In den Fesseln der Liebe: Roman (German Edition)
von einem Gentleman wie mir erwartet.«
»Ganz gleich, was du auch sagst, mich zu beobachten, während du die anderen Zuschauer im Auge behalten solltest, ist dumm. Es ist eine verschwendete Gelegenheit.«
»Für mich nicht.«
Flick stieß ein unwilliges Geräusch aus und vermied es, ihn anzusehen. Er machte absichtlich Schwierigkeiten – sie fühlte seine Verärgerung, auch wenn er sie zu verbergen versuchte, aber sie hatte keine Ahnung, welchen Grund er dafür hatte oder warum seine Worte noch weniger Sinn ergaben als die von Dillon. Sie ging weiter und bemühte sich, das Flattern in ihrem Magen zu ignorieren, ebenso ihre aufgebrachten Nerven und die anderen unerwünschten Erinnerungen an ihre Vernarrtheit in ihn, als sie noch ein Mädchen gewesen war.
Er war ihr Idol gewesen, seit sie zehn Jahre alt war und in der Bibliothek ein Buch über die Arbeiten von Michelangelo gefunden hatte. Darin hatte sie eine Skulptur entdeckt, die ihren Vorstellungen von einem gut aussehenden Mann entsprochen hatte. Doch Demon sah noch viel besser aus. Seine Schultern waren breiter, seine Brust muskulöser und seine Hüften schmaler, seine Beine waren länger, kräftiger – sein ganzer Körper sah besser aus. Und was den Rest betraf, so nahm sie nach allem, was sie über ihn gehört hatte, an, dass er auch dort noch besser ausgestattet war. Seine lässige Art, seine Liebe zu den Pferden und seine Verbindungen zur Welt des Rennsports trugen nur noch dazu bei, ihr Interesse zu wecken.
Sie hatte jedoch niemals den Fehler gemacht, sich vorzustellen, dass er ihre Gefühle erwiderte oder sie je erwidern würde. Er war elf Jahre älter als sie, und er konnte unter den schönsten Frauen und den gebildetsten Ladys der gehobenen Gesellschaft wählen. Es wäre äußerst dumm von ihr, sich einzubilden, dass er sie je bemerken würde. Aber eines Tages würde sie heiraten – schon bald. Sie war bereit, zu lieben und geliebt zu werden. Immerhin war sie schon zwanzig, und sie wartete und hoffte. Und wenn es nach ihren Vorstellungen ging, würde sie einen Gentleman heiraten, der genauso war wie Demon. Doch er blieb für sie ein unerreichbares Idol.
Sie machte eine ausladende Handbewegung. »Dieser zwielichtige Kontaktmann von Dillon ist vielleicht gar nicht aus dieser Gegend hier. Vielleicht sollte man sich einmal in den Hotels und Gasthöfen umhören …«
»Darum habe ich mich bereits gekümmert.«
»Oh.« Sie sah auf, und ihre Blicke trafen sich. Einen Augenblick waren seine blauen Augen eindringlich, dann sah er weg.
»Ich werde mich noch einmal umhören, aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass wir auf diesem Weg etwas herausfinden. Immerhin sind wir hier in Newmarket, einem Ort, der voll ist von Gasthöfen und Tavernen. Es ist ein Ort, der zwielichtige Gestalten anzieht, und die meisten kommen nicht von hier aus der Gegend.«
Flick verzog das Gesicht. Sie gingen weiter durch den Garten. Die Ställe lagen vor ihnen, eingerahmt von hölzernen Torbogen, die von Glyzinien überwuchert waren. Sie betraten den Weg, der unter einem der Torbogen hindurchführte. »Dieser Kontaktmann«, begann sie noch einmal nachdenklich, »wer könnte das wohl sein? Einer aus dem Syndikat. Oder vielleicht ein anderer Helfer?«
»Es wird niemand aus dem Syndikat sein.« Demon schlenderte mit lässigen Schritten neben ihr her. Seine Hände hatte er in die Hosentaschen gesteckt. Sein Blick ruhte auf dem Kies vor seinen Füßen. »Wer immer diese Leute sind, das Syndikat hat wahrscheinlich Geld genug, und sie würden nicht das Risiko eingehen, dass man sie entdeckt. Nein – dieser Mann wird jemand sein, den sie angeheuert haben. Vielleicht ist er fest angestellt. Für uns wäre es das Beste.«
»Das heißt, wenn wir ihn identifiziert haben, könnten wir eine Möglichkeit bekommen, durch ihn an seine Hintermänner zu gelangen?«
Demon nickte. Dann blickte er auf und blieb stehen. Sie hatten das Ende des Bogenganges erreicht.
Auch Flick blickte auf und kniff die Augen zusammen, weil die Sonne über seine Schulter hinweg genau in ihre Augen schien. Er sah sie an, sie konnte sein Gesicht nicht erkennen, doch sie fühlte seinen Blick und seine Anwesenheit mit jeder Faser ihres Körpers. Sie war daran gewöhnt, mit großen Pferden zu arbeiten. Jetzt, wo sie so nahe vor ihm stand, erinnerte sie sich wieder daran, dass er die gleiche Aura von körperlicher Kraft ausstrahlte, die gefährlich werden konnte, wenn man ihn herausforderte. Doch glücklicherweise
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