In den Fesseln der Liebe: Roman (German Edition)
verschränkt, stand Flick neben dem Stuhl des Generals, und Demon, groß, schlank und unheimlich elegant, war an ihrer Seite.
Die Blicke, die auf sie gerichtet waren, überraschten Flick nicht sonderlich, auch wenn sie beunruhigend wirkten, denn das Bild, das sie bot, hatte auch sie selbst überrascht. Alles, was sie getan hatte, war, ihr neues Kleid anzuziehen, dazu die Halskette und die Ohrringe aus Aquamarin, die der General ihr zu ihrem letzten Geburtstag geschenkt hatte. Und das Bild, das ihr aus dem Spiegel entgegengeschaut hatte, war eine Offenbarung gewesen.
Sie war pflichtschuldig mit Foggy, die sich wegen des bevorstehenden Tanzabends schnell auf die Seite des Generals geschlagen hatte, zu der Schneiderin gegangen. Die Schneiderin, Clotilde, war zu ihrer Überraschung sofort bereit gewesen, all ihre anderen Arbeiten beiseite zu legen, um für sie ein passendes Kleid anzufertigen. Und passend, so hatte Clotilde erklärt, bedeutete blassblaue Seide, die genau den gleichen Ton hatte wie Flicks Augen. Sie hatte Einwände erhoben, weil sie sich die Kosten dieses Kleides vorstellen konnte, hatte einen feinen Voiléstoff vorgeschlagen, doch Clotilde hatte nur abgewinkt und dann einen Preis genannt, den man unmöglich abschlagen konnte. Also hatte sie ihre Zustimmung zu dem Seidenkleid gegeben, um dann noch einmal überrascht zu werden.
Das Kleid umschmeichelte ihren Körper, es schmiegte sich an sie, so ganz anders als ihre feinen Baumwollkleider. Es gab bei jeder Bewegung ihres Körpers nach, war kühl auf der Haut und doch gleichzeitig auch warm. Und sie sah darin aus … Die schlanke Schönheit mit dem goldenen Haar und den riesigen blauen Augen, die sie aus dem Spiegel angeschaut hatte, hatte sie im ersten Augenblick gar nicht wieder erkannt.
Die Farbe des Kleides hob die Farbe ihrer Augen hervor und ließ sie größer erscheinen, der Stoff schmiegte sich an die Rundungen ihres Körpers, denen sie normalerweise nur wenig Achtung schenkte.
Demon dagegen hatte eine ganze Menge Aufmerksamkeit gezeigt – ihr, diesen Rundungen, ihren Augen. Als sie die Treppe heruntergekommen war, hatte er in der Eingangshalle auf sie gewartet. Er hatte geblinzelt und dann gelächelt, zu eindringlich, als dass es angenehm gewesen wäre. Er war auf sie zugekommen und hatte ihr die Hand gereicht, um ihr die letzten Stufen der Treppe herunterzuhelfen, dann hatte er sie dazu gebracht, sich vor ihm zu drehen.
Als sie danach wieder vor ihm stand, hatte er ihre Blicke gefangen gehalten, ihre Hand genommen und die Lippen auf ihren Handrücken gedrückt. »Sehr hübsch«, hatte er geschnurrt, und seine Augen hatten geleuchtet.
Sie kam sich wie ein Pudding vor, den er verspeisen wollte. Glücklicherweise war in diesem Augenblick der General gekommen, und sie war Demon entflohen, um sich um den General zu kümmern.
Ihre Fahrt nach Lidgate hatten sie mit der üblichen Unterhaltung über Pferde verbracht, aber als sie dann das Haus des Vikars betreten hatten, wurde dieses Thema nicht weiter verfolgt, als hätten sie sich miteinander abgestimmt. Mrs. Pemberton hatte sie gut gelaunt begrüßt, ganz besonders erfreut war sie gewesen, auch Demon in ihrem Haus empfangen zu dürfen.
Flick sah jetzt verstohlen in seine Richtung. Seine Blicke wanderten durch den Raum, der sich langsam füllte, als immer mehr Gäste ankamen. Der General hatte darauf bestanden, dass sie zeitig losfuhren, deshalb waren sie unter den ersten Gästen gewesen. Aber die anderen folgten schon bald, und seit sie den Raum betreten hatten, hatten sie keine Zeit mehr gehabt, miteinander zu reden. Sie waren viel zu sehr damit beschäftigt, die Neuankömmlinge zu begrüßen.
Die sie alle anstarrten. Die eine Hälfte starrte Flick an – die anderen Demon.
Und das war wohl kaum überraschend. Er trug Schwarz, eine Farbe, die sein helles Haar in einem strahlenden Blond aufleuchten ließ und das Blau seiner Augen noch dunkler machte. Der schlichte Schnitt seines Rockes, die Weste aus perlfarbenem Satin und die eng anliegende Hose ließen ihn größer erscheinen und betonten seine breiten Schultern und seine langen, kräftigen Beine. Er sah auf eine lässige Art immer elegant aus. Heute Abend war er ganz der Schwerenöter aus London, ein Raubtier, direkt aus den Ballsälen der gehobenen Gesellschaft, um auf dem Tanzboden des Vikars sein Opfer zu suchen.
Bei dem Gedanken musste Flick innerlich lächeln.
Als hätte er ihren Blick gefühlt, sah Demon zu ihr hin, dann zog er
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