
Dillon war von den Dummheiten zur offenen Kriminalität gewechselt, doch diese Ansicht verbarg Demon in seinem Inneren und hielt den Mund.
Er hatte Flick seine Hilfe versprochen, und im Augenblick bedeutete das, Dillon abzuschirmen und ihn in dem heruntergekommenen Häuschen versteckt zu lassen. Doch Flick zu helfen bedeutete auch, den General von allem fern zu halten, auch wenn das nicht ausdrücklich ausgesprochen worden war. Und während er und Flick in den nächsten Tagen einer Auseinandersetzung über einige Dinge gar nicht ausweichen konnten – zum Beispiel über die Einzelheiten ihrer Beteiligung an den Untersuchungen -, so war er doch mit ihr vollkommen einig, seine Seele dafür einzusetzen, um dem General noch mehr Schmerz zu ersparen.
Wenn der General wüsste, wo Dillon war, dann würde er, ganz abgesehen von den Einzelheiten, hin und her gerissen sein zwischen einer Loyalität dem Renngeschäft gegenüber, dem er schon seit Jahrzehnten verbunden war, und der Tatsache, Dillon den Behörden zu übergeben, während er gleichzeitig den Beschützerinstinkt eines Vaters verspürte.
Demon wusste, wie es sich anfühlte, zwischen zwei Loyalitäten zu stehen, doch lieber wollte er die Last auf seinen eigenen Schultern tragen, wo sie im Augenblick ruhte, als das Problem seinem alternden Freund aufzuladen. Er sah aus dem Fenster über den gepflegten Rasen zu den schattigen Bäumen dahinter. »Ich nehme an, auf Dillon zu warten ist die richtige Entscheidung. Wer kennt denn schon die ganze Geschichte? Es könnte Gründe geben, warum er sich so verhält, mildernde Umstände. Daher ist es besser, abzuwarten.«
»Du hast natürlich Recht. Und der Himmel allein weiß, dass ich sowieso schon genug zu tun habe.« Demon sah sich um und stellte fest, dass der General ein schweres Protokollbuch auf den Schreibtisch gezogen hatte. »Du und deine Kollegen, ihr bringt so viel irische Pferde in die Zucht ein, da muss ich ja schon fast Gälisch lernen.«
Demon grinste. Irgendwo ertönte ein Gong.
Sowohl er als auch der General sahen zur Tür. »Zeit zum Essen. Warum bleibst du nicht einfach? Dann kannst du Felicity sehen und dir ein Bild machen, ob du mit meiner Einschätzung von ihr übereinstimmst.«
Demon zögerte. Der General lud ihn von Zeit zu Zeit zum Essen ein, aber in den letzten Jahren hatte er die Einladung nie angenommen, und wahrscheinlich war das der Grund dafür gewesen, dass er Felicity so lange nicht mehr gesehen hatte.
Demon wandte sich von dem Fenster ab. »Ja, warum nicht?« Der General würde Demons Bruch seiner langen Gewohnheit wahrscheinlich nur der Sorge um ihn selbst zuschreiben, und damit hätte er sogar ein wenig Recht.
Also blieb er.
Und es machte ihm Freude, Felicity in
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