In den Fesseln der Liebe: Roman (German Edition)
bedeuteten weder die Pferde noch er für sie eine Gefahr. Innerlich schalt sie sich wegen ihrer Empfindsamkeit, dann legte sie schützend eine Hand über die Augen.
Und sah genau in seine Augen.
Ihr stockte einen Augenblick lang der Atem, sie fühlte sich orientierungslos, und sie wusste nicht mehr, wer sie war, wer er war und wie die Dinge zwischen ihnen wirklich standen. Doch dann änderte sich sein Blick, sie blinzelte und riss sich zusammen. Er sah sie weiterhin an, nicht gerade ernst, aber entschlossen, und den Ausdruck in seinen Augen kannte sie nicht, und sie verstand ihn auch nicht.
Sie wollte gerade fragend eine Augenbraue hochziehen, als er zu sprechen begann. »Jetzt kennst du die ganze Geschichte von Dillons Verwicklung in diese Sache. Bedauerst du es, dass du ihm deine Hilfe angeboten hast?«
»Ob ich das bedaure?« Sie dachte über seine Frage nach. »Ich glaube nicht, dass das die richtige Überlegung ist. Ich habe ihm schon immer geholfen – er steckt ständig in irgendwelchen Komplikationen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich habe immer geglaubt, dass er eines Tages erwachsen werden und damit aufhören wird. Doch bis jetzt ist das noch nicht der Fall.«
Demon betrachtete ihr Gesicht, sah den ehrlichen Blick ihrer blauen Augen. Sie verrieten ihm nicht, was sie für Dillon empfand, doch er fühlte ihren offensichtlichen Widerstand ihm gegenüber und fragte sich, ob Dillon wohl der Grund dafür war. Wenn sie und Dillon zusammen waren, so war sie der bestimmende Teil – sie war diejenige, die das Sagen hatte. Sie hatte sich daran gewöhnt, dass Dillon von ihr abhängig war, und es war sogar möglich, dass ihr das gefiel. Zweifellos liebte sie es, die Führung zu übernehmen.
Und das war ja auch alles in Ordnung, aber …
»Also.« Blinzelnd sah sie zu ihm auf. »Was, denkst du, wird als Nächstes passieren?«
Nachdenklich zog er die Augenbrauen hoch. »Wahrscheinlich nicht viel.« Wenigstens nicht in seinem Stall. »Doch solltest du über irgendetwas stolpern, werde ich natürlich erwarten, dass du mich sofort benachrichtigst.«
»Natürlich.« Sie ließ die Hand wieder sinken und ging in Richtung auf den Stall weiter. »Wo wirst du sein?«
Überall würde er sich umsehen. »Schicke eine Nachricht auf das Gestüt – die Shephards wissen immer, wo sie mich finden können.«
»Ich werde dir eine Nachricht schicken, wenn ich etwas erfahre.« Am Rande des Gartens blieb sie stehen und streckte ihm die Hand hin. »Wir sehen uns dann in ein paar Stunden im Stall.«
Demon griff nach ihrer Hand. Er sah ihr in die Augen – und versank in den blauen Tiefen. Ihre Finger lagen vertrauensvoll und ruhig in seiner Hand. Er dachte daran, ihre Hand zu heben und einen leichten Kuss darauf zu drücken, er dachte daran …
Wahnsinn und Unsicherheit mischten sich in seinem Inneren.
Der Augenblick ging vorüber.
Er gab ihre Hand wieder frei. Mit einem hochmütigen Nicken wandte er sich ab, biss die Zähne zusammen und ging zu den Ställen. Bei jedem Schritt wurde ihm immer mehr bewusst, wie stark sein Wunsch war, diesen Botticelli-Engel zu packen – und sie mit in sein Bett zu nehmen.
4
Die nächsten Tage vergingen ohne jeden Zwischenfall. Flick unterdrückte ihre Ungeduld und beobachtete beharrlich alles, lauschte jeder Unterhaltung. Sie ritt am Morgen und auch am Nachmittag, jeden Tag, dann blieb sie jeden Morgen, solange sie konnte, im Stall und zögerte am Abend das Nachhausegehen hinaus, bis alle anderen gegangen waren. Nach drei Tagen war der einzige Verdächtige, den sie entdecken konnte, der Cousin eines der Stalljungen, der zu Besuch aus dem Norden gekommen war. Und die einzige verdächtige Unterhaltung, die sie mitbekommen hatte, drehte sich um die Aktivitäten einer rothaarigen Barfrau.
Wie Demon es gesagt hatte, hatte er jeden Tag gewissenhaft das Training beobachtet – und auch sie hatte er eingehend betrachtet. Das Gefühl, seine Blicke zu spüren, wuchs von Tag zu Tag. Sie hatte erleichtert aufgeseufzt, als sie an einem Morgen gehört hatte, wie er Carruthers sagte, dass er den Nachmittag damit verbringen wollte, sich in den anderen Ställen umzusehen, um die Konkurrenz abzuschätzen.
Um drei Uhr verließ sie den General, der über seinen Büchern saß und döste, und ritt auf Jessamy zu dem heruntergekommenen Häuschen – Felicity in ihrem blauen Reitkleid aus Samt. Sie fühlte sich nicht länger ängstlich, sondern war wesentlich selbstsicherer, und sie fürchtete sich nicht
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