In den Fesseln der Liebe: Roman (German Edition)
fragend eine Augenbraue hoch. Flick zögerte, doch da der General ihr so nahe war, konnte sie Demon nicht schelten, so wie er es verdiente, weil er sie in diese Lage gebracht hatte – in diesen Raum, in dieses Kleid, in diese Situation. Mit einem viel sagenden Blick hob sie ihr Kinn und blickte hochmütig von ihm weg.
Mrs. Pemberton erschien vor ihnen. »Erlauben Sie mir, Ihnen Mrs. March und ihre Familie von der Grange vorzustellen.«
Mrs. March nickte anerkennend, als Flick vor ihr knickste, und sie lächelte freundlich, als Demon sich elegant verbeugte, dann wandte sie sich an den General, um mit ihm zu plaudern.
»Und dies ist Miss March, uns allen als Kitty bekannt.«
Ein junges Mädchen in einem weißen Kleid errötete heftig und knickste.
»Und das ist ihre Freundin, Miss Avril Collins.«
Die zweite junge Dame, eine Brünette in einem gelben Musselinkleid, knickste ein wenig selbstsicherer.
»Und Henry, der seine Schwester und Miss Collins heute Abend begleitet.«
Henry war ganz offensichtlich ein March, denn er war so hellhäutig wie seine Schwester. Auch er errötete heftig, als er sich so steif verbeugte, wie Flick es noch nie zuvor gesehen hatte. »Es ist mir eine g-große Ehre, M-Miss Parte-ger.«
Mrs. Pemberton wandte sich ab, und eine Sekunde später entführte sie, zusammen mit Mrs. March, den General zu den älteren Gästen, die sich an der anderen Seite des Zimmers versammelt hatten, um zu plaudern und zu klatschen.
»Also – leben Sie schon lange in dieser Gegend hier?«
Flick wandte sich Henry March zu, der sie eingehend betrachtete. Auch seine Schwester, die Flicks blaues Seidenkleid bewundert hatte, hob den Blick, offensichtlich interessiert an der Frage ihres Bruders.
Nicht so allerdings Avril Collins, die nur Interesse für Demon zeigte.
»Den größten Teil meines Lebens«, antwortete Flick und sah in Avril Collins’ Gesicht. »Ich lebe zusammen mit dem General in Hillgate End, südlich der Rennstrecke.«
Avrils Schmollmund – sie hatte ihre Lippen ganz sicher angemalt – verzog sich zu einem kleinen Lächeln. »Ich weiß«, sagte sie mit einem atemlosen kleinen Lächeln und stieß mit dem Finger gegen Demons Brust, »dass Sie in London leben, Mr. Cynster.«
Flick warf einen Blick in Demons Gesicht. Er lächelte, aber es war nicht das Lächeln, das sie an ihm gewöhnt war, sondern ein kühles, höfliches Lächeln.
»Eigentlich lebe ich nur zeitweise in London. In der restlichen Zeit lebe ich in der Nähe von Hillgate End.«
»Der General führt das Zuchtbuch, nicht wahr?«, wandte sich Henry March an Flick. »Das muss aufregend sein – helfen Sie ihm dabei, all die Pferde zu registrieren?«
Flick lächelte. »Es ist wirklich interessant, aber sehr viel helfe ich ihm nicht. Natürlich wird im Haus fast nur über Pferde geredet.«
Henrys eifriger Gesichtsausdruck verriet, dass er glaubte, ein solcher Haushalt müsse der Himmel sein.
»Oh, Pferde !« Avril rümpfte die Nase und warf Demon einen einladenden Blick zu. »Finden Sie nicht auch, dass sie die langweiligsten Geschöpfe sind?«
»Nein.« Demon hielt ihrem Blick stand. »Ich züchte sie.«
Avril Collins tat Flick beinahe Leid – Demon ließ absichtlich zu, dass sich das Schweigen ungemütlich ausbreitete, bis er sich an Henry March wandte. »Ich besitze das Gestüt westlich der Lidgate-Straße. Kommen Sie doch mal vorbei, wenn es Sie interessiert. Sollte ich nicht zu Hause sein, wird mein Verwalter Sie herumführen. Sagen Sie ihm nur, dass ich Sie eingeladen habe.«
»D-Danke«, stotterte Henry. »D-Das würde ich wirklich sehr gern tun.«
Mrs. Pemberton kam mit einer weiteren Gruppe junger Leute zurück. Während sie einander vorgestellt wurden, gelang es Kitty March, ihrer Freundin zu entkommen. Sie zupfte am Ärmel ihres Bruders, doch der sah sie nur mit gerunzelter Stirn an und wandte sich dann wieder mit bewunderndem Blick Flick zu.
Dabei wurde er von zwei weiteren männlichen Mitgliedern der neuen Gruppe unterstützt, beides junge Gentlemen von Gütern in der Nähe. Flick war ein wenig beunruhigt von ihren seelenvollen Blicken, und sie versuchte alles, um eine vernünftige Unterhaltung zu führen, doch die offensichtliche Dummheit der jungen Männer verhinderte das.
Allerdings war ihre Dummheit noch gar nichts, verglichen mit der Geistlosigkeit und der Langweiligkeit ihrer Schwestern. Flick war nicht sicher, was sie als schlimmer empfand.
»Nein.« Sie holte tief Luft. »Ich sehe nicht bei jedem
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