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In den Fesseln des Wikingers

In den Fesseln des Wikingers

Titel: In den Fesseln des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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weniger Tage würde die Palisadenmauer stehen.
    „Nimm von diesem Fisch und lass mich wissen, wie er dir mundet“, forderte er sie grinsend auf. „Er ist nach der Art der Wikinger zubereitet, und vielleicht wirst du ja eines Tages lernen, ihn für mich zu braten!“
    Sie tat lächelnd, was er verlangte, und versprach sogar, sich künftig mit der Zubereitung seiner Mahlzeiten zu befassen. Auch stieg ihr der Wein ein wenig in den Kopf, ein wohliger Schwindel ergriff sie, und ihr schien plötzlich, als sei alles leicht und einfach, wenn nur Thore an ihrer Seite war. Wer konnte ihn überwinden, diesen großen, bärtigen Kerl mit den blitzenden blaugrauen Augen? In seinen Armen war sie geborgen, sein Lachen, das durch den Wald dröhnte, war so ansteckend, und seine zärtlichen Hände erfüllten alle ihre Sehnsüchte. Sogar ihre Spottlust erwachte wieder aufs Neue.
    „Der Wein stammt wohl auch aus dem Land der Wikinger“, fragte sie verschmitzt.
    „Ehrlich erkämpftes Beutegut – ein Händler auf der Seine hat den Kameraden einige Schläuche überlassen“, gab er fröhlich zu und tat einen tiefen Zug.
    „Wilhelm hält sich vorerst zurück“, berichtete er weiter und wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab. „Wir wissen ziemlich genau, was er unternimmt, denn unsere Späher sind flink. Er hat uns nicht umsonst ein Friedensangebot gemacht – er fühlt sich unsicher, denn bevor er an einen neuen Angriff denken kann, muss er zuerst seine Krieger wieder versammeln. Wahrscheinlich verschiebt er die Kämpfe sogar auf den Frühling, es ist längst zu kalt und zu nass für ihn. Seine kostbaren Kettenpanzer werden rostig, wenn er im Regen damit herumläuft!“
    Sie trank einen großen Schluck Wein und lachte über seinen Scherz. Thores Stirn und Wangen glühten jetzt, und er sah sie voller Begehren an, während er weitersprach.
    „Wenn die Palisadenwand erst geschlossen ist, werden wir einen Graben darum ausheben, und dann werden die Häuser gebaut. Das größte und schönste wird unseres sein, Rodena. Ich werde es selbst errichten, jeder Stamm, jedes Brett wird die Spuren meiner Axt tragen, und für unsere Feuerstelle werde ich Granitgestein vom Meer hinüberbringen.“
    Er hatte sein Gewand wieder angelegt, doch sie fühlte die kräftigen Muskeln durch den Stoff hindurch, als sie zärtlich über seine Brust strich.
    „Und was werde ich dabei zu tun haben?“
    „Nichts“, gab er ernst zurück. „Der Mann baut das Haus, damit die Frau darin herrschen kann. Deine Arbeit beginnt dann, wenn die meine beendet ist.“
    „Soll das heißen, dass du dich nur noch von mir bedienen lässt, sobald das Haus fertig ist?“
    „Ein wenig Holz hacken und vielleicht ein paar Fische fangen. Der Rest bleibt für dich, meine fleißige Druidin! Aber sorge dicht nicht, es ist ein Bachlauf in der Nähe, so wirst du nicht weit laufen müssen, um mir das Wasser zu holen.“
    Sie hatte das Murmeln des Baches bisher nicht vernommen, denn der Lärm der Äxte und der fallenden Stämme hatte es übertönt. Jetzt aber drang es leise an ihre Ohren, und obgleich es weit entfernt schien, glaubte sie, die Stimme ihrer Göttin zu hören. Die glückliche Stimmung zerriss plötzlich, und ihr war, als sei sie eben aus einem schönen Traum erwacht.
    Nachdenklich schob sie die Gräten auf dem Stein hin und her.
    „Weshalb sprichst du nicht von Wilhelms Angebot zu mir, Thore? Nach allem, was ich hörte, erschien es mir gar nicht übel?“
    Er blitzte sie mit grauen Augen zornig an. „Er verlangte die Unterwerfung“, grollte er. „Willst du, dass ich Wilhelms Vasall werde?“
    „Aber was ist so schlimm daran? Du wärest Herr dieses Landes und schuldetest Wilhelm dafür nichts weiter als deine Waffenhilfe.“
    Vermutlich hatten ihm das auch seine Kameraden erzählt, denn sie sah, dass er die Augen verdrehte.
    „Du redest wie ein kurzsichtiges Weib, Rodena. Ich hätte mehr Klugheit von dir erwartet“, blaffte er sie an. „Willst du mich vor Wilhelm auf den Knien sehen? Soll ich meine Götter verraten? Soll ich mich in Gehorsam vor meinen Lehnsherrn üben aus Furcht, er könne mir mein Land wieder fortnehmen, um es an einen anderen zu geben? Wie kannst du überhaupt solch eine Frage stellen!“
    Er fasste sie bei beiden Handgelenken, als könne er damit seinen Worten mehr Gewicht verleihen, aber Rodena war dennoch unsicher, ob er die ganze Wahrheit sprach.
    „Du hast mir verschwiegen, dass Wilhelm eine besondere Bedingung stellte. Er verlangte

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