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In den Fesseln des Wikingers

In den Fesseln des Wikingers

Titel: In den Fesseln des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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tiefliegenden Augen und verschlagenen Gesichtszügen.
    „Wilhelm Langschwert, der Herzog der Normandie, will ein Gespräch mit dir führen“, sagte der Ältere in verhaltenem Ton. Thore antwortete nicht gleich, sondern beobachtete den Strand, um zu erkennen, ob sich dort Kämpfer aufhielten. Es war niemand zu sehen – dennoch konnten sie nicht weit sein.
    Der junge Bursche schien sich über die Verzögerung zu ärgern, er schnaubte und ergriff das Wort. „Falls du nicht einwilligst, wird unser Herr dich mit seinen Reitern angreifen, und dieses Mal werden wir euch ins Meer treiben wie ein Rudel stinkender Seehunde.“
    „Halt’s Maul“, zischte der Ältere ihm zu und trat ihm gegen das Schienbein.
    „Sollen wir diesem Wikinger Honig ums Maul schmieren und vor ihm im Sand kriechen?“, wehrte sich der junge Kerl.
    Thore sah, wie der Ältere blass wurde, und er musste sich das Grinsen verbeißen. Für solch einen Satz konnten einem Boten leicht die Ohren abgeschnitten werden.
    „Sagt Wilhelm Langschwert, dass wir seine Kämpfer von ihren Rössern werfen und ihnen die Bruche mit nassem Schlick füllen werden. Wenn er jedoch mit mir verhandeln will, so bin ich dazu bereit.“
    „Mein Herr schlägt vor ...“, begann der Ältere eilig.
    Doch Thore brachte ihn mit einer energischen Armbewegung zum Schweigen. Er war es, der die Bedingungen stellte.
    „Ich werde mit zwanzig meiner Getreuen in Sichtweite meiner Männer auf ihn warten. Wenn Wilhelm Langschwert es ernst meint, wird er uns mit ebenfalls zwanzig Männern entgegenkommen, und zwar zu Fuß. Dann wird gesagt werden, was zu sagen ist.“
    Er bedeutete den beiden, dass sie gehen konnten, und sie zogen sich eilig zu ihren Pferden zurück, nahmen die Waffen auf und ritten in den Nebel davon.
    Thore ließ die Wachen ringsum verstärken, auch zum Grasland hin, denn man konnte nie wissen, ob der Kerl, der sich Herzog der Normandie nannte, nicht eine Kriegslist ersonnen hatte. Er war ein Wikinger, wie Thore selbst, und würde keine Gelegenheit vorübergehen lassen, eine Nachlässigkeit seines Gegners auszunutzen.
    Rodena stand zwischen den Männern, den Hals gereckt, und hatte die beiden Boten genau betrachtet. Sie schien aufgeregt, und er ging zu ihr hinüber, um sie zu beruhigen.
    „Wenn er es ernst meint, werden wir uns vielleicht einigen“, sagte er leise.
    „Sei vorsichtig“, warnte sie. „Er ist ein Wolf, du darfst ihm nicht trauen.“
    Er lachte sie aus – weshalb war sie nur immer so ängstlich? Er wusste, dass ihre Göttin ihr das Schicksal offenbarte, und früher hatte er sogar geglaubt, dieses Wissen könne ihm nützlich sein. Doch das war ein Irrtum gewesen, denn ein Mann schuf sich sein Schicksal selbst. Er würde Rodena nicht von ihrer Göttin trennen können, das hatte er eingesehen, er wollte es auch nicht, denn er liebte Rodena. Aber eines Tages würde er dieser Quellgöttin einige deutliche Worte aus dem Mund eines Wikingers zukommen lassen.
    Nur kurze Zeit später kehrten die Boten zurück und überbrachten die Nachricht, dass Wilhelm Langschwert bereit war, auf Thores Bedingungen einzugehen. Es gab einige geringfügige Änderungen, Wilhelm wünschte nicht zwanzig, sondern nur fünfzehn Begleiter, und er forderte, dass man während der Gespräche die Waffen niederlegte. Thore hatte keine Lust auf ein langes Hin und Her – er willigte ein.
    Als er mit seinen Getreuen langsam am Strand entlang nach Osten ging, spürte er Rodenas besorgten Blick im Nacken, und er wappnete sich gegen allerlei Tücken, die der Herr der Normandie möglicherweise für ihn bereithielt.
    Wie verabredet kamen ihm fünfzehn Männer zu Fuß entgegen, der sechzehnte war Wilhelm Langschwert selbst, ein groß gewachsener Mann mit blondem Bart, in den sich schon einige graue Fäden mischten. Die Normannen trugen Kettenpanzer und Helme und waren mit Schwertern und Spießen bewaffnet. Insgeheim bewunderte Thore diese großartigen Rüstungen, denn er und seine Männer waren es gewohnt, nur mit einem ledernen Obergewand oder sogar mit bloßem Oberkörper in den Kampf zu gehen. Wenn er erst Herr dieses Landes war, würde er sich und seine Männer auch besser rüsten.
    Er war dem Herzog der Normandie während des Kampfes einige Male begegnet, doch niemals war es ihm gelungen, ihn direkt herauszufordern. Wilhelm mochte gut zehn Jahre älter sein als er selbst, er war ein erfahrener Kämpfer, der seine Chancen nutzte und unbarmherzig zuschlug. Thore hatte es sehr bedauert, sich

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