In den Fesseln der Liebe: Roman (German Edition)
machen.«
Sie reichte ihm die Hand und ließ sich von ihm vom Sofa ziehen. Kurz darauf schlenderten sie Seite an Seite über die Wiese.
»Gibt es irgendetwas Neues über Bletchley?«
Demon schüttelte den Kopf. »Alles, was er bis jetzt getan hat, waren vorsichtige Annäherungen an einige Jockeys.«
»Sonst nichts?«
Wieder schüttelte er den Kopf. »Sie scheinen sich auf das Craven-Rennen zu konzentrieren, und bis dahin sind es noch einige Wochen. Ich nehme an, dass das Syndikat Bletchley genügend Zeit gelassen hat, um die Vorkehrungen zu treffen – es ist gut möglich, dass seine Vorgesetzten noch nicht in Erscheinung treten werden.«
»Du glaubst, sie werden warten, bis das Rennen kurz bevorsteht, um sich nach Bletchleys Erfolgen zu erkundigen?«
»Ja, aber zu lange werden sie nicht warten. Es dauert einige Zeit, all die Spieler an die richtigen Plätze zu setzen, um einen optimalen Gewinn erzielen zu können.«
»Hm.« Sie dachte über seine Worte und über die Wahrscheinlichkeit nach, dass Dillon noch einige Wochen in dem heruntergekommenen Haus versteckt bleiben musste. Mit gerunzelter Stirn starrte sie blicklos vor sich hin.
»Warst du schon einmal in London?«
»In London?« Sie sah ihn erstaunt an. »Nur damals, als ich bei meiner Tante gewohnt habe, kurz nachdem meine Eltern gestorben sind. Aber ich glaube, ich war nur ein paar Wochen dort.«
»Ich gestehe, es erstaunt mich, dass du nie den Wunsch hattest, einen Abstecher in die Hauptstadt zu machen.«
Sie wandte den Kopf und betrachtete ihn. Zu ihrer Überraschung hatte er nicht die Absicht, sie zu necken – sein Blick war ernst, sein Gesichtsausdruck offen, nun ja, so offen, wie er nur sein konnte. »Ich …« Sie überlegte einen Moment, dann zuckte sie mit den Schultern. »Eigentlich habe ich daran nie gedacht. Es ist alles so weit weg und so unbekannt. Wirklich, ich bin mir gar nicht sicher, was du mit einem ›Abstecher‹ überhaupt meinst.«
Demon grinste sie an. »Zum Beispiel, von der Gesellschaft bemerkt zu werden wegen eines Kleides, das man trägt, oder wegen eines Abenteuers.«
»Oder einer Eroberung?«
Sein Lächeln wurde breiter. »Das auch.«
»Ah, nun ja. Das erklärt dann wohl auch den Grund meines Desinteresses. Ich interessiere mich nicht sehr für solche Dinge.«
Demon konnte sein Lächeln nicht länger vor ihr verbergen. »Eine junge Dame interessiert sich normalerweise für Kleider und Eroberungen – meine Liebe, du würdest das Herz einer jeden Kupplerin brechen.«
Ihr Gesichtsausdruck verriet ihm, dass sie sich keinen Deut darum kümmerte, dann zuckte sie mit den Schultern.
»Aber«, sprach er weiter, »ich bin überrascht, dass du nicht gern tanzt – die meisten Ladys, die gern reiten, tanzen auch gern.«
Sie verzog das Gesicht. »Ich habe noch nicht sehr oft getanzt. Hier in der Gegend gibt es nicht sehr viele Bälle, musst du wissen.«
»Aber es gibt doch die üblichen Tanzabende. Ich kann mich vage daran erinnern, dass meine Großtante mich dazu gedrängt hat, vor vielen Jahren an einigen davon teilzunehmen.«
»Nun ja – es gibt Tanzabende, und auch ab und zu mal einen Ball, wie man es ja auch erwarten kann. Und ab und zu spielen wir auch Karten. Aber der General hat immer so viel zu tun.«
»Spielt er überhaupt mit, wenn ihr Karten spielt?«
Flick sah auf, doch in seinen blauen Augen konnte sie nichts von seinen Gedanken lesen. Und dennoch … Sie schob das Kinn vor. »Ich kümmere mich um seine Korrespondenz. Es ist nicht nötig, ihn mit solchen Einladungen zu belästigen – er nimmt nie an so etwas teil.«
»Hm.« Demon sah sie nachdenklich an. Ohne Vorwarnung griff er nach ihrer Hand, machte ein paar schnelle Schritte und wirbelte sie herum. Dabei überraschte es ihn gar nicht, dass sie, obwohl sie überrascht und erschrocken war, anmutig und mit sicherem Schritt reagierte.
Als er dann wieder stehen blieb und ihre Röcke noch herumwehten, sah er in ihre großen Augen. »Ich glaube wirklich, dass du sehr gern tanzt«, murmelte er und gab ihre Hand wieder frei.
Flick fragte sich, was er mit dieser Bemerkung wohl bezwecken wollte. Doch noch ehe sie ihn danach fragen konnte, ertönte der Gong zum Mittagessen.
Demon bot ihr seinen Arm. »Sollen wir zum General gehen?«
Und das taten sie. Flick saß am Tisch, der General zu ihrer Rechten, Demon ihr gegenüber, so wie sie es in letzter Zeit schon gewöhnt war. Flick entspannte sich, ihre Nerven waren in letzter Zeit immer etwas überreizt,
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