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In den Fesseln des Wikingers

In den Fesseln des Wikingers

Titel: In den Fesseln des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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erstattete ihnen Bericht. Die Entscheidung des Anführers war wohl nicht bei allen Wikingern auf Zustimmung gestoßen, denn etliche standen auf, und es waren zornige Worte zu vernehmen. Eine gute Weile gingen die Meinungen hin und her, doch als Rodena schon fürchtete, einige der Kämpfer würden ärgerlich davonziehen, erhob sich Thore. Seine Rede war feurig, man konnte sehen, wie die Gesichter seiner Männer sich veränderten, wie Trotz und Zweifel sich in Begeisterung verwandelten, und als er geendet hatte, jubelte man ihm zu.
    „Was hat er gesagt?“, wollte Papia wissen, die dicht neben Rodena im Zelt hockte, denn die beiden Frauen wurden bei den Kriegsberatungen der Männer nicht gern gesehen.
    „Er hat eine Lobrede auf die Ehre und Kampfkraft der Wikinger gehalten“, gab Rodena stirnrunzelnd zurück. „Dass sie die Freiheit lieben und sich von niemandem unterjochen lassen. Schon gar nicht von einem Dänen, der seine Götter verraten und sich dem französischen König untergeordnet hat.“
    „Wen meint er damit?“
    „Wilhelm Langschwert natürlich. Sein Vater Rollo erhielt das Land vor vielen Jahren vom französischen König zum Lehen und trat zum Christentum über. Wilhelm ist Vasall des Königs der Franken.“
    Papia schüttelte den Kopf. „Es ist doch gut und richtig, ein Christenmensch zu sein. Gott der Herr ist mächtig, und Klöster gibt es überall im Land. Thore wird schon noch merken, dass Wilhelm Langschwert nicht mit sich spaßen lässt.“
    Rodena seufzte leise, denn auch sie fürchtete, dass Thore sich besser mit Wilhelm geeinigt hätte.
    „Was die beiden wohl miteinander verhandelt haben?“
    „Das werden wir sicher bald erfahren.“
    Es war Papia, die herausbekam, welches Angebot Wilhelm gemacht und welche Bedingung er gestellt hatte. Thore wich Rodena aus – er schien wenig Lust zu haben, ihr davon zu berichten.
    „Er hat dich haben wollen, Rodena“, flüsterte Papia entsetzt. „Weshalb denn nur?“
    „Ich habe keine Ahnung.“
    „Jetzt verstehe ich, dass Thore dieses Angebot abgelehnt hat“, sagte Papia beklommen. „Es ist großartig von ihm, dass er alles aufs Spiel setzt, um dich zu schützen.“
    Rodena war wie vor den Kopf geschlagen. Wilhelm hatte Thore ein Angebot gemacht, das für sie alle ungeheuer vorteilhaft gewesen wäre. Sie, Rodena, war der Grund, weshalb Thore es abgelehnt hatte. Nur ihretwegen würde der Kampf jetzt weitergehen. Nun begriff sie, weshalb etliche der Wikinger unzufrieden gewesen waren – Thore hatte eine riesige Chance vergeben, die vielleicht niemals wiederkommen würde.
    Der Zorn stieg mächtig in ihr auf. Warum hatte dieser hinterhältige, räudige Wolf eine solche Bedingung gestellt? Wieso war sie für Wilhelm so wichtig, dass er sein Friedensangebot mit ihrer Auslieferung verknüpfte? Oh, er war ein Feind der alten Religion, ein eifriger Förderer der Klöster und ein Kämpfer für das Christentum. Er schreckte nicht davor zurück, eine Druidin zu vernichten. Hatte er nicht damals schon ihre Mutter töten wollen? Und ebenso hatte er seine Krieger ausgeschickt, um sie, Rodena, in der Höhle zu ergreifen. Was für ein Mensch war das, der seine bewaffneten Krieger aussandte, um eine schwache Frau zu ermorden, die niemandem etwas zuleide tat?
    „Weißt du was?“, unterbrach Papia ihre düsteren Gedanken. „Ich glaube, dass Wilhelm Langschwert nicht so schlimm ist, wie ihr glaubt. Ich werde zu ihm gehen und herausfinden, ob Ubbe unter den Gefangenen ist.“
    „Was?“
    „Du selbst hat mir gesagt, dass ich die Hoffnung nicht aufgeben darf“, rief das Mädchen ärgerlich, als sie Rodenas entsetztes Gesicht sah. „Ich habe es satt, mich immer nur zu verstecken und zu warten. Vielleicht ist Ubbe ja verwundet und liegt im Fieber. Dann wird er meine Hilfe brauchen.“
    „Papia! Wilhelm wird dich gefangen nehmen und einem seiner Leute als Sklavin schenken.“
    „Warum sollte er das tun? Ich bin eine Christin und keine Wikingerfrau.“
    „Du bist auf dem Drachenboot mit den Wikingern die Seine hinaufgefahren, und ganz sicher haben Wilhelms Leute dich dort gesehen. Sie werden wissen, dass du zu den Wikingern gehörst. Vor allem dann, wenn du nach einem gefangenen Wikinger suchst.“
    Papias Kopf sank auf die Brust, und sie grübelte vor sich hin.
    „Vielleicht erkennt mich ja niemand. Ich werde erzählen, dass ich meine Eltern verloren habe und auf der Suche nach Arbeit umherziehe. Ich kann mich rasch mit Menschen befreunden und werde schon

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